Parallelwelt Studium: Der Luxemburger Maxime Weber über sein Uni-Leben

Parallelwelt Studium: Der Luxemburger Maxime Weber über sein Uni-Leben

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Teil eins unserer Campus-Serie „Parallelwelt Studium“, die uns in Maximes Uni-Leben eintauchen lässt.

Die meisten kennen ihn durch seinen Blog. Kaum jemand beschäftigt sich so detailliert mit der rechten Szene wie er: Maxime Weber. Allerdings ist der luxemburgische Student auch mit Herausforderungen wie Mario-Kart-Rennen, WG-Partys – und seinem Philosophiestudium konfrontiert. Teil eins unserer Campus-Serie „Parallelwelt Studium“, die uns in Maximes Uni-Leben eintauchen lässt.

Von Maxime Weber

Es kommt nicht von ungefähr, dass der universitäre Betrieb und das Leben von Studierenden auf Außenstehende oftmals so wirken, als ob sie in einem Elfenbeinturm stattfinden würden.

Wird einem nämlich das Privileg zuteil, sich nach Abschluss der Sekundarschule für ein weiterführendes Studium einschreiben zu können, eröffnet sich der Zugang zu einer verwunschenen Parallelwelt innerhalb der Gesellschaft, deren eigenartige Gesetzmäßigkeiten jenen von Mittelerde oder Westeros in nichts nachstehen.

Plötzlich erhält man zu (verhaltensmäßigen) Spottpreisen Zugriff auf öffentliche Verkehrsmittel, tänzelt in diesen vollkommen unabhängig vom durch zyklische Rush Hours geprägten Rhythmus einer Stadt in den Tag hinein und füllt Letzteren mit einem scheinbar niemals abreißenden Strom an WG-Parties, Vernissagen, Parkbesuchen, exzessiven Mario-Kart-Rennen, Filmmarathons und Konzerten.

Vorausgesetzt, dass besagte Aktivitäten es überhaupt zulassen, verbringt man als Studierender den Rest der Zeit dann noch damit, an der Uni oder Hochschule über Dinge zu diskutieren, recherchieren und schreiben, die auf den ersten Blick kaum etwas oder überhaupt nichts mit dem alltäglichen Leben jenseits der Seminarräume, Vorlesungssäle und Bibliotheken zu tun haben.

Letzter Atemzug vor dem Sprung

Seit einigen Monaten bin ich nun auch wieder in dieser partikularen Parallelwelt unterwegs. Nach Abschluss meines Bachelor of Arts in Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München war ich zunächst zurück nach Luxemburg gezogen und hatte dort für ein paar Monate praktische Erfahrungen im journalistischen Bereich gesammelt.

Es dauerte nicht besonders lange, bis mich die Sehnsucht nach dem Studieren wieder packte. Das lag nicht nur daran, dass ich das Gefühl hatte, dass es noch so vieles in meinem Studienfach gab, mit dem ich mich auseinandersetzen wollte.

Während meines Praktikums war mir auch bewusst geworden, dass ein Masterstudium wahrscheinlich die letzte Möglichkeit für mich darstellen würde, noch einmal mein Dasein als junger Mensch in vollen Zügen zu genießen und für ein paar Jahre den Atem innehalten zu können, ehe ich mich endgültig ins Erwachsenenleben mit all seinen (größeren) Verpflichtungen stürzen müsste.

So entschloss ich mich dazu, mich für den Master in Philosophie an der Freien Universität Berlin einzuschreiben und zog Anfang Oktober in die deutsche Hauptstadt (die interessanterweise wiederum selbst eine eigene Parallelwelt darstellt, vor allem im Vergleich zum Rest der Bundesrepublik).

Der (Selbst-)Zweck des Studiums

Meine kommenden Artikeln sollen nun durch die Linse meiner eigenen Erfahrungen und Beobachtungen – die aufgrund ihrer subjektiven Natur natürlich keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben – einen Einblick in das Leben als Studierender und darüber hinaus als junger Mensch in Berlin allgemein gewähren.

Hierbei werde ich auch Wert darauf legen, zu zeigen, dass der universitäre Mikrokosmos trotz seiner bizarr scheinenden Eigenarten kein hermetisch abgeriegeltes Universum ist. Stattdessen ist er bis in seine Fundamente von den gleichen (teilweise fragwürdigen) Dynamiken wie der Rest der Gesellschaft durchwirkt. Konkurrenz- und Zeitdruck sowie die gezielte Ausrichtung auf ökonomische Verwertbarkeit spielen im Studium genauso eine gewichtige Rolle wie in allen anderen sozialen Bereichen.

Umgekehrt ist es aber auch so, dass selbst in den scheinbar abgehobenen geisteswissenschaftlichen Gefilden Erkenntnisse zutage gebracht werden, die meines Erachtens von großem Belang für den Rest der Gesellschaft sind – auch wenn (wie ich noch in den dazugehörigen Artikeln ausführlicher erläutern werde) der Wert einer Wissenschaft natürlich nicht gemäß ihrer „Nützlichkeit“ bemessen werden sollte. Letztlich ist das Studium nämlich – und genau das möchte ich in meinen Texten verdeutlichen – vor allem ein Selbstzweck, der einem dabei hilft, sich selbst als Mensch zu ergründen.

In meinem nächsten Artikel wird es dann darum gehen, weswegen ich ausgerechnet in Berlin studiere. So, und nun entschuldigt mich – ich muss wieder meiner Rolle als wandelndes Studierendenklischee gerecht werden und mir vor der philosophischen Tagung heute Nachmittag noch schnell die neueste Folge „Designated Survivor“ auf Netflix reinziehen.

ZUR PERSON: Maxime Weber …

… wurde 1993 in Luxemburg geboren und schloss 2017 an der Ludwig-Maximilians-Universität in München seinen B.A. in Philosophie ab. Zurzeit absolviert er im gleichen Fach an der Freien Universität in Berlin seinen M.A. Seit 2011 berichtet er auf seinem Blog (der zunächst „Lorgthars mythische Schreibkammer“ hieß, ehe er 2014 in „Maxime Weber Blog“ umbenannt wurde) über die Aktivitäten der rechten Szene in Luxemburg. Im Mai 2018 erhielt er für diese Arbeit von der gleichnamigen Stiftung den „Prix René Oppenheimer“. Daneben schreibt er Prosa- und Songtexte; 2016 wurde seine Kurzgeschichte „Chaudron fêlée“ beim Jugendliteraturwettbewerb „Prix Laurence“ mit dem ersten Preis in der Alterskategorie 18-26 Jahre ausgezeichnet. Momentan sitzt er an einem Roman mit dem Arbeitstitel „Mnemosyne“. Außerdem dreht er hin und wieder Kurzfilme und ist bei diversen musikalischen Projekten tätig. Maxime war zudem Tageblatt-Praktikant. www.maximeweberblog.com