Riesen-Eisberg treibt aufs Meer hinaus

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Der riesige Eisberg, der im Juli in der Antarktis abgebrochen ist, hat sich in Bewegung gesetzt.

Der gigantische Eisberg A68 treibt aufs Meer hinaus. Satellitenbilder der europäischen Raumfahrtagentur Esa vom 16. September zeigen, dass eine 18 Kilometer große Lücke zwischen dem Eisberg und dem Larsen-C-Schelfeis entstanden ist. A68 ist einer der größten Eisberge, die je beobachtet wurden. Er wiegt nach Angaben von Experten des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts mehr als eine Gigatonne und hat eine Fläche von 5800 Quadratkilometern. Der Eisberg war im Juli in der Westantarktis abgebrochen und hatte sich über Wochen kaum von der Stelle bewegt.

Inwieweit der Klimawandel eine Rolle beim Abbruch des Eisberges gespielt hat, ist nach Forscherangaben unklar. Insgesamt gebe es jedoch seit rund 30 Jahren eine Serie ungewöhnlicher Zusammenbrüche von Eisschelfen in der Region, schreibt das US-Forschungszentrum für Schnee und Eis (NSIDC) in einem Faktenhintergrund. Nach Meinung vieler Forscher könne das mit der Erderwärmung zusammenhängen.

Unter Spannung

Der nun abgebrochene Koloss war bislang ein Teil vom Larsen-C-Schelfeis. Schelfeis schwimmt auf dem Meer und wird von großen Gletschern gespeist. Es wächst somit immer weiter ins Meer und bricht regelmäßig ab. Das Larsen-C-Schelfeis liegt südlich von Südamerika fast an der Spitze der antarktischen Halbinsel.

Nördlich dieses Schelfeises war das Gleichgewicht von Wachsen und Abbrechen vor einigen Jahren gestört. Ein komplettes Schelfeis sei dort zerfallen, schreibt AWI-Forscherin Daniela Jansen. Es spreche einiges dafür, dass auch das Larsen-C-Schelfeis in Gefahr sei, denn die vordere Kante habe sich noch nie so weit zurückgezogen wie derzeit. Zudem stehe die Eisplatte unter Spannung und könne zerfallen, falls an einer Schlüsselstelle ein Stück abbreche.

A68 ist einer der größten Eisberge, die je gesichtet wurden. Foto: Copernicus Sentinel/BAS–A. Fleming/ESA/dpa

 

Das Schmelzen von Schelfeis und Eisberg erhöht den Meeresspiegel nicht, da sie auf dem Wasser schwimmen und Eis so viel Wasser verdrängt, wie es nach dem Schmelzen selbst ergibt. Allerdings führt der Verlust des Schelfeises dazu, dass die Gletscher direkt ins Meer münden und viel schneller abfließen können als vorher. Das könnte den Meeresspiegel eventuell erhöhen, allerdings nur im geringem Maße, schreibt das britische Forschungsprojekt zur Beobachtung der Antarktis (Midas).

Das Larsen-C-Schelfeis ist nach AWI-Angaben mit fast 50.000 Quadratkilometern das viertgrößte Schelfeis der Antarktis. Am Übergang vom Festland ist es bis zu 700 Meter dick, an der Vorderkante zum freien Ozean rund 200 Meter. Dort bricht es regelmäßig ab.

Auch wenn diese Forscher den Abbruch dieses gigantischen Eisbergs nicht auf den Klimawandel zurückführen, so sind in den vergangenen Jahrzehnten doch sehr viele Eisschelfe der Antarktischen Halbinsel zerfallen. Dieser lange Zipfel der Antarktis erstreckt sich Richtung Südamerika. Nach Daten des Forschungsprogramms British Antarctic Survey ist die Eisfläche der Antarktischen Halbinsel seit den 1950er Jahren um 28.000 Quadratkilometer zurückgegangen. Zum Rückgang habe der Temperaturanstieg beigetragen. Die Antarktische Halbinsel habe sich in den vergangen 50 Jahren um rund drei Grad erwärmt und zähle damit zu den Gebieten, in denen die Temperatur am schnellsten steige.