Naturfriseurin Christiane Spina: „Die Natur bietet eine Creme für alles“

Naturfriseurin Christiane Spina: „Die Natur bietet eine Creme für alles“

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Bei Naturfriseurin Christiane Spina in Bissen haben Chemie und Plastik keine Chance.
Im Gespräch mit ihr erfährt Daisy Schengen, wie gute Pflege mit der Kraft der Natur und etwas Geduld geht.

Tageblatt: Frau Spina, Sie sind Naturfriseurin aus Überzeugung. Warum?
Christiane Spina: Ich war nicht immer Naturfriseurin. Früher war ich selbstständig, hatte einen Salon und arbeitete mit konventionellen Chemieprodukten. Doch ihre Gase machten mich krank. Ich bekam Lungenprobleme und musste den Job wechseln.

Den Kopf in den Sand stecken liegt wohl nicht in Ihrer Natur.
Ich habe meinen Beruf sehr gerne ausgeübt und hatte einen guten Draht zu meinen Kunden. Als ich krank wurde, begann ich, nach Alternativen zu suchen. Im Netz stieß ich immer wieder auf Produkte, die Chemie enthielten, obwohl sie sich als bio und natürlich ausgaben. Irgendwann bin ich auf einen Hersteller gestoßen, dessen Philosophie und Produktionsprozesse mir ehrlich erschienen. Ich war mich sicher: Das kann ich meinen Kunden mit gutem Gewissen anbieten.

Alle Produkte, die Sie im Salon anwenden, entsprechen den Normen der zertifizierten Naturkosmetik. Welche Kriterien gelten hier?
Sie sind naturbelassen, frei von künstlichen Hormonen, Wachsen, Mikroplastik, Schäum-, Quell- und Konservierungsmitteln. Zudem sind sie vegan und tierversuchsfrei. Außerdem wird streng kontrolliert.

Führt die konventionelle Kosmetikindustrie den Verbraucher hinters Licht, wenn sie eine ganze Shampoo-Palette für verschiedene Haartypen anbietet?
Die Shampoos aus dem Supermarkt setzen sich meist aus den gleichen Zutaten zusammen. Die Industrie möchte Geld verdienen, wenn sie Pflege für unterschiedliche Typen verspricht. Die Natur bietet eine Creme für alles.

Kostet das Haarefärben bei Ihnen mehr als bei einem Kollegen, der mit konventionellen Produkten arbeitet?
Nein, das Färben nicht. Aber die Umstellung auf Naturprodukte. Sie beginnt mit einem Beratungsgespräch. Das kostet einmalig mehr. Wir besprechen die Wünsche des Kunden und ob sie mit Naturprodukten umsetzbar sind. Wenn ja, erkläre ich dem Kunden, wie wir vorgehen. Denn er sollte seine gesamte Haarpflegeroutine umstellen. Alles: vom Shampoo bis zur Haarfarbe.

Wie viel Pflanzen stecken in den pflanzlichen Haarfarben?
Brennnessel, Curry und Kurkuma für Orange, Kamille für Blondtöne oder auch Rote Beete. Damit haben die Menschen früher ihre Kleidung gefärbt. Alles keine neue Erfindung.

Ist genauso viel möglich wie mit chemischen Produkten?
Selbstverständlich hat die Natur Grenzen.

Inwiefern?
Der Kunde kann nicht in den Salon kommen und sagen, das will er jetzt haben, so wie er es beim konventionellen Friseur gewöhnt ist. Nicht, weil ich als Naturfriseurin den Wunsch nicht erfüllen möchte, sondern weil die Naturfarben nicht alles können. Sie wirken anders. Aber die Vorteile sind gesunde Haare, die nicht brechen, keinen krebserregenden Stoffen mehr ausgesetzt sein, eine gesunde Kopfhaut und kein Haarausfall. Schön, oder?

Beispiel Blondieren: aus Dunkel wird Hell. Geht das mit Naturhaarfarben?
Nein. Das kann Wasser nicht. Ich arbeite nur mit Farbpulver und Wasser. Dunkle Haare kann ich nicht blondieren, graue Haare aber durchaus blond färben. Ob und wie es funktioniert, hängt ganz von der Person ab.

Das bedeutet, die Produkte im Salon benutzt der Kunde auch zu Hause?
Ja, sonst klappt es nicht. Die Farbe hält nicht und kann schreckliche Töne annehmen.

Klingt nach strenger Vorschrift …
Das ist aber meine Philosophie. Ich mache keine halben Sachen: einerseits ein bisschen Natur und andererseits etwas Chemie.

Dennoch sagen Sie, Natur ist nicht gleich. Warum?
Weil die Zutaten ausschlaggebend sind, wie gut ein Pflegeprodukt ist. Zurzeit sind feste Shampoos und Seifenstücke voll im Trend. Doch ein Blick auf die Zutatenliste verrät, dass ihre Inhaltstoffe nicht immer gesund sind. Unter der Bezeichnung Sodium (Natrium) finden sich Substanzen, die fürs Aufschäumen verantwortlich sind. Viele Menschen meinen, je mehr Schaum, desto besser. Dem ist nicht so. Außerdem besteht der Verdacht, dass Inhaltsstoffe wie Emulgatoren und Konservierungsmittel krebserregend sind.

Aber die Natur ist auch nicht fehlerfrei, siehe allergische Reaktionen.
Die Menschen haben Angst vor ihr. Chemie verteilen sie aber auf dem Kopf, ohne Bedenken gegenüber allergieauslösenden und krebserregenden Stoffe. Eine allergische Reaktion kann man bekommen, klar. Aber diese Folgen sind auch bei Chemiefarbe nicht auszuschließen.

 

Manche Menschen waschen sich die Haare nur mit Wasser und verzichten so auf (Mikro-)Plastik und Chemie. Was sagt die Naturfriseurin zur „No Poo“-Bewegung?
Sie ist ein Trend, die Idee dahinter ist nicht immer umsetzbar. Möglicherweise klappt sie nur bei fünf Prozent der Menschheit. Denn sie setzt eine gesunde Kopfhaut, keinen fettigen Ansatz oder Hormonumstellungen voraus. „No Poo“ geht nicht sofort. Die Haare müssen mit einer besonderen Technik gebürstet und mit Naturprodukten richtig vorbereitet werden. Ein Naturfriseur kann bei der Umsetzung Hilfe leisten.

 

Wuschel
7. Juli 2019 - 11.38

Früher war ich natürlich blond und heute bin ich natürlich grau. Alles gratis.