„Merci, Luxemburg!“ – Ein Interview mit dem Chef der Chefköche

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Er ist ein Mann von Welt, sein Schnauz- und Kinnbart verheißen bajuwarische Gelassenheit und Charme. Thomas A. Gugler ist Weltpräsident der „World Association of Chefs’ Societies“ und Dirigent über zwölf Millionen Kochkünstler weltweit. Seit September 2016 ist der 51-jährige gebürtige Deutsche im Amt und übt dies nach eigenem Bekunden mit viel Herzblut und Passion aus. Der Weltenbummler, der neun Sprachen spricht und schon in 13 verschiedenen Ländern gekocht hat, arbeitet seit 18 Jahren in Saudi-Arabien und kennt die weltweiten Kochkünste und -Kreationen wie kaum ein Zweiter.

Tageblatt: Wie fallen Ihr vorläufiges Fazit und Ihre Eindrücke der 13. Auflage des „Culinary World Cup“ aus?

Thomas Gugler: Zunächst einmal möchte in an dieser Stelle meine Bewunderung für die perfekte Organisation in Bezug auf die Expogast und auf den Wettbewerb aussprechen. „Luxexpo The Box“, der „Vatel-Club Luxembourg“, „Brain & More“ sowie die „World Association“ haben fantastische Arbeit geleistet.

Besonders hervorzuheben wäre aber die ausgezeichnete Atmosphäre, die nicht nur von den unzähligen Besuchern, sondern auch von den Wettbewerbsteilnehmern erzeugt wurde.

Wie sind die Bedeutung des Events und die Leistungen der einzelnen Teams einzuschätzen?

Sowohl vom Niveau der erbrachten Leistungen als auch von der weltweiten medialen Beachtung her gehört das Event ohne Zweifel zu den Top Five weltweit. Von der Jury sind wir positiv überrascht über die stete Entwicklung und den Aufwärtstrend in verschiedenen Ländern. Erwähnens- und nennenswert sind hier im Besonderen die skandinavischen Länder. Highlights waren zudem Österreich, die Schweiz und natürlich Titelverteidiger Singapur.

Gerade die Skandinavier sind auf dem besten Weg, durch neue Trends die gehobene Gastronomie neu zu formen.

Worin liegt Ihrer Meinung nach dieses Trendsetting begründet?

Dort wird vor allem puristisch gekocht, gradlinig, es wird mit filigranen Accessoires gearbeitet, alles basierend auf der „Cuisine classique“. Zauberwort ist hierbei die sogenannte „Contemporary Kitchen“, also Dinge und Kreationen, die von der Logik der eigentlichen Kochkunst her gar nicht wirklich zusammenpassen.

Wir haben am Medaillen-Board außergewöhnliche Leistungsbewertungen bei zahlreichen Juniorenteams entdeckt. War das so zu erwarten?

Ich bin ehrlich, ich hatte da keinerlei Zweifel. Die Jungs und Mädels sind motiviert und talentiert, auch wenn’s nicht jeder gerne hört: Einige sind stärker als manche Seniorsteams. Da sind einige dabei, die sind sozusagen „outdated“, nicht offen für Innovatives und neue Trends. Die jungen Wilden dagegen denken positiv, wollen sich beweisen, haben Drive und Drang, Neues auszuprobieren und sich zu profilieren.

Hinzu kommt: Die Jungen haben noch das Recht, Fehler machen zu dürfen, das haftet denen nicht bis an ihr Lebensende an und hat somit keine negativen Auswirkungen auf ihre Karriere.

Letzter kleiner „Aufreger“ unsererseits: Wir vermissen hier eine französische Equipe. Meidet die „Grande Nation“ etwa dieses Event?

Das ist ein schwieriges Thema. Die französische Küche ist nach wie vor herausragend und war ohne Zweifel Vorreiter für all das, was heute in der gehobenen Gastronomie geboten wird.

Damit möchte ich aber nicht sagen, dass in Frankreich in einer anderen Liga gekocht wird – aber in einer eigenen. Dort pflegt man untereinander einen besonderen Zusammenhalt und es gestaltet sich generell schwierig, als Außenstehender dort Fuß zu fassen.

Wir pflegen eine gute und harmonische Zusammenarbeit mit den französischen Kollegen, man ist sich gegenseitig wohlgesonnen, das Hauptaugenmerk ist dort aber nach wie vor der „Bocuse d’Or“ – das Maß aller Kochkunst schlechthin. Neben Hongkong haben wir übrigens auch in Paris ein „Head Office“ unserer Association. Erwähnen möchte ich auch noch gerne (mit stolzem Blick auf seine Präsidentenkette), dass Auguste Escoffier, einer der größten und bekanntesten Chefs der Welt, der erste Weltpräsident unserer Vereinigung war. Wir sind und bleiben also durch diese Wurzeln auch weiterhin mit der französischen Gastrokultur verknüpft.