Mit Rakija und Cevapcici zum Titel

Mit Rakija und Cevapcici zum Titel

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Weltmeisterschaft in Russland ist heute genau 27 Tage alt. Zeit, den Rüpel des Turniers zu wählen. Überraschenderweise geht dieser Gral nicht an irgendeinen tollwütigen Verteidiger oder einen fallsüchtigen Stürmer. Nein, eine ganze Mannschaft ereilt diese Ehre.

Kroatien hat es nämlich fertiggebracht, ein vom Fußball-Weltverband FIFA nicht autorisiertes Getränk auf das Spielfeld zu schmuggeln und musste 60.256 Euro Strafe zahlen. Gerüchten zufolge handelte es sich dabei um das Nationalgesöff Rajika, das die Hrvaten furchtlos und hemmungslos hätte machen können. Auch in puncto Ernährung haben die Kroaten vor dem Halbfinale gegen England einen entscheidenden Nachteil. Der FIFA-Sponsor mit dem großen M im Logo bietet weder Cevapcici noch Burek an.

Um Strafen zu entgehen, täten Sportler in Zukunft also besser daran, sich die Sponsorenliste der verschiedenen Verbände anzusehen. Bei der Tour de France beispielsweise müssen sich die Fahrer in Zukunft vor allem Ami-Fritten von McCain reinschmeißen. Das ist zumindest für die Belgier sehr dumm gelaufen. Freuen durften sich trinkfreudige Kicker vom englischen Fußballklub Scarborough FC Ende der 80er-Jahre nach jedem Spiel, denn sie wurden von Black-Death-Wodka gesponsert.

Auch die Schweden sind ganz schlimme Finger. Sie trugen eine Strumpfhose mit einem nicht autorisierten Logo. 70.000 Euro Strafe war die Folge. Nicht so dramatisch wie falsche Getränke sind hingegen das Zeigen eines Nazi-Banners (Russland, 8.608 Euro), politische Statements (Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri, 8.608 Euro) oder die Forderung, einen Schiedsrichter vor das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zu stellen (Mladen Krstajic, 4.304).

Es liegt auf der Hand: Sponsoren sind wichtiger als Ethik. Und in der Zukunft wird sich diese Philosophie wahrscheinlich noch verstärken. Gerüchten zufolge werden die Linienrichter demnächst durch Fluglotsen von Qatar Airways ersetzt. Die Sprühdosen der Schiedsrichter werden mit gefärbtem Erdgas von Gazprom gefüllt, auf dem Platz kann eine Gelbe Karte durch das Zücken der Visa-Karte annulliert werden und die Spieler müssen ihre Luxuskarossen durch einen Hyundai Getz ersetzen. Außer eben die Kroaten, diese Rebellen, sie werden weiter Rakija trinken und Cevapcici essen, denn mit der Weltmeister-Prämie von 32,3 Millionen Euro können noch so einige Strafen verkraftet werden.