Druck auf die Polizei wächst bei der Suche nach dem Straßburger Attentäter

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Wo steckt Chérif Chekatt? Die deutschen, französischen und luxemburgischen Behörden suchen mit einem Fahndungsaufruf nach dem mutmaßlichen Attentäter. „Der Mann ist gefährlich, bitte nicht selbst eingreifen“, warnen sie. Können sie ihn bald fassen?

Bei der Großfahndung nach dem Straßburger Attentäter wächst die Nervosität in Frankreich. „Das Beste wäre auf jeden Fall, ihn so schnell wie möglich zu fassen und dieser Jagd ein Ende zu setzen“, sagte der französische Regierungssprecher Benjamin Griveaux am Donnerstag dem Sender C News. Die Polizei fahndete im deutsch-französischen Grenzgebiet, auch Spezialkräfte waren im Einsatz.

Die Zahl der Todesopfer stieg nach dem Terroranschlag von zwei auf drei. Ein viertes Opfer sei hirntot, bestätigte die Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur in Paris. Von dem polizeibekannten mutmaßlichen Attentäter Chérif Chekatt fehlte am Donnerstag weiter jede Spur. Bei der Fahndung hat die Polizei nach Beobachtung von AP-Journalisten am Donnerstag im Stadtteil Neudorf einen Großeinsatz durchgeführt. Mehrere Straßen sind wegen der Razzia gesperrt. In dem Viertel war der Gesuchte nach der Tat am Dienstagabend zuletzt gesehen worden. Aus Polizeikreisen verlautete, Sicherheitskräfte gingen dem Verdacht nach, dass sich der 29-jährige Chérif C. in einem bestimmten Gebäude aufhalten könnte.

Die französische Polizei war mit 700 Polizisten im Einsatz, um Chekatt zu fassen. Außerdem hatte die Regierung die Soldaten im Anti-Terror-Einsatz verstärkt – die Armeeangehörigen der Operation Sentinelle (Wache) sollen die Sicherheit auf öffentlichen Plätzen und Weihnachtsmärkten im Land gewährleisten.

Der Attentäter hatte am Dienstagabend mitten in der Weihnachtssaison das Feuer in der Straßburger Innenstadt eröffnet. Zeugen haben ihn nach Angaben des Chefermittlers Rémy Heitz „Allahu Akbar“ („Gott ist groß“ auf Arabisch) rufen hören. Anschließend war er auf der Flucht vor der Polizei von Soldaten verletzt worden und schließlich spurlos verschwunden. Unklar war, ob er sich noch in der Elsass-Metropole nahe der deutschen Grenze aufhält.

Fahndungsfoto samt Täterbeschreibung

Die französische Polizei veröffentlichte am Mittwochabend ein Fahndungsfoto des radikalisierten Gefährders Chekatt samt Täterbeschreibung. Auch süddeutsche Bundespolizei-Stationen, das Bundeskriminalamt, die Luxemburger Polizei und die Schweizer Bundespolizei verbreiteten auf Twitter den Aufruf der Police Nationale. Die Polizei sucht Zeugen.

In dem Aufruf heißt es: „Der Mann ist gefährlich, bitte nicht selbst eingreifen.“ Der Gesuchte sei 29 Jahre alt, 1,80 Meter groß, habe kurze Haare, sei vielleicht Bartträger und habe eine Narbe auf der Stirn. Der mehrfach vorbestrafte mutmaßliche Angreifer soll sich im Gefängnis radikalisiert haben. Der gebürtige Straßburger mit nordafrikanischen Wurzeln saß wegen schweren Diebstahls auch in Deutschland in Haft. DNA Spuren bestätigen außerdem seine Beteiligung an einem Einbruch in Luxemburg.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte den Opfern und Familien am Donnerstag in Brüssel erneut die Solidarität der gesamten Nation ausgesprochen. „Es war nicht nur Frankreich, das getroffen wurde – eine französische Stadt, unsere Bürger – sondern es war genauso eine große europäische Stadt, die vor einigen Tagen tödlich getroffen wurde.“

Macron war nach Brüssel zum Gipfeltreffen der 28 Staats- und Regierungschefs der EU-Länder gereist. Auch dort wurde der Opfer gedacht. „Zuerst eine Schweigeminute zu Ehren der Opfer der Straßburg-Anschläge“, schrieb der Sprecher von EU-Ratspräsident Donald Tusk am Donnerstag im Kurznachrichtendienst Twitter.

Unter den Todesopfern ist ein 45 Jahre alter Tourist aus Thailand, wie das Außenministerium in Bangkok bestätigte. Nach französischen Medienberichten wurde außerdem ein Franzose getötet, der gerade vor einem Restaurant auf seine Familie wartete. Unter den Opfern ist außerdem ein Straßburger mit afghanischen Wurzeln. Die Moschee Eyyûb Sultan de Strasbourg bestätigte der dpa, dass er in den kommenden Tagen beerdigt werde. Ein viertes Opfer ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft hirntot. Das bedeutet, dass die Funktionen des Gehirns unwiederbringlich ausgefallen sind. Die Atmung und der Herzschlag können künstlich aufrecht erhalten werden.