Multilingualer Luxemburg-Hip-Hop: EP-Release der Pachamama Family

Multilingualer Luxemburg-Hip-Hop: EP-Release der Pachamama Family

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Rap, Reggae, Soul und Scratch – all diese Dinge vereint das Hip-Hop-Kollektiv Pachamama Family. Nach dem Erfolg ihres ersten Songs im Vorjahr kehrt die Crew nun mit neuem Material zurück. Gleich sechs Songs beinhaltet die EP mit dem Titel „Epocalypse“, die am 5. Oktober offiziell released wird und auf eine Umwelt aufmerksam macht, die den Respekt der Menschheit dringend nötig hat.

Von Laura Tomassini

„Conscious Rap“ nennt sich das, was acht Künstler aus Luxemburg seit vergangenem Jahr produzieren. Auf insgesamt sechs Sprachen plädiert das Hip-Hop-Kollektiv Pachamama Family für einen respektvolleren Umgang untereinander, aber vor allem mit der Natur. Entstanden ist die Gruppe durch ein Projekt von Carl Hahn alias Don Cee für die Nichtregierungsorganisation „Frères des Hommes Luxembourg“. Ein einzelner Clip sollte es werden, mit Rap, unterlegt mit Naturgeräuschen. Doch der Song mit Lyrics auf Luxemburgisch, Französisch, Portugiesisch, Englisch, Italienisch und Spanisch kam so gut beim Publikum an, dass die Pachamama Family ein zweites Projekt lancieren wollte. „Wir haben auch innerhalb der Crew gemerkt, was für eine wahnsinnige Energie während unserer Zusammenarbeit entstanden ist, und das wollten wir weiterführen“, meint João Pedro Gaspar, der unter dem Künstlernamen Piloco für das Kollektiv rappt. Sechs neue Songs und zwei Videoclips sind das Resultat, das am 5. Oktober im städtischen Café Rocas präsentiert wird.

Thema ist die Natur, denn bei Pachamama ist der Name Programm. „Es bedeutet ‚terre-mère‘, also Mutter Erde, die uns als Menschen versorgt“, so Piloco. Passend zu den laufenden Klimaprotesten handeln die Songs von Umweltschutz, der Verschmutzung der Ozeane und wie Bürger und Politik darin verwickelt sind. Um ihre Fans allerdings nicht direkt mit zu ernsten Themen zu verschrecken, ist die Crew mit etwas leichterer Kost gestartet. Anfang September wurde das Video zum Titel „Elementz“ released. Der Track handelt vom Leben in der Hip-Hop-Szene, mit all seinen Facetten. „Darin greifen wir die verschiedenen Elemente der Kultur auf: Breakdance, Graffiti, Rap. Den Clip haben wir im Hollericher Skatepark aufgenommen und jeder erzählt in seinen acht Zeilen, wie er Hip-Hop spürt“, verrät Vic Bové, bekannt als V.I.C.

Fünf vor zwölf beim Thema Klimawandel

Die eigentliche Message der EP mit dem Titel „Epocalypse“ – eine Anspielung auf die tickende Uhr, die global zu mehr Klimabewusstsein drängt – trägt allerdings das Lied „Ocean“. Am gestrigen Sonntag wurde der passende Videoclip dazu auf dem Youtube-Kanal der Family veröffentlicht. Worum es darin geht, erklärt Piloco: „Wir wollten den aktuellen Zustand der Ozeane zeigen, deshalb ist der Clip auch relativ düster. Denn auch wenn man in der ganzen Welt überall schöne Strände sieht, was meist verborgen bleibt, sind die vielen Mikropartikel und der ganze Plastikmüll, der sie verschmutzt.“ Tiere, deren Fell und Federn von Öl verklebt sind, Pflanzen, die sterben, eine Table-Ronde, die sich zur Problembesprechung versammelt hat. Über allem eine Sanduhr, denn die Zeit rennt. „Wir müssen jetzt reagieren, sonst ist es irgendwann zu spät“, meint der Rapper mit portugiesischen Wurzeln.

Gedreht wurde im englischen Devon in Zusammenarbeit mit dem Studenten und Hobby-Filmemacher Patryx Swiatczak, der am Plymouth College of Art studiert. Passend wird die Stadt in Großbritannien im Volksmund doch „Ocean City“ genannt. Besonders die Visualisierung des Videos vermittelt die bedrückende Stimmung, die auch die Künstler aus Luxemburg beim Thema Klimawandel spüren. „Es ist eine Prise à la Interview oder Polizeiverhör“, so V.I.C. Jeder der acht Vocal-Artists vermittelt die Message dabei auf seine ganz eigene Art, DJ Headmaster sorgt schlussendlich für den richtigen Beat. „Ich stelle mich in meinem Part zum Beispiel in die Rolle einer Person, die ins Wasser springt und plötzlich eine Plastiktüte im Gesicht hat und nicht weiterschwimmen kann“, erklärt Piloco. Doch nicht alles sei verloren, meinen beide Family-Mitglieder, man müsse nur handeln. „Der rote Faden der EP ist deshalb die Sensibilisierung des Publikums. Rap bedeutet nicht nur fette Autos und fancy Klamotten, wir haben als Künstler eine Verantwortung“, sagt V.I.C.

Gemeinsam für eine bessere Zukunft

Genau aus diesem Grund vermitteln die Songs von Pachamama auch andere Werte, die der Gruppe am Herzen liegen. „In ‚Samuraiz‘ geht es um Zusammenhalt. Der Titel ist Referenz zu einer edlen Figur, die ehrbar lebt und eine gewisse Moral vertritt“, erklärt der Rapper. Man wolle sich als Crew repräsentieren und den Stolz zeigen, zur Family zu gehören. „Parlons Francs“ und „Power Criminals“ gehen hingegen mit verschiedenen Protagonisten ins Gericht. Politiker, die ihre Macht missbrauchen, ein Europa, das sich als Retter der Welt darstellt, aber hinter geschlossenen Türen Grenzen dichtmacht und Waffen in Kriegsgebiete liefert – all das sprechen die Künstler in ihren Texten an, ohne dabei ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Doch primär will Pachamama zeigen, wie es anders geht – wenn man nur will. „Auch ein kleines Land wie Luxemburg kann ein Beispiel für andere sein. Wir müssen ein Zeichen setzen und als eines der Gründungsmitglieder der EU, welches im Herzen Europas liegt, als Vorreiter fungieren“, meint V.I.C. „Conscious Rap“ halt, denn auch wenn der aktuelle Trend eher bei „Chu an der Hood“ liegt: Musik ist und bleibt die Sprache, die jeder versteht. Vor allem, wenn sie wie bei Pachamama nicht nur bi-, sondern gleich hex-lingual ist.

Die Release Party findet am 5. Oktober im Café Rocas (33, rue des Capucins) von 21.30-3.00 Uhr statt.