Olympia hat Priorität für Schwimmer Raphaël Stacchiotti

Olympia hat Priorität für Schwimmer Raphaël Stacchiotti

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Raphaël Stacchiotti war der große Abräumer der letzten Landesmeisterschaften auf der Kurzbahn, als er sämtliche Titel holte. Dieses Jahr lässt er es ruhiger angehen. In einer ereignisreichen Saison 2018/19 hat sich der Ettelbrücker andere Ziel gesteckt. Das große Ziel heißt Olympia 2020. Das Tageblatt unterhielt sich im Vorfeld der Wintermeisterschaften mit dem 26-Jährigen.

Von Marc Biwer

Tageblatt: Bei den Meisterschaften 2017 haben Sie alle 17 Titel gewonnen, war dies eine einmalige Erfahrung?
Raphaël Stacchiotti: Auf jeden Fall. Im vergangenen Jahr war die Sachlage grundverschieden. Ich hatte keine großen Aufgaben vor mir, ich war gut in Form und einige Gegner waren nicht am Start. Es hat alles perfekt geklappt. Ich wollte dies unbedingt einmal machen und ich kann das jetzt auf meiner Liste abhaken.

Auch, weil die Konkurrenz in diesem Jahr stärker ausfällt?
Das trifft so nicht zu, weil ein weiterer Versuch nie zur Debatte stand. Zu dem Zeitpunkt, als ich die Entscheidung traf, war noch nicht bekannt, wer beim Championat schwimmen würde. Die Zielsetzung ist in diesem Jahr eine andere. Die WM steht vor der Tür, deshalb richtet sich mein Interesse in diesem Jahr eher nach Zeiten als Platzierungen.

Die Ungarin Katinka Hosszu ist das Aushängeschild für Starts in jeder Disziplin, dies auf hohem Niveau. Wie bewältigt die Olympiasiegerin dieses Programm?
Man darf nicht vergessen, dass Katinka zur Topelite zählt. Bei Veranstaltungen wie dem Euro Meet ist das Niveau nicht so hoch, dass sie es nicht jedes Mal ins Finale schaffen kann. Zudem findet das Meeting früh in der Saison statt. Aus eigener Erfahrung kann ich jetzt sagen, dass nicht die Rennen das Problem sind, das ist machbar. Es ist das Drumherum: Sich jedes Mal neu konzentrieren, dann ausschwimmen, abtrocknen, mit Leuten reden, Badehose wechseln, Essen und Trinken regeln, dann wieder mental den nächsten Einsatz vorbereiten. Es ist Stress von morgens bis abends.

Vor zwei Wochen waren Sie bei den französischen Kurzbahnmeisterschaften schon schnell unterwegs, gibt es nun noch eine Steigerung?
Das ist das Ziel. Nach einer intensiven Vorbereitung war ich in Montpellier noch nicht explosiv genug. Auf den 200 m Lagen fehlte es zum Schluss etwas an Substanz. In Düdelingen will ich hinten heraus noch nachlegen können.

Ist das jetzt ein gutes Zeichen für die Weltmeisterschaften Mitte Dezember in China?
Die WM wird nur eine Durchgangsphase sein. Im nächsten Jahr beginnt die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020, darauf liegt der Akzent. In China wird im 25-m-Becken geschwommen, deshalb lief die Vorbereitung etwas anders. Es ist nicht das größte Event der Saison und viele Topschwimmer werden nicht bei der WM am Start sein. Deshalb ist es schwer einzuschätzen, was möglich ist. Ich werde in Hangzhou meinen Job erledigen und wenn es dann ein Rekord, z.B. über 100 m Lagen, oder ein Halbfinale wird, dann wäre das eine schöne Belohnung. Insgesamt werde ich mir keinen Kopf machen. Meine erste Hürde wird das Euro Meet sein, als weitere Vorbereitung. Im Januar ist die Qualifikationszeit noch nicht offen, deshalb wird mein erster Höhepunkt ein hochwertiges Meeting im April sein.

Hat Sie der Trainerwechsel von Ingolf Bender zu Christophe Audot weitergebracht?
Mir war es persönlich wichtig, eine Änderung vorzunehmen. Ich habe seit 2005 mit Ingolf zusammengearbeitet, seit 2010 quasi ausschließlich. Es war eine gute Zusammenarbeit und wir haben viel erreicht. Aber zum Schluss konnte ich keinen Fortschritt mehr erkennen, ich habe etwas Neues gebraucht. Deshalb die Wende. Mit Christophe Audot hat es von Anfang an gut geklappt, er ist genauso anspruchsvoll wie ich. Die Basis stimmte auf Anhieb, wir haben schon an vielen Schrauben gedreht und an der Mentalität gefeilt. Er hat für alle Probleme eine Erklärung.

Sie sind nicht der erste Schwimmer, der sich vom Nationaltrainer abgewendet hat. Gibt es da Abnutzungserscheinungen?
Ich kann und will nicht für andere sprechen. Ich kann es nur aus meiner Sicht beurteilen. Ingolf Bender hat viel für den luxemburgischen Schwimmsport getan. Jeder hat seine eigene Entscheidung getroffen und muss sehen, was ihm das bringt. Für mich war die Trennung anfangs nicht einfach, aber wir haben uns ausgesprochen und haben gemeinsam die Zukunft geplant. Ingolf Bender geht uns ja nicht verloren, er wird die Mannschaft nach wie vor bei Welt- und Europameisterschaften oder anderen großen Veranstaltungen betreuen. Die Stimmung innerhalb des Teams ist ungebrochen gut und wir haben uns noch viele Ziele gesteckt.


Die üblichen Verdächtigen

Nach zwei Jahren in Differdingen kehren die Wintermeisterschaften 2018/19 zurück nach Düdelingen. Im „Centre sportif René Hartmann“ werden in 17 Einzelentscheidungen und vier Staffelrennen die Landesmeister auf der Kurzbahnmeister gesucht und gekürt. Dabei könnten die Rennen im Düdelinger 25-m-Becken ein ähnliches Bild bieten wie das Championat im Sommer im 50-m-Becken auf Kirchberg. Nur eines ist gewiss: Raphaël Stacchiotti wird kein weiteres Mal alle Titel einfahren (siehe Interview), wie das im letzten Jahr der Fall war. Der Ettelbrücker konzentriert sich als Vorbereitung auf die WM (11.-16. Dezember in Hangzhou/CHN) auf vier Einsätze: Freistil, Brust, Rücken und natürlich seine Paradestrecke, die 200 m Lagen.

Über 200 m Kraul kommt es dabei zum Dreikampf mit Max Mannes und Pit Brandenburger. Letzterer befindet sich ebenfalls im Aufbau hinsichtlich der WM. Genau wie Julien Henx, der sich nach überstandener Schulterverletzung auf drei Einsätze (Delfin und Kraul) beschränkt. Monique Olivier, die erst am Sonntag ins Geschehen eingreifen kann, verzichtet studienbedingt auf einen WM-Einsatz. Gleiches trifft auf Julie Meynen zu, die neben Sarah Rolko als einzige Topschwimmerin am Wochenende fehlen wird. Insgesamt sind in Düdelingen elf der 13 FLNS-Vereine gemeldet. Mit dabei ist der neue Klub Barracuda Esch, während der Traditionsverein ERA Esch keine Meldungen eingereicht hat. 184 Schwimmer, 100 Männer und 84 Frauen, sind ähnlich viele wie bei der Auflage 2017, bei 851 Starts (-48) sind die Athleten aber nicht so einsatzfreudig. MB