Trump äußert Mitgefühl für beschuldigte Männer

Trump äußert Mitgefühl für beschuldigte Männer
Wieder einmal steht Donald Trump wegen einem Tweet unter Beschuss

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Wieder löst Donald Trump mit einem Tweet Wirbel aus. Im Zeitalter der #MeToo-Bewegung beklagt er das Schicksal beschuldigter Männer. Kein Wort über die Opfer.

Donald Trump hat anscheinend Mitleid mit Männern, die häuslicher Gewalt oder sexueller Übergriffe beschuldigt werden. Nach dem jüngsten Rücktritt von zwei Mitarbeitern, denen Ex-Ehefrauen Misshandlungen vorgeworfen hatten, beklagte der US-Präsident am Samstag via Twitter, dass „das Leben von Menschen durch bloße Anschuldigungen zerstört“ werde. Zugleich betonte er, dass diese Personen Anspruch auf „Rechtsstaatlichkeit“ hätten.

Auf die Opfer gewalttätiger Angriffe ging Trump mit keiner Silbe ein. Wie bereits am Freitag: Da hatte er bedauert, dass einer der Zurückgetretenen, Rob Porter, eine „harte Zeit“ durchmache – und dazu auch noch die Hoffnung geäußert, dass eine „großartige Karriere“ vor diesem Mann liege. Porter, der im Weißen Haus als „Assistent für politische Koordination“ arbeitete, war gleich von zwei Ex-Frauen beschuldigt worden, sie misshandelt zu haben. Die Zeitung „Daily Mail“ veröffentlichte ein Foto, das eine der Frauen anscheinend mit einem blauen Auge zeigt.

Nach Porter hatte am Freitag auch Redenschreiber David Sorensen seinen Posten wegen Vorwürfen häuslicher Gewalt aufgegeben. Beide Männer wiesen die Beschuldigungen zurück. Trump twitterte wörtlich: „Das Leben von Menschen wird durch eine bloße Anschuldigung zertrümmert und zerstört. Manche sind wahr und manche sind falsch. Es gibt keine Genesung für jemanden, der falsch beschuldigt worden ist – Leben und Karriere sind vorbei. Gibt es nicht länger so etwas wie ein rechtsstaatliches Verfahren?“

Nicht zum ersten Mal

Die Äußerung löste nicht nur bei Trumps politischen Gegnern Kritik aus. Auch mehrere Republikaner wie der Abgeordnete Charles Dent mahnten den Präsidenten, „an die Opfer zu denken“. Die Demokratin Jackie Speier, eine Wortführerin im Kampf gegen sexuelle Belästigung im US-Kongress, sagte der „Washington Post“, ihr habe sich der Magen umgedreht, als sie den Tweet gesehen habe.

„Die New York Times“ merkte an, dass Trump anscheinend Zweifel an der gesamten #MeToo-Bewegung habe – an jenen Hunderttausenden von Frauen, die in den vergangenen Monaten mit Vorwürfen sexueller Gewalt gegen sie an die Öffentlichkeit gegangen sind. Ähnlich äußerten sich auch Vertreter von Organisationen, die Opfern derartiger Angriffe zur Seite stehen.

Es war allerdings bei weitem nicht das erste Mal, dass Trump Sympathien für beschuldigte Männer zeigte. So auch für sich selber: Mehr als ein Dutzend Frauen haben ihm sexuellen Missbrauch oder anzügliches Verhalten in der Vergangenheit vorgeworfen, und Trump nannte sie alle Lügnerinnen. Als während des Wahlkampfes 2016 ein älteres Video publik wurde, in dem Trump sich anzüglich und herabwürdigend über Frauen äußerte, tat er das als harmlos ab – so redeten Männer eben in der Umkleidekabine.

Wiederholt verteidigte Trump auch direkt über Anschuldigungen gestürzte konservative Größen wie beispielsweise den einstigen Fox-News-Moderator Bill O’Reilly. Und er machte Wahlkampf für den Senatskandidaten Roy Moore, der in jüngeren Jahren Minderjährigen sexuell nachgestellt haben soll.

 

Jemp
11. Februar 2018 - 22.53

Naja, meine Ex hat auch während der Scheidung auf Anraten ihres Anwaltes komplett haltlose Anschuldigungen gegen mich hervorgebracht, wo ich dann das Gegenteil zu beweisen hatte. Glücklicherweise konnte ich das und ihr Anliegen ging in die Hose, aber es hat mich eine Menge schlaflose Nächte gekostet. Eine grosser Teil unserer Obdachlosen berichten ähnliche Geschichten. Schlussendlich plapperte sie aber vor Gericht alles aus, was ihr Herr Rechtsanwalt ihr angeraten hatte. Dafür brauch ich ihr jetzt auch keine Rente zu zahlen, aber trotzdem hinterlässt so etwas seelische Narben, genau wie bei Frauen, die misshandelt wurden. Es bleibt immer etwas hängen, wenn man jemanden mit Scheisse bewirft. Siehe die Sache mit Hulot in Frankreich. Der schläft auch schlecht in letzter Zeit.

KTG
11. Februar 2018 - 19.41

Tja, und das große Bild dazu: Nach FBI, Justiz, Medien und Politik dann auch der Angriff auf die Zivilgesellschaft als Ganzes. Modus Operandi: Diskreditierung von Institutionen, damit sie niemand mehr ernst nehmen kann und damit deren moralische Position erodiert wird. Nichts anderes macht Trumpel da. Frei nach Goebbels wird eine Lüge wiederholt, bis sie zur Wahrheit wird. Frei nach Stalin werden die Medien zu Feinden des Volkes erklärt, bis ihnen niemand mehr glaubt. Apathie des Volkes, Kleptokratie des herrschenden Klans, Erosion der Institutionen. Die Amerikaner werden noch merken, dass sie den Schaden, der innerhalb eines Jahres (und der folgenden mindestens 7 Jahre) angerichtet wurde, auch in Jahrzehnten nicht reparieren können. Ihr sowieso schon fragiles Staatskonstrukt (Staatsanwälte und auch hohe Richter werden gewählt oder von Politikern herausgesucht und nicht unabhängig befördert) wird gerade vor unser aller Augen zerlegt.