Plötzlich Pädagoge: Meisch behebt den Personalmangel durch Quereinsteiger

Plötzlich Pädagoge: Meisch behebt den Personalmangel durch Quereinsteiger

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Vor genau einem Jahr schlugen Schulen Alarm. Es fehlte überall an Lehrpersonal. Bildungsminister Claude Meisch reagierte und ließ ein Gesetz erarbeiten, das den Zugang zum Lehrerberuf vereinfacht. Eigentlich nur eine temporäre Maßnahme, so heißt es. Eigentlich.

Thierry Hoffmann* wollte Geschichtslehrer werden. Er hat in diesem Jahr seinen Bachelor-Abschluss absolviert und peilte die nächste Etappe an, den Master-Studiengang. Doch dann änderte sich sein Lebensplan.

Die Chamber verabschiedete im Juni das sogenannte Quereinsteigergesetz. Es ermöglicht Bachelor-Absolventen ohne Lehramtabschluss den Zugang zum Lehrerberuf in der Grundschule. Die Kandidaten erhalten lediglich einen Crashkurs und sind dann Klassenlehrer. Und nach einer rund 200-stündigen berufsbegleitenden Fortbildung können sie sich dann ganz ohne Lehramtstudium dem „Concours“ stellen, um verbeamtet zu werden.

Für den angehenden Historiker war diese neue Option durchaus attraktiv. Auch wenn er sich noch alle Türen offen halten will. „Wenn ich merken sollte, dass es mir nicht gefällt, kann ich immer noch weiterstudieren.“

Hoffmann ist einer von 221 Quereinsteigern, die am Montag erstmals als Lehrer vor eine Klasse treten werden. Insgesamt sind laut Bildungsministerium 463 Quereinsteiger-Kandidaturen eingegangen. Das sind also deutlich mehr Kandidaturen, als es freie Lehrplätze gibt. Zusätzlich dazu sind 184 Lehramt-Absolventen eingestellt worden. „Wir sind in diesem Jahr in einer äußerst komfortablen Situation“, so Bildungsminister Claude Meisch (DP).

„Feuerwehrgesetz“

Das sah im vergangenen Jahr noch anders aus. Die Rentrée 2017 in der Grundschule wurde fast zum Fiasko. Das Ministerium stellte zu spät fest, dass es an Lehrkräften in den Grundschulen fehlte – und zwar deutlich. Schulen mussten improvisieren, Pläne umschreiben, ältere Lehrer reaktivieren.

Das sollte Bildungsminister Meisch nicht noch mal geschehen – vor allem nicht im Wahljahr. Also ließ er ein Gesetz ausarbeiten, das den Zugang zum Lehrerberuf vereinfachen sollte. „Ein Feuerwehrgesetz“, wie CSV-Abgeordnete Martine Hansen es bei der Verabschiedung im Parlament bezeichnete.

Den Gewerkschaften ist diese Liberalisierung des Lehrerberufs ein Dorn im Auge. Patrick Arendt, der Präsident des Bildungssyndikats SEW, nennt das Gesetz eine „Bankrotterklärung“. Hier werde an den Symptomen „rumgedoktert“, jedoch nicht an den Ursachen. Denn das Problem sei seit Längerem bekannt. Der Lehrerberuf verliere zunehmend an Attraktivität.

Der SEW-Präsident stellt zudem offen infrage, ob es wirklich keine Engpässe mehr gibt. Er spricht von „Hilferufen“ von Lehrerkollegen aus dem Ösling. Zahlen oder Namen kann er jedoch nicht nennen.

Doch Arendt befürchtet auch, dass das Gesetz, das eigentlich nur als temporäre Maßnahme gedacht ist, zur Dauerlösung wird. Denn eigentlich soll die Tür für Quereinsteiger nur fünf Jahre aufstehen – bis 2023. Doch auch das „Chargés“-Gesetz war ursprünglich nur eine temporäre Notlösung. Mittlerweile sind die „Chargés“ jedoch nicht mehr aus dem Schulbetrieb wegzudenken. Nach dem Motto: „Il n’y a que le provisoire qui dure.“ Der SEW-Präsident sieht dahinter eine schleichende Liberalisierung der öffentlichen Schule.

Auch Lucie André befürchtet, dass das Gesetz bleiben wird. Sie ist die Verfasserin einer Petition, die sich gegen das neue System der Quereinsteiger richtet. Sie hält die Kandidaten, die den klassischen Weg der Erziehungswissenschaften einschlagen, für benachteiligt. Diese müssten einen deutlichen Mehraufwand gegenüber den Quereinsteigern leisten für den gleichen Ertrag. „Eine Ungerechtigkeit“, so André. Als Folge würden noch weniger Studierende den Weg des Lehramts einschlagen.

