Neue Azubis aus Luxemburg?

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Mehr als tausend Lehrstellen in der Region sind unbesetzt. Es gibt zu wenige Bewerber. Die Unternehmen wollen junge Leute über die Grenze locken, stoßen aber auf Hindernisse.

Es wäre so einfach: In Luxemburg liegt die Jugendarbeitslosigkeit der 15- bis 24-Jährigen mit 6,1 Prozent fast doppelt so hoch wie in Rheinland-Pfalz mit 3,8 Prozent. Und allein in der Region Trier sind laut Arbeitsagentur mehr als 1.100 Ausbildungsstellen frei. Gut 8.000 Azubis gibt es in allen Lehrjahren. Warum nicht junge Luxemburger zur Ausbildung in die Region holen? Das könnte den Luxemburger Arbeitsmarkt entlasten und der regionalen Wirtschaft neue Lehrlinge verschaffen.

Den großen Wurf in der grenzüberschreitenden Ausbildung hat es bislang nicht gegeben. Zwar gibt es EU-weite Abkommen, und in der Großregion gibt es den Wunsch, mehr Azubis über die Grenzen zu locken. Luxemburg hat dafür 2008 eine Großherzogliche Verordnung erlassen. Über die Arbeitsagenturen gibt es seit Jahren Sprechstunden der Berufsberater. Doch noch werden zu wenig Azubis mit Luxemburger Pass in Deutschland ausgebildet, um Industrie und Handwerk dringend benötigtes Personal zu verschaffen.

„Die Mühe lohnt sich“

Nun soll es einen neuen Anlauf geben. „Die grenzüberschreitende Ausbildung ist eine schwerfällige Sache“, weiß Jan Glockauer, Hauptgeschäftsführer der Trierer IHK. Er ist seit fünf Jahren im Amt, allerdings sei der Austausch über die Grenzen „überschaubar“. Deshalb möchte er mit dem Luxemburger Botschafter in Deutschland, Georges Santer, sowie dem deutschen Botschafter in Luxemburg, Heinrich Kreft, solidere Fakten schaffen.

Die Idee: Angesichts eines sozialen Grundeinkommens in Luxemburg von knapp 1.950 Euro im Monat wirken deutsche Azubigehälter von etwa 600 Euro wie „Peanuts“. „Wenn der Luxemburger Staat diese Ausbildungsvergütung aufstockt, müsste er weniger Sozialleistung erheben und könnte zudem einen Jugendlichen ausbilden“, sagt Glockauer. „Das ist ein langer Prozess, und man müsste Gesetze ändern. Aber die Mühe lohnt sich“, ist Heinrich Kreft überzeugt. Weiteres Lockmittel für das Großherzogtum: Der IHK-Chef hat bereits zwei Dutzend deutsche Betriebe mit einer Dependence in Luxemburg gewonnen, die ihre Azubis dort ausbilden und mit der deutschen Gesellenprüfung belohnen würden. „Wir in der Region Trier stehen bereit, nun müsste sich die Luxemburger Regierung bewegen“, sagt Glockauer.

Für die Ausbildung über die Grenze. Luxemburgische Jugendliche sind in der Region willkommen. Symbolfoto: dpa

Für Mitstreiter wie Günther Behr (Handwerkskammer Trier) eine gute Idee, die er begrüßt. „Wir stehen bereit, alle Bemühungen zu unterstützen. Auch das Luxemburger Handwerk könnte Nachwuchs gebrauchen. Allerdings bedeutet dies einen Riesenaufwand“, sagt der Geschäftsführer Ausbildung.

Und was sagen die Protagonisten aus Luxemburg? „In der Großherzoglichen Verordnung ist alles geregelt“, sagt Karin Meyer vom Bildungsministerium und verweist auf rund 60 grenzüberschreitend arbeitende Azubis. Das Großherzogtum habe einen Rahmen geschaffen, nun seien Betriebe und Jugendliche gefordert.

Roger Thoss, Geschäftsführer Ausbildung bei der Luxemburger Handelskammer („Chambre de commerce“) sieht in der deutschen dualen Ausbildung „die beste in Europa. Luxemburg braucht mehr betriebliche Ausbildung.“ Allerdings müssten den Worten Taten folgen, „auch wenn es heißt: Wir können mehr grenzüberschreitende Ausbildung nicht realisieren“. Ausbildungsstellen: Laut der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier werden derzeit lediglich 18 Luxemburger Azubis ausgebildet, die meisten davon im Einzelhandel. Die Trierer Handwerkskammer registriert aktuell 15 Luxemburger Azubis in heimischen Betrieben.

Sabine Schwadorf/Volksfreund

Peter Mutschke
21. September 2017 - 15.20

1950 € für einen Auszubildenden? Ich glaube mich tritt ein Pferd.