Roeser Bürgermeister Tom Jungen: CGDIS ist eine „sinnvolle Kräftebündelung“

Roeser Bürgermeister Tom Jungen: CGDIS ist eine „sinnvolle Kräftebündelung“

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Zusammen mit seinem Petinger Amtskollegen Pierre Mellina (CSV) vertritt der Roeser Bürgermeister Tom Jungen (LSAP) die Gemeinden der „Zone SUD“ im Verwaltungsrat des neu geschaffenen CGDIS („Corps grand-ducal d’incendie et de secours“). Wir sprachen mit dem einstigen leidenschaftlichen Feuerwehrmann über seine neue Aufgabe.

Zur Person

Tom Jungen, der seit vielen Jahren in Peppingen lebt, wurde am 14. Mai 1976 in Luxemburg geboren. Er wuchs in Crauthem auf und besuchte auch dort die Grundschule.

Den Sekundarunterricht absolvierte er am „Lycée technique des arts et métiers“, wo er zum Elektromechaniker ausgebildet wurde. Die erste Berufserfahrung sammelte Jungen während vier Jahren bei den „Soutirages luxembourgeois“ in Rosport. 1999 stieß er zum OGBL, wo er heute für die Betreuung der einzelnen Sektionen zuständig ist. 1999 kandidierte er erstmals für die LSAP in Roeser. 2001 kam er in den Schöffenrat und seit 2008 ist er Bürgermeister der Südgemeinde.

Jungen kann sich die Verbindung von Bürgermeister- und Abgeordnetenmandat für sich persönlich nicht vorstellen und verzichtete daher auch auf eine Kandidatur bei den kommenden Legislativwahlen.

Tageblatt: Dass gerade Sie einer der beiden Vertreter der Südgemeinden im CGDIS-Verwaltungsrat sind, ist eigentlich nicht verwunderlich. Mit der lokalen Roeser Feuerwehr verbindet Sie ja so einiges.

Tom Jungen: Das stimmt! Ich habe bereits sehr früh Bekanntschaft mit der Wehr gemacht. Bereits mit neun Jahren stieß ich 1985 zur Jugendfeuerwehr. Als ich 16 war, wechselte ich zum aktiven Dienst über. Mit 17 wurde ich Sekretär der Roeser Wehr. Als ich später mein Schöffenratsmandat in der Gemeinde antrat, blieb mir leider nicht mehr genug Zeit dazu, so dass ich mein Sekretärsamt aufgab und mich nach und nach auch von meinem aktiven Dienst als Feuerwehrmann verabschieden musste. Dennoch bin auch jetzt noch ab und zu aktiv, wenn es um die Unterstützung der Wehr bei Veranstaltungen wie etwa dem ‚Buergbrennen‘ oder dem jährlichen Sicherheitstag geht.

Welche Einsätze sind Ihnen denn bis heute noch in Erinnerung geblieben?

Da gibt es eine ganze Reihe. Am spektakulärsten war wohl der Großbrand bei „Culifrance“ in Liwingen. Das war mein erster großer Einsatz und in der ganzen Aufregung hatte ich sogar meine Stiefel vergessen.

Aber auch an andere Brände erinnere ich mich zurück, genauso wie an zahlreiche Unfälle, hauptsächlich auf der A3. Ich war Feuerwehrmann durch und durch, aber ich hätte niemals mit der Ambulanz unterwegs sein können, die Bilder von Schwerverletzten hätte ich leider nicht gut ertragen können.

Hat diese Verbundenheit zur Feuerwehr mit dazu beigetragen, dass Sie sich als Kandidat für den Verwaltungsratsposten im CGDIS bewarben?

Ganz klar: Ja! Weil ich eben der Feuerwehr so nahe stehe, habe ich mich von Anfang an für die Reform im Rettungswesen starkgemacht. In Roeser haben wir zwar eine sehr gute Situation, was diesen Dienst angeht, aber ich weiß, dass es in anderen Ecken des Landes nicht so rosig aussieht.

Deshalb wurde es auch höchste Zeit, dass diese Reform, die Minister Dan Kersch seit Anfang der Legislaturperiode mit Hochdruck vorangetrieben hat, umgesetzt wurde. Als dann ersichtlich wurde, dass der Verwaltungsrat paritätisch aus Vertretern des Staates und der Gemeinden zusammengesetzt werden sollte, habe ich recht früh den Finger ausgestreckt und mein Interesse bekundet. Jetzt ist die Reform in Kraft getreten, das „Corps grand-ducal“ geschaffen, doch damit ist es nicht getan. Nun muss das Ganze mit Leben erfüllt werden, die Arbeit geht erst richtig los!

