/ Peter Murphy will olympisches Edelmetall
Auf einer eher exotischen Sportart ruhen die Hoffnungen auf erfolgreiche Resultate für Luxemburg. Aus dem Shorttrack-Team um Peter Murphy, der dieses Jahr den „Prix du jeune espoir“ der sportspress.lu erhält, wird sich allerdings niemand für die Olympischen Spiele 2018 qualifizieren. Das Ziel heißt Peking 2022.
„Klar, mein Ziel ist eine Medaille“, gibt sich Peter Murphy selbstbewusst auf die Frage, ob er mal bei Olympia starten will. Bei den European Youth Olympics 2017 im türkischen Erzurum gewann der 17-Jährige schon eine goldene und eine silberne Medaille.
Angefangen hat alles aber eher per Zufall. Shorttrack ist eine Sportart, die seit 1992 olympisch ist, sich aber vor allem in den letzten Jahren enorm entwickelt hat. Im Groben würde man sagen, ähnelt die Sportart dem Eisschnelllauf, jedoch gibt es zwischen den zwei Sportarten immense Unterschiede. 111,12 Meter misst die Runde, die die Shorttracker zu absolvieren haben. Beim Shorttrack läuft man außerdem direkt gegen seine Konkurrenten, während man beim Eisschnelllauf auf Zeit fährt. „Das macht die Sportart einfach spektakulärer“, erklärt Murphy. Dennoch gehört Shorttrack noch zu den Randsportarten und vor allem im Großherzogtum noch zu den exotischen Sportarten.
„Am Anfang sind wir manchmal während der Ferien zur Eishalle gekommen und einfach ein bisschen Schlittschuh gefahren. Eines Tages begegnete mein Vater dann dem vorherigen Trainer der Shorttrack-Mannschaft und der hat gefragt ob wir mitmachen wollten.“ Seine Schwester, Caroline Murphy, hat mit dem Shorttrack begonnen und ein Jahr später folgte auch ihr ein Jahr älterer Bruder. Während des Schuljahres trainiert die Mannschaft siebenmal in der Woche auf dem Eis und zweimal im Kraftraum. In den Sommerferien war das Team einen Monat zum Trainingslager in Warschau und zwei Wochen in den Niederlanden.
Intensives Training
Seine Goldmedaille bei den Spielen in der Türkei gewann Murphy über die 1.500 Meter. „Normalerweise fährt man immer jede Distanz und ich glaube, die 1.500 liegen mir ein bisschen mehr, aber 500 Meter machen mir auch Spaß.“ Neben den 1.500 und den 500 Metern werden noch Wettkämpfe über 1.000 Meter ausgetragen. Im Training geht es vor allem darum, so viele Runden so schnell wie möglich zu drehen.
Dabei kommt es dann auch vor, dass ein Training nur aus Rundenfahren besteht. „Wir trainieren aber auch variabel. Wir müssen Fähigkeiten wie Balance, Ausdauer, Geschwindigkeit oder eben Kraft trainieren. Das meiste machen wir aber auf dem Eis.“ Beim Shorttrack ist die Technik ein wichtiges Element. „Du kannst so viel Ausdauer haben, wie du willst, wenn die Technik nicht klappt, dann wird es nichts.“
Die European Youth Olympics 2017 waren für den Luxemburger die bis dato wichtigsten Wettkämpfe. Ende September bestritt Murphy seinen ersten Weltcup in der ungarischen Hauptstadt Budapest. „Die Weltcups waren auch schon wichtig, aber wir sind hauptsächlich dorthin gefahren, um Erfahrung zu sammeln.“ Die genannten Erfahrungen ließen in Ungarn dann auch nicht lange auf sich warten. „In meinem ersten Vorlauf stand ich neben Wiktor Ahn auf dem Eis, das war schon komisch.“ Wiktor Ahn ist zurzeit einer der erfolgreichsten Shorttracker. Der für Russland startende Südkoreaner hat schon sechs olympische Gold- und zwei olympische Bronzemedaillen gewonnen.
