Rad-WM: Bob Jungels will in die Top 10

Rad-WM: Bob Jungels will in die Top 10

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Bob Jungels geht am Mittwoch um 15.23.30 Uhr an den Start des WM-Einzelzeitfahrens der Elite. Auf den 52,2 km von Rattenberg nach Innsbruck ist der Holländer Tom Dumoulin der große Favorit. Jungels peilt mindestens eine Top-10-Platzierung an.

Von Petz Lahure aus Innsbruck

Bob Jungels will am Mittwoch beim Weltmeisterschafts-Einzelzeitfahren der Elite die blendende Form nutzen, die ihm und seiner Mannschaft Quick-Step am Sonntag zur Goldmedaille im Teamwettbewerb verholfen hat. Ziel des einzigen Luxemburgers am Start des 52,1 km langen Rennens ist ein Top-Ten-Platz, doch insgeheim hofft er, unter die fünf Besten zu fahren. Die Aussichten, den Sprung nahe an (oder gar auf) das Treppchen zu schaffen, sind so gut wie noch nie.

Jungels, der nach der Tour de France abschaltete und den Saisonschluss danach langsam, aber kontinuierlich vorbereitete, scheint genau im richtigen Moment in der Verfassung zu sein, die auf ein Ausnahmeresultat hoffen lässt. „Ich fühle mich ausgezeichnet, an den Bedingungen ist nichts auszusetzen, und der Mannschaftssieg wirkt sich positiv auf die Moral aus“, meinte er am Sonntag nach der Siegerehrung in der Mixed Zone.

„Bob ist physisch und psychisch gut drauf“

Da aber jedes Rennen anders ist, kann man nur hoffen, dass es auch am Mittwoch für Jungels nach Plan läuft. „Wir waren am Montag und am Dienstag auf der Strecke“, so Nationaltrainer Christian Swietlik. „Der Anstieg ist sehr schwer, Bob ist physisch und psychisch gut drauf. Die andern haben bei der Vorbereitung auch nichts unterlassen. Es wird einen Kampf auf Augenhöhe geben. Wir peilen ein Top-10-Ergebnis an und hoffen auf einen guten Tag.“ Bob Jungels bestreitet schon seine vierte Elite-WM. Im Jahr 2013 in Florenz belegte er den 33. Rang, 2016 in Doha war er 10. und letztes Jahr in Bergen 11.

Bei näherer Analyse der Wertung von Bergen fällt auf, dass Bob Jungels dort zwar nicht in die Top-Ten fuhr, aber nur 21 Sekunden langsamer war als der Fünfte (Vasil Kiryienka) und ihm lediglich 28″ fehlten, um als Dritter (Chris Froome) aufs Podium zu steigen.

„Dumoulin und Dennis sind unantastbar“

Von den ersten zehn Fahrern des letzten Jahres sind Primoz Roglic (2.), Chris Froome (3.) und Gianni Moscon (6.) aus unterschiedlichen Gründen nicht dabei. Überraschungsstarter ist der Straßenweltmeister von Ponferrada 2014, Michal Kwiatkowski, als großer Favorit aber gilt Titelverteidiger Tom Dumoulin, der vor 12 Monaten fast eine Minute Vorsprung auf den Zweiten herausfuhr und auch diesmal kaum gefährdet scheint. „Dumoulin und Dennis sind unantastbar“, sagt der mehrfache frühere Weltmeister Tony Martin, „ich kämpfe um den Bronzeplatz, aber für den kommen gut zehn Konkurrenten in Frage.“

Das Rennen wird um 14.10 Uhr vom Holländer Wilco Kelderman eröffnet, als Schlussfahrer startet sein Landsmann Tom Dumoulin um 15.40 Uhr. Die Fahrer werden in einem Abstand von anderthalb Minuten auf die 52,2 km lange Strecke geschickt. Bob Jungels verlässt das Starthäuschen als Zwölftletzter der 61 eingeschriebenen Fahrer um 15.23.30 Uhr. Vor ihm startet der Neuseeländer Patrick Bevin (15.22.00), hinter ihm der Brite Alex Dowsett (15.25.00).


Der Kommentar: Gratis-Radsport? Denkste!

Die letzte Bastion des Gratissports für den Zuschauer ist im Fallen. Wer in Innsbruck bei der Radsport-Weltmeisterschaft im Zielbereich dabei sein will, muss in die Tasche greifen, an verschiedenen Tagen sogar sehr tief. Touristen, die sich seit Sonntag in der Innsbrucker Altstadt am „Goldenen Dachl“ vorbei Richtung Dom bemühen und von den Lautsprecherdurchsagen aufgemuntert werden, einen Blick auf das Szenario vor der Hofburg zu werfen, laufen sich an Sichtschutzplanen und Security-Beamten den Kopf ein.

Der in der Regel für das Publikum frei zugängliche Radsport wurde von den lokalen WM-Veranstaltern mit dem Segen der UCI in kommerzielle Schranken verwiesen. Der Besuch der Veranstaltung kostet, was so manchen potenziellen Zuschauer, und das zu Recht, verärgert. Um die Ankunft der Einzelzeitfahrer Mittwoch im Rennweg (so heißt die Straße, wo sich das Ziel befindet, wirklich!) live mitzuerleben, muss der Radsportfan 18 Euro auf den Tisch blättern, ein Ticket im VIP-Bereich kostet 240 Euro.

Am Samstag, beim Straßenrennen der Damen, klettern die Preise auf 23 Euro pro Kopf für Normalsterbliche und auf 420 Euro für einen VIP-Platz, am Sonntag beim Hauptrennen der Männer gar auf 28 bzw. 450 Euro. Das Ganze ist natürlich auch im Paket zu haben. Für ein Wochenticket müssen 98 Euro berappt werden, das entsprechende VIP-Abonnement kostet 1.950 Euro. Die vielen Kritiken kontern die Veranstalter mit dem fadenscheinigen Argument, jederzeit im Bilde sein zu müssen, wie viele Zuschauer sich im Zielbereich befinden. Außerdem seien die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel und der Zugang zum Rahmenprogramm inbegriffen.

Dass bei diesen Preisen (112 Euro am Sonntag für eine vierköpfige Familie) viele Leute den Kopf schütteln, „Nein, danke“ sagen, verbittert umdrehen, den Zug nehmen und sich das Ganze in einem Berghotel vor dem Fernseher bei einem Kaiserschmarrn ansehen, ist normal. Jeder wehrt sich halt auf seine Art!

roger wohlfart
29. September 2018 - 10.45

Am besten verfolgt man diese WM und überhaupt grosse Sportereignisse heutzutage im Fernseher. Es ist billiger, bequemer, man bekommt Grossaufnahmen von den Sportlern im vollen Kraftaufwand gezeigt inklusive fachmännischer Kommentare. Natürlich fehlt etwas wesentliches, die unbeschreibliche Atmosphäre vor Ort. Aber mit etwas Fantasie kann man sich die, mitten im Gedränge, auch auf der Couch im gemütlichen Zuhause vorstellen. Ausserdem ist man den Launen des Wetters nicht ausgesetzt und man spart eine Menge Geld und Nerven, besonders wenn man alter ist.