Luxemburger Basketball-Legende Marco Rock spricht über die Entwicklung des Sports, das Ehrenamt – und einen großen Traum

Luxemburger Basketball-Legende Marco Rock spricht über die Entwicklung des Sports, das Ehrenamt – und einen großen Traum

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Marco Rock gehört zu den bekannteren Persönlichkeiten in der Luxemburger Sportwelt. Das nicht nur wegen seiner aktiven Zeit als Basketballer, sondern auch wegen seines ehrenamtlichen Engagements. Ein Gespräch über die Entwicklung des Basketballs, das „Bénévolat“ und einen großen Traum.

Mit Fotos von Claude Lenert

Sie werden zwar seltener, aber es gibt sie noch: Leute, die sich ehrenamtlich engagieren. Einer von ihnen ist Marco Rock. Wenn „Rocky“, wie der 54-Jährige bereits zu seiner aktiven Zeit als Basketballer genannt wurde, irgendwo auftritt, dann fällt er auf. Das mag an seinen markanten Gesichtszügen liegen, aber vor allem an seinen 2,04 Metern Körpergröße. Damit überragte er sogar die meisten Spieler auf dem Basketballplatz
Dabei begann die sportliche Karriere von Marco Rock auf dem Fußballplatz. Als „Bouneweger Jong“ spielte er selbstverständlich für die Aris. Durch einen guten Freund, den er von den Pfadfindern her kannte, kam er dann doch zum Basketball und spielte zuerst beim Telstar Hesperingen.

Seine erfolgreichste Zeit in einer ersten Herrenmannschaft verbrachte Rocky allerdings in Bartringen. Zweimal wurde er mit der Sparta Meister, wobei ihm ein Titel besonders in Erinnerung geblieben ist. „Wir spielten gegen Zolver um die Meisterschaft und unser Amerikaner konnte nicht spielen, weil er verletzt war. Wir haben also den Titel nur mit einheimischen Spielern geholt.“

Dass heute jede Mannschaft, und das nicht nur in der höchsten Liga, der Total League, mit zwei US-Spielern antritt, dafür fehlt Rock das Verständnis. „Meiner Meinung nach bringt das nicht ganz viel. Ich habe nicht das Gefühl, dass das Niveau deshalb höher sein soll.“ Rock hat sich in dieser Saison zwei Spiele aus der Total League angeschaut. „Und die waren wirklich nicht gut.“ Da habe ihm nach einem dieser Spiele auch Nationaltrainer Ken Diederich zugestimmt.

Ohnehin hat Rocky Schwierigkeiten, einige Entwicklungen im Basketball nachzuvollziehen. „Wenn ich höre, was einige Spieler verdienen und mir ansehe, auf welch bescheidenem Niveau auch heute noch gespielt wird, dann fehlen mir die Worte.“ Ein vierstelliges Taschengeld pro Monat ist im Basketball keine Seltenheit mehr. „Und das verdienen einige Spieler bereits, bevor sie irgendetwas gezeigt haben.“

Da denkt Rocky doch lieber an 1996 zurück, als er mit Contern damals in der Nationale 2 spielte und sensationell den Pokal gegen Heffingen gewann.

„Bis heute hat kein anderes Team aus der Nationale 2 den Pokal mit nach Hause genommen.“ Damals hatten die Vereine zwar schon einen Amerikaner und Contern mit Terry McCord einen richtig guten, dennoch war wesentlich weniger Geld im Spiel. „Außerdem haben wir damals auch noch etwas als Mannschaft unternommen. Heute bleiben nur noch die wenigsten Spieler nach dem Match in der ‚Buvette‘ oder unternehmen sonst etwas gemeinsam. O.k., wir sind damals nach fast jedem Training noch einen trinken gegangen, das war vielleicht etwas zu viel des Guten, aber wir waren eine Mannschaft.“

Sogar am Tag vor dem Pokalfinale mit Contern ging es für Rocky nach dem Training nicht gleich ins Bett. Rocky holte damals noch seinen Teamkollegen Yves Braun vor dem Training ab. „Auf der Hinfahrt meinte Yves, wir müssten nach dem Training gleich nach Hause. Immerhin würde uns jeder in Contern kennen und es käme sicherlich nicht gut an, wenn man uns abends noch im Café antreffen würde. Ich sagte ihm, er solle sich keinen Kopf machen.“ Rocky hatte bereits eine Lösung parat. „Wir fuhren einfach nach Aspelt in ein Café, da kannte uns schließlich niemand.“ Auf die Frage, wie lange es denn am Vortag des Pokalfinales ging, meinte Rocky: „’Just bis halwer.‘ Aber wir haben das Endspiel gewonnen.“

Der Sport ist Familiensache

Bis 2000 spielte Marco Rock noch in der ersten Mannschaft in Contern, dann gründete er gemeinsam mit unter anderem Jean Kalmes und Yves Braun den Basketballverein in Mondorf. „Leider mussten meine Kinder weiterhin in Hesperingen spielen, da Mondorf keine Mannschaften in ihrer Kategorie hatte.“ Und da er seine Kinder ohnehin immer zum Training fahren musste, hat er sich gleich als Jugendtrainer engagiert und wurde auch im Vorstand aktiv. Gemeinsam mit Sohn Max spielt der dreifache Familienvater heute noch gelegentlich in der vierten Mannschaft des Telstar. Seine Tochter Lynn spielt in der ersten und zweiten Damenmannschaft.