Dauerhafte Lösung?

Claude Meisch beteuert, dass das Gesetz nach fünf Jahren definitiv auslaufen soll. Man werde versuchen, den Lehrerberuf wieder attraktiv zu gestalten, um mehr Studierende über den klassischen Weg des Lehramts auszubilden. Doch warum sollte nun gelingen, was in den vergangenen Jahren nicht gelang? Und wenn sich die Quereinsteiger möglicherweise sogar ganz ordentlich und brauchbar schlagen?

Denn streng genommen beruht der gesamte Sekundarstufenbereich seit jeher auf einem Quereinsteiger-System. Die angehenden Lehrer haben sich durch ein Studium in einem Fach spezialisiert – den pädagogischen Teil lernen sie erst berufsbegleitend. Ein Lehramtstudium für den Sekundarstufenbereich, wie es etwa in Deutschland besteht, gibt es im Großherzogtum nicht.

Wer sich dabei in Schulen umhört, erhält gemischte Reaktionen. Marc Pierrard, Präsident der Brill-Schule in Esch/Alzette, kann die Bedenken der Gewerkschaften nachvollziehen. „Es ist nicht gut, dass nun noch eine weitere Kategorie von Lehrern eingeführt wird. Das könnte das Klima verschlechtern.“ Auch müsse man bedenken, dass man als Grundschullehrer mit Kleinkindern arbeiten muss und dafür pädagogische Kenntnisse gefordert sind. Aber dennoch will er Meischs Gesetz nicht durchweg kritisieren. Es sei gut, dass reagiert wurde. Die Brill-Schule mit ihren 800 Schülern und rund 100 Lehrern sei bestens vorbereitet für die Rentrée. Ein Hilferuf höre man von ihm nicht.

*Name der Redaktion bekannt.

J.C. KEMP
15. September 2018 - 13.05

Ah, an aus wat sollen d'Spillsaachen da sin? Aus Holz oder Metall? Et gin nun emol Sécherheetsregelementer, déi esou Saache verbidden, Splittere, Spléiteren, Bemoolung, rauh Surfacen, déi nët ze botze sin, etc. A Plastik imposéiert sech eleng aus hygienësche Grënn. Déi dote Saachen daerfe vun Zäit zu Zäit emol an d'Spullmaschinn.

J.C. KEMP
15. September 2018 - 12.26

Demnächst Bus- an Taxischauffeure bei Cargolux a Luxair als Quereinsteiger-Piloten?

Realist
14. September 2018 - 15.29

Ech kennen eng Fra, déi laang Joeren eng Carrière an hirem Beruff gemaach huet, duerno Mamm vun 3 Kanner ginn ass an awer elo, wou déi scho méi grouss sinn, an enger "Maison-Relais" wollt schaffen. Ma Quetschen och. Do muss een Certificat'en a pädagogesch Brevêt'en hunn drop an derwidder. Wéi gesot: Net fir Unterricht ze haalen, mee just fir an enger Maison-Relais mat de Kanner den Hänschen-Klein ze sangen, während si mettes iëssen. An elo froën ech mech, ob dës "Quereinsteiger" dann elo och esou vill Stagen a Cours'en a pädagogesch Schoulunge noweise mussen, oder ob hei elo rëm mam Argument vun der "Urgence" Extrawurschten op Käschte vun de Kanner gebrode ginn. Eng Fro, déi ëm sou méi wichteg ass, well et hei jo awer ëm "richteg" Schoul geet, dh Bildungs- a Wëssensvermëttlung a Virbereedung op Secondaire, Uni, Beruff, etc. Sou ee "Master" oder "Bachelor" alleng mécht nach kee gudde Schoulmeeschter/Schouljoffer. Wann ech nach Kanner am "Fondamental" hätt wier ech jiddefalls net begeeschtert iwwer esou Experimenter.

Nomi
14. September 2018 - 11.31

Wann ech ob di Photo, uewen kucken, an gesinn so'u vill Plastik an Kannerhaenn, an am Mond, dann krei'en ech groo Hoor ! Plastik an den Kannerhaenn em mindestens 50% reduzei'eren !!!!!!! Sofort !!

Schwarze Null, Lodiblo
14. September 2018 - 9.52

Das hat der Meisch bei den Deutschen abgeschaut. Immer nur Bildung schreien und dann wird genau hier gespart. Mir egal, ich hab keine Kinder, aber später nicht Ärgern wenn die Konzerne, die heuer keine Steuern bezahlen, und die Ursache dieser Sparmassnahmen sind, Personal aus Asien einstellen und unsere Jugend auf der Strecke bleibt. Aber die DP Wähler sind ja keine armen Leute, bei denen können 3 Generationen locker ohne Einkommen überleben:-)))