Wie setzt sich der Verwaltungsrat des CGDIS denn eigentlich zusammen?

Es gibt insgesamt 16 Mitglieder, acht als Vertreter des Staates und acht der Gemeinden. Dazu zählt automatisch ein Posten, den die Stadt Luxemburg, weil sie über eine Berufsfeuerwehr verfügt, erhält. Die sieben weiteren sind auf die vier Landeszonen, in denen das CGDIS aufgeteilt ist, verteilt: Süden, Zentrum, Osten und Norden. Da bereits ein Posten auf die Hauptstadt entfällt, bleiben im Zentrum einer und in den drei übrigen jeweils zwei. Die „Zone SUD“ setzt sich aus drei regionalen Zentren zusammen. Belval, das Korntal und das Zentrum „Ginzebierg“ mit den Gemeinden Düdelingen, Bettemburg, Kayl, Rümelingen, Frisingen, Roeser und Weiler, dessen Vertreter im Verwaltungsrat ich nun bin. Es lagen fünf Kandidaturen für die zwei Posten in der „Zone SUD“ vor. Neben mir wurde auch der Petinger Bürgermeister Pierre Mellina gewählt. Die Mandatszeit erstreckt sich eigentlich über sechs Jahre, da sie aber an die Gemeinderatswahlen gebunden ist, sind es eigentlich nur noch fünf Jahre.

Welche großen Vorteile sehen Sie in dieser neuen Struktur des Luxemburger Rettungswesens?

Es ist so, dass es mancherorts Probleme gab, noch ausreichend Freiwillige zu finden um einen guten Rettungsdienst zu gewährleisten. Das Problem bestand weniger bei den Feuerwehren denn bei den Freiwilligen der „Protection civile“. Das hängt damit zusammen, dass bei letztgenanntem Dienst doch etwas mehr Einsatz gefordert war, weil die Frequenz der Einsätze viel höher ist. Durch das Bündeln der Kräfte kann jetzt die ganze Bandweite der Rettungseinsätze besser abgedeckt werden.

Die Feuerwehren wurden – wie der Name es sagt – vor langer Zeit geschaffen, um Brände zu bekämpfen. Doch Feuer macht heute nur noch einen Bruchteil der Einsätze aus, zu denen sie gerufen wird. Die technischen Einsätze haben stark zugenommen. Diese sinnvolle Kräftebündelung trägt dazu bei, das Volontariat, das immer noch die Hauptstütze im Rettungswesen bleibt, abzusichern.

Wie weit ist diese Kräftebündelung denn inzwischen schon vorangeschritten?

Es war den meisten Betroffenen schon lange klar, dass eine Änderung kommen würde. Die Reform ging ja auch von der Basis aus und es wurde bereits viel Vorarbeit geleistet, ehe es am 27. März zur Verabschiedung des Gesetzprojektes zur Schaffung des CGDIS kam. Anders wäre es auch nicht möglich gewesen, bis Juni das Ganze umzusetzen. Dass das so gut geklappt hat, liegt daran, dass schon im Vorfeld gezielt bei Einsätzen auf gemeinsames Vorgehen gesetzt wurde. Die Einsätze etwa bei dem Großbrand in Esch, bei den dramatischen Überschwemmungen im Müllerthal oder auch dem Waldbrand im Ösling haben gezeigt, dass die Zusammenarbeit, die Kräftebündelung, bereits sehr gut funktioniert.

Das luxemburgische Rettungswesen basiert, was bereits angeklungen ist, vor allem auf dem Volontariat. Was wollen Sie tun, um den Freiwilligendienst attraktiver zu gestalten?

Da gibt es sicherlich einige Möglichkeiten. Als Gemeindeverantwortliche haben wir beispielsweise immer darauf geachtet, bei Neueinstellungen – soweit die Qualifikation der verschiedenen Kandidaten dieselbe war – denjenigen den Vorzug zu geben, die bei unserer Feuerwehr aktiv waren. Und ihn natürlich auch freizustellen – sofern möglich –, wenn es während der Arbeitszeit zu einem Einsatz kam. Dies wird auch in vielen anderen Gemeinden so gehandhabt.

Leider ist dies in privaten Betrieben weniger häufig der Fall. In diesem Sinne müssten auch diese hier Verantwortung übernehmen. Doch auch der CGDIS selbst muss für mehr Attraktivität, unter anderem durch materielle Vergünstigungen wie etwa einer erhöhten Entschädigung für den Bereitschaftsdienst, der jetzt beim symbolischen Euro die Stunde liegt, sorgen.