/ Luxemburger Süden: Unesco-Kandidatur nimmt Form an
Die Kandidatur der luxemburgischen Südregion um die Aufnahme in das „Man and the Biosphere“-Programm (MAB) der Unesco nimmt Form an. Am 5. Juni gibt es eine Informationsveranstaltung für die Räte der elf Südgemeinden.
Am Montag war die Präsidentin der „Commission luxembourgeoise pour la coopération avec l’Unesco„, Simone Beck, zu Gast in der Vorstandssitzung des Gemeindesyndikats Pro-Sud, um das Projekt noch einmal vorzustellen.
Dr. Thomas Schaaf von der „Terra-Sana environmental consulting“ aus Freiburg, der 25 Jahre für die Unesco gearbeitet hat und nun Staaten berät, die Biosphärenreservate ausweisen wollen, erläuterte die Vorzüge des MAB-Programms.
Biosphärenreservate seien ein Instrument zur Förderung der nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung und für Forschung und Bildung, sagte Schaaf. Ziel des Programms sei es, den Schutz und die Nutzung natürlicher Ressourcen in Einklang zu bringen. Insgesamt gibt es weltweit derzeit 669 MAB-Reservate.
Die meisten Mitglieder des Pro-Sud-Vorstands äußerten sich positiv zur Kandidatur. Insbesondere vor dem Hintergrund der Europäischen Kulturhauptstadt 2022 könnte das MAB-Programm einen zusätzlichen Gewinn darstellen, weswegen es gut wäre, wenn die Strukturen bis dahin betriebsbereit wären, wie der Düdelinger Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) betonte.
„Touristische Vermarktung stärken“
In der luxemburgischen Südregion seien viele Voraussetzungen für einen Erfolg der Kandidatur bereits gegeben, unterstrich Thomas Schaaf. Neben den Naturschutzgebieten und Natura-2000-Zonen verfügten insbesondere das kultur- und wirtschaftshistorische Erbe im Süden über großes touristisches Potenzial. Die Uni Luxemburg in Belval stelle einen weiteren Pluspunkt dar.
Auf die Frage des Sanemer Bürgermeisters Georges Engel (LSAP), welchen konkreten Mehrwert die MAB-Zertifizierung der Südregion bringe, antwortete Schaaf, dass insbesondere die touristische Vermarktung durch die internationale Anerkennung der Unesco gefördert werde.
Entscheidung bis Mitte 2020
In vielen Biosphärenreservaten sei nach der Verleihung des Labels ein Anstieg der Besucherzahlen verzeichnet worden. Davon hätten nicht nur Hotels und Restaurants, sondern auch lokale Produzenten profitiert, weil sich der Absatzmarkt durch die Touristen vergrößert habe. Befürchtungen einer Landnutzungseinschränkung in den Kernzonen hätten sich nicht bestätigt, so Schaaf.
Auch über den Zeitplan der Kandidatur wurde gestern bereits gesprochen. Bis September 2018 wolle man den mehrseitigen Fragebogen für die Kandidatur „ausfüllen“, schlug Simone Beck vor. Anschließend soll der partizipative Teil der Kandidatur beginnen. Bürgerbeteiligung sei ein wichtiger Aspekt des MAB-Programms, so Beck.
Danach sollen die Vorschläge der Zivilbevölkerung in die Kandidatur mit einfließen, die im September 2019 bei der Unesco eingereicht werden soll. Mit einer Entscheidung sei dann Mitte 2020 zu rechnen.
Uneinigkeit über Rolle für Transition Minett
Der Vorschlag der luxemburgischen Unesco-Kommission, den Prozess der Bürgerbeteiligung über Transition Minett abzuwickeln, stieß insbesondere bei den CSV-Bürgermeistern Paul Weimerskirch (Schifflingen) und Laurent Zeimet (Bettemburg) auf Ablehnung.
Die meisten Pro-Sud-Vorstandsmitglieder waren mit ihrem Präsidenten Roberto Traversini („déi gréng“) einverstanden, dass die Unesco-Kommission zuerst die Räte der betroffenen Gemeinden informieren solle. Eine entsprechende Informationsversammlung soll am 5. Juni um 19 Uhr in der „Téitenger Schungfabrik“ stattfinden. Neben den Räten sollen auch die technischen Dienste und die kommunalen Umweltberater teilnehmen.
Neue Stelle für Koordinator
Trägerstruktur soll das Gemeindesyndikat Pro-Sud bleiben, das einen zusätzlichen Mitarbeiter für die Koordination des Programms einstellen will. Diese Person soll auch dafür sorgen, dass die Gemeinden ihren Bürgern die Inhalte gemeinsam kommunizieren, wie der Kayler Bürgermeister John Lorent (LSAP) forderte. Neben den Pro-Sud-Gemeinden müssen auch mehrere Ministerien eingebunden werden.
Bislang besteht bereits eine Arbeitsgruppe (AG) mit Vertretern des „Département de l’aménagement du territoire“ und der Forstverwaltung sowie Mitgliedern der Zivilbevölkerung. Zurzeit sei diese Gruppe dabei, den Red-Rock-Trail für ausländische Besucher attraktiver zu gestalten und mögliche Locations für kleine Hotels und Ferienunterkünfte ausfindig zu machen, erklärte Robert Garcia, der an der AG beteiligt ist. 89 solcher Orte habe man bereits gefunden. Von Wohnwagenplätzen über Industriegebäude bis zur Nutzung von ehemaligen Grubenstollen sei vieles möglich. Zusammen mit dem „Ordre des architectes et des ingénieurs-conseils“ (OAI) soll ein Wettbewerb für Architekten ausgeschrieben werden, um diese Unterkünfte zu gestalten.
- Esch2022: Das Vertrauen in die Europäische Kulturhauptstadt schwindet weiter - 27. Dezember 2020.
- Im Escher Krankenhaus herrscht auf allen Ebenen Unruhe - 25. Dezember 2020.
- Corona kostet Luxemburger Staat bislang 4,4 Milliarden Euro - 16. Dezember 2020.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos