Neuer Direktor in der Coque: Generationswechsel bei den Tempelwächtern

Neuer Direktor in der Coque: Generationswechsel bei den Tempelwächtern

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Sportminister Romain Schneider bezeichnet das nationale Sportzentrum „D’Coque“ gerne als „Tempel des Sports“. Dieser Tempel hat nun seit dem 1. Oktober einen neuen Oberwächter. Der langjährige Generaldirektor Gilbert Neumann hat sich in die Rente verabschiedet. Sein Nachfolger ist der 33-jährige Christian Jung, der seit 2010 in der Coque tätig ist und zuvor in Wien und Montréal „internationale Betriebswirtschaft“ studiert hat. Das Tageblatt hat sich mit den beiden in ihrem Tempel getroffen.

Der neue Generaldirektor der Coque: Christian Jung

Der neue Generaldirektor der Coque: Christian Jung

Tageblatt: Viele Leute benutzen die Ausrede, dass der Weg ins Sportzentrum zu lang ist, um unter der Woche noch Sport zu treiben. Diese Ausrede hat man als Direktor der Coque nicht. Wie oft nutzen Sie eigentlich die eigenen Angebote?
Christian Jung: Um ehrlich zu sein, nicht oft genug.
Gilbert Neumann: Das ist aber noch höflich formuliert. (lacht)
C.J.: Ich nutze unsere Einrichtung wirklich nur ganz gelegentlich, um selbst Sport zu treiben. Meistens fehlt ganz einfach die Zeit. Dafür versuche ich aber in meiner Freizeit wieder etwas aktiver zu sein.
G.N.: Bei mir war es ähnlich. Manchmal hat man wieder einen Motivationsschub bekommen und sich vorgenommen, regelmäßig von unserer Einrichtung zu profitieren. Aber das legte sich dann wieder – meistens, wie Christian sagt, aus Zeitgründen.

Herr Neumann, im Radio Sport Club bei RTL haben Sie einmal gesagt, dass sie ständig nach irgendwelchen Dingen suchen, wenn sie angespannt sind. Wie oft haben Sie in den vergangenen Wochen nach Ihren Schlüsseln suchen müssen?
G.N.: (lacht) Das stimmt. Ich hoffe, dass ich als Rentner nicht mehr so oft nach meinen Schlüsseln suchen muss. Aber im Ernst. Ich bin in den letzten Wochen eigentlich ganz entspannt gewesen. Dieser Führungswechsel war lange im Voraus geplant und gut vorbereitet. Für so ein großes Unternehmen wie die Coque, das immerhin rund feste 90 Mitarbeiter beschäftigt, ist es wichtig, in der Kontinuität weiterzuarbeiten. Ich habe jedenfalls vollstes Vertrauen in Christian und sein Team. Die Coque ist auch weiterhin in kompetenten Händen. Ich bin jedenfalls froh, dass der Verwaltungsrat und der Sportminister diesem Wechsel zugestimmt haben.

Herr Jung, wie sieht es bei Ihnen aus? Haben Sie in den letzten Wochen öfters nach Ihren Schlüsseln suchen müssen?
C.J.: Dieses Problem habe ich momentan noch nicht. Natürlich kommen jetzt noch ein paar neue Aufgaben und Herausforderungen auf mich zu, aber wie Gilbert bereits erklärt hat, ist dieser Führungswechsel ein Prozess über mehrere Monate gewesen. Ich bin jetzt acht Jahre hier im Unternehmen tätig und habe bereits 2014 das operative Geschäft übernommen. Ich werde also nicht von heute auf morgen ins kalte Wasser geschmissen. Außerdem haben wir unser Team auch noch ein wenig verstärkt und ich bin überzeugt, dass wir für die Zukunft gut aufgestellt sind. Es ist sicherlich für mich eine große Herausforderung, vor der ich mich aber nicht fürchte.

Was waren in den letzten Wochen oder Monaten denn die größten Aufgaben im Hinblick auf den Führungswechsel?
C.J.: Es ging vor allem darum, noch die letzten Dossiers von meinem Vorgänger zu übernehmen und das eine oder andere Detail vielleicht noch einmal mit Gilbert zu besprechen. Die Sommerpause kam uns da natürlich entgegen.

