Luxemburgs Banken schlagen sich gut: Ratingagentur Moody’s analysiert Finanzsektor

Luxemburgs Banken schlagen sich gut: Ratingagentur Moody’s analysiert Finanzsektor
 Foto: EDITPRESS/François Aussems

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Europas Banken stehen unter Druck. Während die Finanzinstitute in den USA die Finanzkrise überwunden haben und wieder satte Gewinne erwirtschaften, dümpeln Europas Finanzinstitute vor sich hin. Dieser Trend ist am Bankenplatz Luxemburg erkennbar. Die drei wichtigsten Banken für die nationale Wirtschaft sind jedoch stabil aufgestellt.

Vor einigen Wochen hatte Luxemburgs Finanzaufsicht mitgeteilt, dass die Gewinne (vor Provisionen) der hiesigen Finanzinstitute im ersten Halbjahr 2019 um 15,5 Prozent eingebrochen sind. Während die Einnahmen nur ganz leicht zugelegt haben, sind die Kosten um mehr als zehn Prozent gestiegen. Zudem stagniert die Zahl der Mitarbeiter im Bankenwesen. Seit 2008 steckt ihre Zahl beharrlich unter der Marke von 27.000 fest. Eingestellt im Finanzsektor wird vor allem von Finanzdienstleistern.

Gleichzeitig schrumpft die Zahl der in Luxemburg tätigen Banken weiter. Derzeit sind noch 130 Finanzinstitute im Land tätig. Im Jahr 1994 war mit 222 Banken der historische Höhepunkt erreicht. Seitdem geht es abwärts: Im Jahr 2003 zählte Luxemburg nur noch 170 Finanzinstitute; 2008 waren es 150.

Fast 100 Banken weniger als vor 25 Jahren

Weltweit gibt es wohl zu viele Banken. Weniger als die Hälfte aller Finanzinstitute (40 Prozent) erwirtschaften derzeit einen Mehrwert, berichtete McKinsey and Company rezent in der diesjährigen „Global Banking Review.“ Weltweit würden derzeit satte 60 Prozent der Banken Kapital vernichten, ist in dem Bericht zu lesen. Dabei seien es vor allem Banken aus Europa, die mit Schwierigkeiten zu kämpfen hätten.

Diesen großen Trends können sich auch die Banken in Luxemburg nicht entziehen. Steigende Kosten und rückläufige Gewinnmargen werden die Resultate der Finanzinstitute im Großherzogtum drücken, schreibt die Ratingagentur Moody’s in einem „Banking System Brief“, der Ende Oktober veröffentlicht wurde. In ihrer Analyse über den Zustand des Luxemburger Finanzsektors hat Moody’s dabei nur drei Banken unter die Lupe genommen. Es sind dies die Spuerkeess, die BGL BNP Paribas und die BIL.

Die drei Banken würden, auch wenn sie nur für rund ein Prozent der Gelder am Finanzplatz stehen, allein 80 Prozent aller Kredite an die Luxemburger Volkswirtschaft stemmen, begründen die Autoren die Entscheidung. Zudem stünden die drei Banken für 90 Prozent aller Spareinlagen. Die Mehrheit der anderen Banken würde vor allem spezialisierte Dienstleistungen für den Weltmarkt anbieten.

Keine Preisblase bei Immobilien

Und im Gegensatz zur allgemein negativen Stimmung im europäischen Bankensektor, so liest sich der Bericht der Ratingagentur Moody’s über die drei Luxemburger Banken mit einer gewissen Beruhigung. Nur die schrumpfenden Gewinne bei steigenden Kosten scheinen die Autoren etwas zu verunsichern.

Dass die drei Banken einen Großteil ihrer Kredite im Lande (und vor allem im Immobilienbereich) vergeben, und somit von dessen Entwicklung abhängig sind, beunruhigt sie nicht. Die Analysten rechnen nicht mit einem Preisrückgang am Luxemburger Immobilienmarkt. Verglichen mit der Nachfrage werden nicht genügend Wohnungen angeboten, schreibt die Agentur. „Dementsprechend werden die Preise weiter steigen.“

Um das Platzen einer Preisblase im Immobiliensektor brauchen sich die Banken also kaum Sorgen zu machen. Vor allem, wenn die Wirtschaft, wie erwartet, weiter wächst. „Das Risiko einer Preiskorrektur ist mittelfristig niedrig, da der Bau neuer Wohnungen nach wie vor nicht mit der steigenden Bevölkerung Schritt hält“, schreibt Moody’s. Die Kriterien, um Bankkredite zu erhalten, wurden vorsichtshalber jedoch bereits verschärft.

Hohes Eigenkapitalniveau

Auch dass die Verschuldung der Haushalte wegen der steigenden Wohnungspreise zulegt, beunruhigt die Analysten kaum. Die Verschuldungsquote ist von 58 Prozent im Jahr 2010 auf 66 Prozent letztes Jahr gestiegen. Die Guthaben der Haushalte seien im Schnitt 248 Prozent höher als die Schulden.

Die drei Banken haben ihre Gelder aber nicht nur in Luxemburg angelegt. Im Schnitt sind es 42 Prozent, die in die hiesige Wirtschaft fließen. Bei der BCEE sind es 59 Prozent, bei der BIL 45 Prozent und bei der BGL BNP Paribas 29 Prozent. Die restlichen Gelder legen die drei Finanzinstitute vor allem in anderen westeuropäischen Ländern wie Frankreich, Belgien, Deutschland, Schweiz oder in den Niederlanden an. Und es sind die internationalen Aktivitäten, die den Gewinn ankurbeln, ist im Bericht zu lesen. Spitzenreiter bei der Gewinnmarge ist die BGL BNP Paribas.

Weiter schreibt Moody’s, dass das von den drei Luxemburger Banken gehaltene Eigenkapitalniveau im Schnitt zu den höchsten im Euroraum gehöre. Das erlaubt im Zweifelsfall das Absorbieren von Verlusten. Zudem ist der Anteil der faulen Kredite in Luxemburg mit 2,1 Prozent relativ niedrig, und die Banken sind, dank der hohen Spareinlagen, zur eigenen Finanzierung nicht abhängig von kurzfristigen Krediten vom Interbankenmarkt.