Ziel Peking 2022
In seinem Vorlauf in Ungarn wurde Peter Murphy Fünfter und schied aus, während Ahn Zweiter wurde und sich für die nächste Runde qualifizierte. „Olympia ist natürlich ein Ziel, aber 2018 kommt zu früh. Wir sind die ersten zwei Weltcups der Saison jetzt mitgelaufen und haben uns dann entschieden, die nächsten auszulassen.“ Die kommenden Rennen wären eben auch gleichzeitig Qualifikationsrennen für Pyeongchang 2018 gewesen. Aber Peter Murphy denkt nicht lange über die versäumten Spiele 2018 nach. „Mein Ziel ist es, eine olympische Medaille zu gewinnen.“
Konkret arbeitet das luxemburgische Team erst einmal auf die Spiele von 2022 in Peking hinaus. Neben Peter Murphy ist auch Augustin Gèrè Teil des luxemburgischen Teams. Zusammen mit Murphy war er auch bei den Spielen in Erzurum und den Weltcups dabei. „Shorttrack ist zwar eine Einzelsportart, aber man trainiert als Mannschaft und die ist eben sehr wichtig. Augustin ist für mich sehr wichtig, wir sind hier halt nicht so viele und es ist schwer, erfolgreich zu sein, wenn man alleine ist.“
Teil des Erfolgs ist laut Murphy auch der neue Trainer, Gregory Durand. Es ist die zweite Saison, die der Franzose mit den Luxemburgern trainiert. „Das Training findet auf einem anderen Niveau statt, es ist insgesamt ambitionierter und professioneller. Er weiß genau, was er machen muss.“ Dieses Wissen hat sich der Trainer durch langjährige Tätigkeit in Frankreich und Russland erarbeitet.
Dass er jetzt in einem kleinen Land wie Luxemburg arbeitet, sieht er aber nicht als Rückschritt an. „Ich habe in diesen Ländern nicht das bekommen, was ich wollte. Dann bekam ich das Angebot aus Luxemburg und mir wurde gesagt, dass ich hier arbeiten könnte, wie ich es möchte. Ich hab mir dann die Mannschaft angeschaut und das Potenzial gesehen. Und bis jetzt bin ich sehr zufrieden“, so der 40-Jährige.
Ambitionierter Trainer
Aber auch der Franzose ist ehrgeizig und ist sich mit Peter Murphy, was die sportlichen Ziele angeht, einig. „Ich arbeite nur für Medaillen. Profisport bedeutet für mich, Resultate zu liefern. Ich bin nicht hierher gekommen, um an Olympia teilzunehmen, ich will zeigen, dass man mit einer kleinen Nation auch erfolgreich sein kann.“ Mit der Entwicklung seiner Nachwuchstalente ist der Franzose zufrieden. „Das ganze Team hat sich in 14 Monaten enorm entwickelt. Augustin ist 15, Peter ist 17. Für die Spiele in Südkorea sind sie einfach noch zu jung. Dafür musst du unter die Top 32 kommen und dann ist es noch ganz normal, dass sie in diesem Alter nicht dieses Niveau aufweisen.“
Insgesamt ist Shorttrack viel mit Reisen verbunden und somit sehr zeitaufwendig. Im Normalfall reist das Team eine Woche vor dem Wettkampf zum Austragungsort und trainiert dort. Bei weiteren Reisen, wie zum Beispiel nach Budapest, wird per Flugzeug angereist. Manchmal rückt dabei die schulische Ausbildung in den Hintergrund, wie Peter Murphy erzählt. „Dieses Schuljahr mache ich mein Abitur. Wir haben mit der Schule verabredet, dass ich mich mit den Lehrern absprechen soll und das Programm dann selber nachholen muss. Wenn ich irgendwelche Probleme habe, kann ich mit Lehrern reden oder andere Unterstützung bekommen, aber das ist schon sehr stressig.“
In dieser Saison steht für Murphy noch die Jugend-WM in Warschau auf dem Plan, sollten die Qualifikationskriterien erfüllt werden, kann es sogar zur Weltmeisterschaft in Kanada gehen.
Von Pascal Gillen
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