Nationaltheater Luxemburg zeigt „Die Spieler“ als Hommage an die darstellende Kunst

Nationaltheater Luxemburg zeigt „Die Spieler“ als Hommage an die darstellende Kunst
Der General (Ulrich Kuhlmann) will Geld von seiner tuntigen Tante (Wolfram Koch). Dahinter Jacqueline Macaulay, Anouk Wagener und Maik Solbach.

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Nach dem Stück „Untergrund“ in der vorigen Saison steht im Nationaltheater wieder Dostojewski auf dem Programm. Dieses Mal ist es „Die Spieler“, basierend auf den Romanen „Der Spieler“ und „Aufzeichnungen aus dem Untergrund“ des großen russischen Schriftstellers.

Papst Franziskus hat am Sonntag anlässlich der Heiligsprechungen von sieben „musterhaften Katholiken“ die Geldgier sowie die Macht- und Habsucht in der heutigen Gesellschaft kritisiert. Die Wahl von TNL-Leiter Frank Hoffmann konnte zeitlich also kaum besser erfolgen.

Der Roman „Der Spieler“ handelt allerdings nur vordergründig von der Spielsucht einer Gruppe von Menschen, die im fiktiven Ort Roulettenburg verzweifelt versuchen, Geld aufzutreiben, um es am Spieltisch zu vervielfältigen. Der Kopf der Familie, ein alter General, wartet auf ein Telegramm aus St. Petersburg, das den Tod einer Tante ankündigt. Die Erbschaft würde alle Probleme lösen.

Regisseur Frank Hoffmann wählte die Textversion von Ruth Heynen, welcher zwei Romane zugrundeliegen: „Der Spieler“ und „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“. Letztere handelt von einem ehemaligen Beamten, der voller Groll auf die moderne Gesellschaft und deren Habsucht ist. Inhaltlich verbindet die beiden Geschichten zwar das Thema der Geldgier, das sich in der Person des Spielers, im Glückspiel und in den „Aufzeichnungen“ in Form von Anschuldigungen, die ein Mann aus dem Untergrund (Marco Lorenzini) vorträgt, ausdrückt. Die Collage der beiden Geschichten in einem Stück wirkt jedoch sehr holprig. Die Einschübe der Untergrund-Storyline stiften mehr Verwirrung, als dass sie dem Plot weiterhelfen.

Habsucht und Geldgier

Die Änderung von „Der“ in „Die Spieler“ scheint da schon eher von Bedeutung und wegweisend. Geht es vordergründig um die Spielsucht und die Gier nach schnellem Geld, dem auch die zwischenmenschlichen Gefühle geopfert werden, erinnert der neue Titel daran, dass die Menschen auf der Bühne nicht nur Spieler darstellen, sondern auch (Schau-)Spieler sind. Die Lust am Schauspielen scheint Hoffmann eher am Herzen zu liegen als eine tiefsinnige Botschaft.

Als weiterer Zeigefinger in Richtung einer solchen Interpretation fungieren die schrillen Kostüme (von Jasna Bosnjak), welche die Assoziationen, die der Westen mit Russland verbindet, ins Klischeehafte steigern.

Extravagante Kleidung steht aber seit jeher auch als Erkennungszeichen der schauspielerischen Zunft; Hoffmann nutzt dies für seine Zwecke und vermischt sie mit Andeutungen an heute: Obwohl sie Russen aus dem 19. Jahrhundert darstellen sollen, lassen das Gebären der Akteure und einige ihrer Requisiten, wie etwa die goldene Brille von De Grieux (Maik Solbach) oder der knallenge leuchtende Rock von Mademoiselle Blanche (Annette Schlechter), an neureiche Russen unserer Zeit denken. Die klischeebeladene Darstellung unterstreicht zusätzlich das spielerische Element der Inszenierung.

Wichtiges Detail dieser Regie ist die Drehbühne, die einerseits zwar als überdimensionales Symbol eines Roulettetisches dient und bildlich darstellt, dass sich alles ums Geld dreht, andererseits den Blick der Schauspieler auf das Publikum verändert. Die Zuschauer sitzen zwar um die vier Seiten der Rundbühne verteilt, doch jeder einzelne kann das Geschehen nur aus einem Gesichtspunkt beobachten. Das Drehen der Bühne verändert jedoch den Blickwinkel der Schauspieler.

Auch die Tatsache, dass sie inmitten der Zuschauer Platz nehmen und diese Plätze auch tauschen, deutet an, um was oder besser um wen es hier geht: nämlich zumindest genauso viel um die Form wie um den Inhalt.

Letzte Zweifel diesbezüglich werden mit dem Auftauchen der Erbtante beseitigt, eine Rolle, die Hoffmann mit einem Mann (einem ausgezeichneten Wolfram Koch) besetzt hat. Mit dem Transvestiten schwenkt die bis dahin philosophisch angehauchte Inszenierung in eine resolut komödiantische. Das Tempo des Stückes wird schneller, was durch das Spiel des auf der Bühne präsenten Schlagzeugers unterstrichen wird.

„Die Spieler“ überzeugt vor allem durch die Lust der Schauspieler an ihrer Arbeit. So wie für die Figuren der Geschichte das Leben ein Spiel ist, ist für sie das Schauspiel ihr Leben und es gelingt ihnen, den Spaß an diesem, ihrem, Leben zu vermitteln.

Vorstellungen: 16. Oktober 2018 sowie am 8.,9. und 10. Februar 2019