 

Gilbert Neumann Coque

Gilbert Neumann wird der Coque noch als Berater für den HPTRC erhalten bleiben

Herr Neumann, Sie sind sozusagen ein Mann der ersten Stunde. Können Sie sich noch an Ihren ersten Arbeitstag in der Coque erinnern?
G.N.: Deren gab es eigentlich gleich zwei. Der erste war mit der Eröffnung des olympischen Schwimmbads 1982 verbunden. Nachdem bereits Stimmen laut geworden waren, aus dem Schwimmbad ein Museum zu machen, haben die politisch Verantwortlichen dann quasi über Nacht entschieden, das olympische Schwimmbad auch für die breite Öffentlichkeit zu öffnen. Damals war ich noch für die Regierung tätig und wurde drei Tage vor der Eröffnung dann halbtags dem Sportministerium zugeordnet. Meine Aufgabe war es, das olympische Schwimmbad irgendwie ans Laufen zu bekommen, und ich erinnere mich noch gut daran, wie ich in der Nacht vor der offiziellen Eröffnung noch das Hausreglement geschrieben habe.
Mein zweiter erster Tag war dann der als eigentlicher Direktor der Coque. Von der Politik hatte ich die Aufgabe bekommen, nach einem geeigneten Geschäftsmodell zu suchen. Am Ende wurde dann jenes eines „Etablissement public“ zurückbehalten. Meine Arbeit bestand am Anfang auch darin, das Schwimmbad in die Coque zu integrieren. Danach war es meine Aufgabe, das Betriebskonzept, das von der damaligen Regierung beziehungsweise vom ersten Verwaltungsrat angenommen worden war, in allen Bereichen umzusetzen. In der Folgezeit wurde das sogenannte Coque-Modell von den jeweiligen Verwaltungsratsmitgliedern speziell im Sinne des Luxemburger Sports angepasst, unterstützt von den jeweiligen Regierungen. Mit einem stets bemühten und motivierten Team konnten wir vieles erreichen.

Das klingt nach turbulenten Anfangszeiten.
G.N.: Die Coque sollte ja für den Grand Départ der Tour de France 2002 fertig sein. Deshalb standen wir unter enormem Zeitdruck und mussten dafür sorgen, dass der Staat das rechtzeitig hinbekommt. Doch es mangelte sowohl an Zeit als auch an Geld. Am Ende wurde die Arena der Coque zwar für die Mannschaftsvorstellung der Tour der France genutzt, doch sie musste speziell eingerichtet werden. Zudem fand am gleichen Abend an gleicher Stelle noch ein Konzert der Scorpions statt. Im Anschluss wurde die Coque dann unter der Aufsicht des Verwaltungsrates und ihrem Präsident Gab Deibener fertiggestellt und adaptiert.

Coque

Luftaufnahme der Coque

Herr Jung, was sind denn Ihre Zukunftspläne für die Coque?
C.J.: Es geht vor allem darum, den Sportlern die bestmöglichen Trainingsbedingungen zur Verfügung zu stellen, damit eine optimale Wettkampfvorbereitung garantiert werden kann. Dafür ist die Umsetzung des Projektes „High Performance Training and Recovery Center @ d’Coque“ (HPTRC) natürlich ein Riesenschritt in die richtige Richtung, den es nun weiterzuführen gilt. Wir werden in dieser Sache sicherlich am Ball bleiben, damit Trainingsmöglichkeiten für Elite-Athleten weiter verbessert werden können. Es ist allerdings wichtig, dass man auch bei all diesen Bestrebungen der zukünftigen Entwicklung des Zentrums unser „Core Business“   – also Verbands- und Schulsport – nicht vernachlässigt.