In Hesperingen traf er auf Henri Pleimling, den heutigen Präsidenten des Basketballverbandes FLBB. „Er hat auch schon im Verein noch mehr gearbeitet als ich“, meint Rock heute.

Pleimling bezeichnet Marco Rock vor allem als hartnäckigen Typen. „Wenn Rocky etwas angeht, dann kniet er sich voll rein und gibt keine Ruhe, bis er das bekommt, was er will. Solche Leute braucht es in einem Verein.“ Aber auch als Spieler sei Rocky bereits ein Leader gewesen. „Wenn er sagte, wir gehen nach dem Training noch gemeinsam etwas essen, dann hat keiner ihm widersprochen. Und wenn er gesagt hat, jetzt rasieren wir uns alle unsere Trikotnummer in die Haare, dann hat auch jeder mitgemacht.“ So geschehen vor dem Pokalfinale 1996, als Rocky die gesamte Mannschaft vor dem Spiel bei sich versammelte und einen Friseur nach Hause bestellte, der allen Spielern ihre Trikotnummer in die Haare rasierte. So wurden die Conterner zu Trendsettern, immerhin rasiert sich Franck Ribéry auch heute noch seine Nummer in die Haare.

Rock hat sein Engagement in Hesperingen mittlerweile zurückgeschraubt. Was aber nicht bedeutet, dass er nicht mehr aktiv ist. Vielmehr hat ihn die Faszination der Special Olympics gepackt, wo er als Basketballtrainer hilft. 2013 sind die Special Olympics an Rocky herangetreten. „Man hat mich gefragt, ob ich bereit wäre, das Basketballteam bei den Weltspielen in Los Angeles zu betreuen. Als ich L.A. hörte, war die Sache eigentlich klar.“ Die Stadt an der Westküste der USA fasziniert Rock seit jeher. Vor allem wegen der Lakers, Rockys absolutem Lieblingsklub in der NBA. Zu Hause hat er unzählige Fanartikel, allein über 100 Baseballcaps und einen lebensgroßen Magic Johnson aus Pappe.

Jedenfalls musste er es sich nicht zweimal überlegen, ob er mitmachen soll. Er spannte sogar noch seine Tochter Michelle ein, die ebenfalls mit zu den Weltspielen flog. „Das war eine super Erfahrung und für mich war klar, dass ich mich auch über die Spiele in L.A. hinaus engagieren wollte.“ Heute hält er zweimal pro Woche Training für die Special Olympics und fährt im März wieder zu den Weltspielen, diesmal nach Abu Dhabi. „Letztes Mal haben wir in der untersten Kategorie Bronze gewonnen. Ich denke, dass wir diesmal stärker sind. Wenn wir allerdings in einer höheren Kategorie antreten sollten und keine Medaille gewinnen, dann wird die Enttäuschung groß sein.“

Es ist vor allem die große Euphorie, mit der die Special-Olympics-Athleten ihren Sport ausüben, die Rocky motiviert. „Es macht riesigen Spaß. Ich will nicht ausschließen, dass ich irgendwann mal wieder eine Jugendmannschaft in einem Verein betreuen werde, aber momentan bin ich mit meinem Engagement hier sehr glücklich.“ Eine Poussins-Mannschaft wird er aber wohl nie übernehmen. „Ich kann mir nicht vorstellen, eine Mannschaft zu trainieren, die noch keine richtige Meisterschaft spielt. Ein bisschen Wettbewerb brauche ich auch als Trainer.“

Auf die Frage, wieso es immer schwieriger wird, ehrenamtliche Helfer zu finden, weiß Rocky auch keine definitive Antwort. „Sicherlich sind viele Menschen auf Bequemlichkeit aus, aber das war zu meiner Zeit nicht anders. Ich denke, dass es vielen an der Zeit fehlt. Um einen Verein gut zu führen, muss man einen engagierten Rentner im Vorstand haben.“

Die Erfahrung, dass Eltern den Sportverein nur als Kindertagesstätte betrachten, hat Rock zu seiner Zeit als Jugendcoach allerdings nicht gemacht. Dafür hatte er auch die nötigen Vorkehrungen getroffen. „Wir haben uns vor Auswärtsspielen nie in Hesperingen getroffen. So mussten die Eltern ihre Kinder selbst zum Spiel fahren und blieben dann meistens auch da.“


Über die Jahre hat sich Rocks Engagement über die Basketballwelt hinaus ausgedehnt. So war er zum Beispiel als Ehrenamtlicher bei der Cyclocross-Weltmeisterschaft im Einsatz. „Ich bin einfach ein Sportfan und solche Gelegenheiten wie die Cyclocross-WM sind einmalig. Da muss man einfach dabei sein und die Veranstaltung unterstützen.“

Auch wenn Rocky dem Sport noch erhalten bleibt, nimmt ein anderes Engagement 2019 ein Ende. „Rockys Dreamteam“ wird 2019 ein letztes Mal durch die „Centres de promesses“ des Télévie reisen.

„Es sind nun zehn Jahre. Unser Ziel war es, den kleinen Vereinen etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Das ist uns gelungen und irgendwann reicht es dann auch.“ Das Ende des „Dreamteam“ bedeutet aber nicht das Ende des Engagements für wohltätige Zwecke. Immerhin hat Rocky noch einen großen Traum. „Ich würde gerne einmal genug Geld sammeln, um eine Schule oder sonst ein Projekt in einem Entwicklungsland zu finanzieren.“ Mit seiner Hartnäckigkeit dürfte das dann wohl nur eine Frage der Zeit sein.