Digitaler Atlas Pioniere ihres Fachs: Luxemburger stellen weltweit ersten digitalen Stadt-Atlas online

Digitaler Atlas  / Pioniere ihres Fachs: Luxemburger stellen weltweit ersten digitalen Stadt-Atlas online
In dem digitalen Atlas wird z.B. erkennbar, dass sich früher hauptsächlich Weizenfelder im heutigen Europaviertel befanden Foto: Screenshot luxatlas.lu

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In Zusammenarbeit mit der Stadt Luxemburg hat die Uni.lu am 28. November ihr neues Projekt „Luxatlas“ vorgestellt: Seit 2016 arbeiten sie an einem digitalen Stadt-Atlas, der in dieser Form weltweit einzigartig ist. Über die Webseite wird die Entwicklung der Geschichte für jedermann interaktiv erkundbar. 

Es ist nicht immer einfach, sich über die Geschichte und die historische Entwicklung einer Stadt genauer zu informieren. Meist ist dies nur in Museen, bei Städteführungen, über größere Karten oder Einträge in Enzyklopädien möglich. Dabei ist es oft schwierig, die Menge an erhaltenen Informationen innerhalb kürzester Zeit festzuhalten. In Zusammenarbeit mit der Stadt Luxemburg hat die Universität nun einen digitalen Atlas veröffentlicht, der es Benutzern ermöglicht, die Entwicklung der Hauptstadt ab 1820 zu verfolgen und sich die Geschichte hinter den historischen Bauten erläutern zu lassen.

„Die Nutzer können von überall auf diesen Atlas zugreifen“, erklärt Martin Uhrmacher, Leiter des Projekts. „Es wird lediglich eine Internetverbindung benötigt. Dann können Nutzer über Smartphone, Laptop oder Tablet die Hauptstadt des Großherzogtums kennenlernen“. Auf der Webseite www.luxatlas.lu können User diese besonderen Features genießen. Wird ihnen anfangs noch ein Luftbild der Stadt von 2017 mit der Geschichte hinter den Gebäuden gezeigt, so haben die Nutzer unter anderem die Möglichkeit, ein Urkataster der 1820er Jahre mit den Stadtplänen von 1862/67, 1962/63 und 2017 zu vergleichen. Spielend leicht erkennen die Nutzer, dass das heute bekannte Europaviertel vor etwa zwei Jahrhunderten noch nichts weiter als einfache Ackerfläche war.

Genaue Anpassung der Karten

Gerade diese Lupenfunktion des „Luxatlas“ hat die Erfinder eine Menge Zeit gekostet. Die jeweiligen Karten wurden derart penibel angepasst, dass man die Pläne der verschiedenen Jahrhunderte übereinanderlegen kann, ohne Unterschiede im Grundriss von Gebäuden zu erkennen. „Die Karten aus den verschiedenen Jahren waren teilweise fehlerhaft oder verzerrt. Die größte Arbeit bestand darin, die Karten so anzupassen, dass man jedes einzelne Haus sozusagen aufeinanderlegen kann, ohne Unterschiede zu sehen.“  

Insgesamt verfügen über 500 Städte in Europa einen Stadt-Atlas, in digitaler Version sind die Luxemburger jedoch Pioniere ihres Fachs. „Es ist der erste Städteatlas, der rein digital und interaktiv ist“, erklärt der Historiker. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass er lediglich digital erscheinen soll. Die Digitalisierung bietet viele Vorteile: Das Werk ist u.a. für jedermann zugänglich und kann an welchem Ort auch immer genutzt werden.“

Info-Boxen mit detaillierter Beschreibung

In zwölf verschiedene Kategorien sind die Gebäude eingeteilt, der Leser kann dabei zwischen wirtschaftlich genutzten Konstruktionen, Militäreinrichtungen oder Kirchen unterscheiden. Zu den einzelnen Gebäuden sind jeweils Infokästen angelegt, die die Entwicklung der Objekte genauer erläutern. Klickt man beispielsweise das „Cercle“ an, so taucht eine Info-Box auf, in der das Gebäude beschrieben und die historische Entwicklung veranschaulicht wird.

Die Uni hatte vor allem den Plan, die Karte für die interessierte Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Doch auch für die Forschung oder die städtischen Dienststellen ist die digitale Karte von großem Nutzen: So kann sie als Planungshilfe bei der Vorbereitung städtebaulicher Projekte benutzt werden. Der digitale Atlas umfasst dabei eine Zeitspanne von knapp 200 Jahren. Insofern wird nicht nur die städtische Entwicklung vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis heute sichtbar, sondern auch die Industrialisierung, der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur oder das allgemeine Wachstum der Stadt. Die Devise der Herausgeber lautet dabei: „Vom mittelalterlichen Kern zur Metropole“.

Vervollständigungen geplant

Seit 2016 arbeitete Martin Uhrmacher zusammen mit einem kleinen Team an dem Projekt. Finanziert wurde es zur Hälfte von der Stadt, zur anderen Hälfte von der Universität. Am 28. November wurde das Projekt erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, doch fertig sind die Herausgeber noch lange nicht. Uhrmacher und sein Team haben sich für die Zukunft noch viel vorgenommen: Über das Smartphone soll der aktuelle Standort angezeigt werden, um sich in der Nähe befindliche Gebäude anzeigen zu lassen. „Für mich als Historiker ist eben nicht nur viel Recherche in meinem Fachgebiet nötig, sondern vor allem viel digitale Arbeit. Wir sind noch in einer Entwicklung und müssen schauen, ob unsere Ziele in der Zukunft überhaupt verwirklicht werden können.“ Aktuell ist die Universität aber noch damit beschäftigt, redaktionelle Informationen zu den einzelnen Gebäuden zu vervollständigen. Für die breite Öffentlichkeit ist der digitale Atlas schon jetzt zugänglich.