EU-ReformQualität von Leitungswasser soll (noch) besser werden

EU-Reform / Qualität von Leitungswasser soll (noch) besser werden
Leitungswasser ist in vielerlei Hinsicht die bessere Alternative zu Wasser aus der Plastikflasche Foto: Fotolia/Juri Samsonov

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Die Qualität des Trinkwassers in der Europäischen Union soll weiter verbessert werden. Darauf einigten sich Vertreter des Europäischen Parlaments (EP), des EU-Rates sowie der Kommission in der Nacht zum Donnerstag im Rahmen ihrer Verhandlungen über eine Reform der EU-Trinkwasserrichtlinie.

„Es war an der Zeit, die mittlerweile 20 Jahre alte europäische Trinkwasserrichtlinie zu überarbeiten“, sagte uns ein leicht übernächtigter Christophe Hansen. Bis spät in die Nacht hinein hat der luxemburgische EVP-Europaabgeordneter als Berichterstatter des EP federführend an dem Reformwerk mit verhandelt. Allein der technische Fortschritt bringe mit sich, dass einiges zur Verbesserung der Qualität des Trinkwassers getan werden könne. So werden mittlerweile mehr Schadstoffe erkannt, was mit sich bringt, dass die Liste der künftig zu kontrollierenden Stoffe im Trinkwasser um 18 neue oder überarbeitete Parameter aufgestockt wurde.

Dazu zählen etwa drei hormonaktive Stoffe, sogenannte endokrine Disruptoren wie Bisphenol A, die negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben und sich auf die Reproduktionsfähigkeit auswirken können. Neu wird auch die Erkennung von Mikroplastik in Leitungswasser sein, wie Christophe Hansen weiter erklärte. Dazu soll in den kommenden drei Jahren eine Testmethode ausgearbeitet werden, die EU-weit gelten wird.

„right4water“

Vor allem wird der Grenzwert für im Leitungswasser enthaltenes Blei halbiert, von derzeit 0,01 auf nur noch 0,005 mg pro Liter. Das hat insbesondere Auswirkungen darauf, welche Materialien für Leitungen und Wasserhähne gebraucht werden dürfen. Dazu sei eine Positivliste von zu verwendenden Produkten erstellt worden, so der CSV-Politiker.

Die Reform geht ebenfalls auf die Forderung der Initiatoren der ersten europäischen Bürgerinitiative „right4water“ ein, die unter anderem den Zugang für alle zu sauberem Trinkwasser gefordert hatte. In der EU gebe es schätzungsweise 6 bis 8 Millionen Menschen wie Obdachlose oder Angehörige der Roma, die keinen dauerhaften Zugang zu Trinkwasser haben, erklärt Christophe Hansen. Dadurch könnten für diese Menschen insbesondere gesundheitliche Probleme erwachsen. Während die EU-Mitgliedstaaten nur auf freiwilliger Basis Außeninstallationen für Trinkwasser bereitstellen wollten, setzten die EU-Parlamentarier durch, dass dies verbindlich geschehen müsse.

Weniger Plastikflaschen 

Um das Vertrauen der Bürger in die Qualität des Leitungswassers zu verbessern, soll der Zugang zu  Informationen über dasselbe erleichtert werden. Online sollen daher nicht nur Angaben über die Qualität des Wassers, sondern auch die Preisstruktur einsehbar werden. Dahinter steckt auch das Ziel, die Bürger dazu zu bringen, mehr Leitungswasser zu nutzen, anstatt Wasser aus Plastikflaschen. Dadurch würde nicht nur unnützer Müll vermieden, die Verbraucher könnten auch Geld sparen, so Christophe Hansen. Er rechnet vor, dass man für den Preis von einem Wasser aus der Plastikflasche, je nach Wohnort 500 bis 700 Liter frei Haus geliefert bekäme.

Zudem trage der Gebrauch von Leitungswasser zum Kampf gegen den Klimawandel bei, wofür der EVP-Politiker eine andere Rechnung aufmacht: Für die Herstellung eines Liters Leitungswasser werde 0,3 Milliliter Treibstoff benötigt, wohingegen man 150 bis 300 Milliliter Treibstoff brauche, um einen Liter Flaschenwasser zum Kunden zu bringen, so Christophe Hansen.

Kein kostenloses Leistungswasser

Dennoch wird es in Zukunft nicht dazu kommen, dass beispielsweise Restaurants dazu verpflichtet werden, ihrer Kundschaft Leitungswasser gratis zur Verfügung zu stellen. Sie werden dafür eine Gebühr verlangen dürfen. Immerhin müssen dazu genutzte Flaschen oder Krüge gereinigt werden und der Service müsse entgeltet werden, findet der EP-Abgeordnete.

Schließlich fordern die EP-Abgeordneten, dass etwas gegen lecke Wasserleitungen in der EU getan wird. Es gebe Mitgliedstaaten, in denen bis zu 70 Prozent des Wassers wegen defekter Leitungen im Erdboden versickern. In Zeiten wiederholter Trockenperioden und damit einhergehender Wasserknappheit müsse etwas getan werden, sagt Christophe Hansen. Luxemburg sei davon kaum betroffen. Ohnehin habe das Land eine gute Wasserversorgung, sodass sich die Wasserversorgung generell nur auf die in der revidierten Richtlinie enthaltenen Neuerungen einstellen müsste, so der EVP-Politiker.

Roderes
20. Dezember 2019 - 17.22

"Immerhin müssen dazu genutzte Flaschen oder Krüge gereinigt werden und der Service müsse entgeltet werden, findet der EP-Abgeordnete." Auch die Tischdecke muss gewaschen und gebügelt werden, die Blumen und Dekorationen müssen bezahlt werden und das Geschirr muss gewaschen werden, die Stühle abgestaubt usw. Vor 50 Jahren stand das in vielen Ländern auch alles separat zusätzlich auf der Rechnung. Tempi passati.