Vonseiten der Verbände hört man regelmäßig Kritik an der Coque. Oft geht es dabei um finanzielle Aspekte. Können Sie die Kritik nachvollziehen?
C.J.: Generell muss man sagen, dass wir mit den Verantwortlichen der Sportverbände ein sehr gutes Verhältnis haben und man wirklich von einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen der Coque und den Verbänden reden kann. Das Finanzmodell ist jedoch so aufgebaut, dass die Coque zwar vom Staat unterstützt wird, aber dennoch kostendeckend wirtschaften muss. Die Coque kann also nicht für sämtliche Kosten aufkommen, die bei der Organisation eines Events entstehen. Aus dem Grund raten wir den Verbänden auch immer, lange im Vorfeld eines Großevents einen detaillierten Finanzplan aufzustellen, damit eben nicht im letzten Moment noch irgendwelche „bösen“ Überraschungen auftauchen. Natürlich stehen wir jedem Veranstalter, der ein Großevent organisieren möchte, gerne mit unserer Erfahrung zur Seite, um die wichtigen Punkte bereits im Vorfeld abzuklären.
G.N.: Es ist aber tatsächlich nur eine kleine Minderheit, die punktuell Kritik übt. Wir arbeiten ja mit vielen Verbänden zusammen und die, die zufrieden mit unserer Dienstleistung sind, von denen hört man natürlich nichts.
G.N.: Es ist auch falsch zu glauben, die Coque würde so einen finanziellen Gewinn erzielen, denn eventuelle Mehreinnahmen fließen wieder in den Sport zurück.

Wie muss man sich das vorstellen?
C.J.: Einnahmen erzielen wir vor allem durch die Aktivitäten, welche parallel zu unserem Hauptmission laufen, wie beispielsweise die Organisation von Kongressen, Hotelübernachtungen oder Restaurants. Über die Jahre konnten so rund 16 Millionen reinvestiert werden. Zum Beispiel in die Errichtung des „High Performance Training & Recovery Center @ d’Coque“, wo das Investment ja komplett von der Coque finanziert wird. Aber auch sonst haben wir einiges umgesetzt, wie zum Beispiel die Errichtung der Kletterwand oder aber die Anschaffung neuer LED-Bildschirme in den verschiedenen Sporteinrichtungen. Davon profitieren letztendlich auch vorrangig wieder die Sportverbände, die zum Beispiel ihre Sponsoren besser präsentieren können.

Herr Neumann, Sie haben über die Jahre so einige große Events in der Coque miterlebt. Was bleibt Ihnen besonders in Erinnerung?
G.N.: Das sind mit Sicherheit die Spiele der kleinen europäischen Staaten 2013. Da hatten wir so viele unterschiedliche Sportarten auf einmal hier und meistens zur selben Zeit in der Coque, gemischt mit einem abwechslungsreichen kulturellen Programm. Weniger spektakulär, dafür aber nicht minder wichtig waren Initiativen wie das Kids Camp, die sowohl den Kindern wie auch ihren Eltern großen Spaß machen. Persönlich habe ich mich dann auch sehr über das Vertrauen unseres Verwaltungsrates gefreut, die mir grünes Licht für das Konzept des HPTRC gaben. Das ist ein weiterer Meilenstein für den luxemburgischen Sport. Ich bin deshalb gerne bereit, auch in Zukunft der Coque noch punktuell als Berater für das HPTRC zur Verfügung zu stehen.

Den Marathon haben Sie jetzt nicht angesprochen (die Coque war bis 2009 Start und Zielort des ING-Marathons, bis sich der Verwaltungsrat der Coque und der Organisator des Marathons nicht mehr einigen konnten, Anm. d. Red.).
G.N.: Mit dem Marathon verbinde ich sowohl positive als auch negative Erinnerungen. Was ich als positiv betrachte und vielleicht die wenigsten heute wissen: Wir haben uns darum bemüht, den Marathon nach Luxemburg und in die Coque zu bekommen. Uns war klar, dass wir so auch unser Angebot, zum Beispiel Laufkurse, ausbauen und fördern könnten. Wir hatten ein klares Vertragskonzept vorgelegt, das übrigens im Nachhinein bis heute bei größeren Veranstaltungen zum Tragen kommt. Viele der vorgesehenen Abmachungen wurden dann leider nicht eingehalten. In dem Zusammenhang gab es einige Momente, die schwer verdaulich waren. Auch im Sinne des nicht kommerziellen Auftrages der Coque im Allgemeinen, gegenüber privaten Organisatoren im Besonderen, blieb unser Verwaltungsrat standhaft.

Shalalalala
1. Oktober 2018 - 14.56

Hätte man diese Stelle nicht frei lassen können bis nach den Wahlen, für jemanden - din vom Wähler in die Wüste geschicktem in?.;—))))