Nie schneller fahren, als der Schutzengel fliegt

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Kaum ein Tag in den letzten zwei Wochen, in denen wir nicht im Polizeibericht oder den Meldungen der Rettungsdienste von Motorradunfällen gehört haben. Viermal verlor der Motorradfahrer beim Unfall sogar sein Leben, mehrere andere wurden schwer verletzt.

„Viele Motorradfahrer haben sich noch nicht an die neue Saison gewöhnt. Sie haben die letzte Fahrt vor dem Winter noch im Kopf und vergessen, dass der Straßenbelag derzeit noch zu kalt und zu glatt für die Reifen ist. Viele überschätzen sich auf der ersten Fahrt und riskieren deswegen gefährliche Manöver oder eine zu hohe Geschwindigkeit“, erklärt Jos Mersch von der Motor Union Luxembourg. Doch oft sind nicht nur die Motorradfahrer schuld am Unfall. Auch für Autofahrer und Fußgänger ist die Verkehrssituation im Frühling eine andere.

„Nach der Winterzeit sind Autofahrer nicht mehr allein auf den Straßen, Motorrad- und Fahrradfahrer sind wieder unterwegs. Viele Verkehrsteilnehmer können dann noch nicht einschätzen, dass ein Motorrad viel schneller beschleunigt als ein Auto. Von daher wird die Geschwindigkeit von Motorrädern oft unterschätzt“, führt Mersch weiter aus. Außerdem sei immer öfter das Handy ein Grund für einen Unfall.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Bei strahlendem Sonnenschein können es viele Motorradfahrer nicht abwarten, sich auf ihr Bike zu schwingen und loszubrausen. Dennoch sollten sie sich an einige Sicherheitsregeln halten. „Besonders in den ersten Tagen sollte man langsamer fahren, als man die Situation einschätzt“, betont Mersch. „Außerdem gibt es keine Entschuldigung dafür, schneller als erlaubt zu fahren.“ Der Motorradfahrer sollte zudem nicht nur selbst fit sein, sondern auch sein Motorrad nach der langen Winterpause erstmal überprüfen.

Denn es ist gefährlich für den Fahrer und die anderen Verkehrsteilnehmer, einfach so die Maschine aus der Garage zu holen und gleich loszufahren. Deswegen sollten die Reifen auf den allgemeinen Zustand, das Profil, den Druck und das Ablaufdatum überprüft werden. Die Ketten-Spannung sollte ebenfalls unter die Lupe genommen werden. Die Bremsen sollten kontrolliert und auf den ersten Metern getestet werden. Die Lampen dürfen bei der Kontrolle nicht ausgelassen werden. Wenn dann mit der Maschine alles in Ordnung ist, sollte man nicht vergessen, die eigene Kleidung zu checken.

Denn auch wenn der Motorradfahrer bei 25 Grad gerne unter der Schutzkleidung und dem Helm ins Schwitzen gerät – sie können ihm bei einem ernsten Unfall das Leben retten. Deswegen sollte man vor der ersten Fahrt unbedingt kontrollieren, ob der Helm Risse oder das Visier Kratzer aufweist. Nur in Jeans und T-Shirt sollte ebenfalls kein vernünftiger Motorradfahrer unterwegs sein. Denn sogar wenn der Fahrer selbst sicher auf der Straße fährt, gibt es keine Garantie für das Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer.

Trotz perfekten Fahrwetters nichts riskieren

Neben der eigenen Selbstüberschätzung und der Gefahr, die von Fehlern anderer Fahrer ausgehen kann, sollten Motorradfahrer in den kommenden Monaten auch mit dem sogenannten „Sommer-Glatteis“ rechnen. Wenn es nach Perioden von gutem Wetter zu andauernden Regenfällen kommt, werden Rückstände von Öl, Diesel, Benzin und Bremsbelag, die vom Straßenbelag aufgenommen wurden, wieder ausgespült. Diese rutschige Masse „ist schlimmer als Glatteis im Winter“.

„Auf der Straße gibt es keine Ideal-Fahrlinie wie beispielsweise auf einer Rennstrecke, sondern nur eine Sicherheitslinie. Dabei sollte der Fahrer möglichst weit weg von der Gegenspur bleiben“, rät Jos Mersch. Er erinnert auch an einige Grundsätze, die den meisten schon in den Fahrschulen eingetrichtert wurden – und doch viele zu vergessen scheinen: „Weit vorausschauen, um Gefahren zu erkennen. Vorsichtig auf eine Kreuzung fahren. Keine riskanten Manöver versuchen. Immer für andere mitdenken.“ Und vor allem: „Nie schneller fahren, als der Schutzengel fliegen kann.“

Jacques Zeyen
22. April 2018 - 16.25

"Es ist wie bei vielen Autofahrern. Motor an,Hirn aus." Nur das Motorrad verzeiht viel weniger. Und was ist das doch ein tolles Gefühl, in 3 Sekunden von 0 auf 100. Da hilft auch keine Helmsegnung in der Dorfkirche.