Luxemburger sind sehr gesund

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Die Luxemburger strotzen vor Gesundheit. Das stellt eine Studie fest, die die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zusammen mit der EU-Kommission am Donnerstag veröffentlicht hat. Im europäischen Vergleich steht Luxemburg in allen untersuchten Feldern äußerst vorbildlich unter den gesündesten Ländern. Dennoch lässt die OECD  das Großherzogtum im Bericht nicht ohne Kritik davonkommen. Vor allem die hohen Kosten des Gesundheitssystems und die jahrelang aufgeschobenen Reformen werden bemängelt.

Europa entwickelt sich insgesamt in die richtige Richtung, so lautet das Fazit der OECD-Studie. Unter anderem hat sich die Lebenserwartung seit 1990 um sechs Jahre verlängert. Der Tabakkonsum ist EU-weit deutlich zurückgegangen und Informationskampagnen zu Gesundheitsthemen erreichen mehr Personen als je zuvor. Auf dem bisherigen Erfolg sollten sich die EU-Länder allerdings nicht ausruhen.

Allgemeine Kritik für die EU

Die OECD kritisiert, dass es im Gesundheitswesen ungerecht zugeht. Es gibt zwischen und sogar teilweise in den einzelnen EU-Ländern massive Unterschiede, was die Qualität, den Zugang und die Kosten der Gesundheitsversorgung angeht. Allein 2013 starben mehr als 1,2 Millionen Menschen in der EU an Krankheiten und Verletzungen, die entweder vermieden oder geheilt hätten werden können.

Der Kampf gegen die tödlichen Ungerechtigkeiten kann nur durch eine allgemeine Gesundheitsversorgung gewonnen werden. Diese muss alle Grundbedürfnisse der Bevölkerung abdecken, mahnt die OECD. Doch in vier EU-Ländern, nämlich Zypern, Griechenland, Bulgarien und Rumänien, haben immer noch mehr als 10 Prozent der Einwohner keinen gesicherten Zugang zum Gesundheitswesen.

Luxemburg im Detail

Luxemburger leben länger als die meisten anderen Europäer. Das stellt die OECD in ihrer Studie fest. Die Lebenserwartung lag 2015 im Durchschnitt bei 82,4 Jahren. 2000 waren es „nur“ 78 Jahre. Damit verpasst Luxemburg knapp das Gewinnertreppchen – nur die Spanier, Italiener und Franzosen werden noch älter. Männer sterben in Luxemburg auch deutlich früher als Frauen. Während die Durchschnittslebenserwartung bei dem „starken Geschlecht“ bei etwa 80 Jahren liegt, beißen sich Frauen im Schnitt fünf Jahre länger am Leben fest (84,7 Jahre).

Mit dem Älterwerden alleine ist aber noch nichts gewonnen, sondern auch die Qualität des Alterns muss stimmen. Die körperliche Gesundheit nimmt mit den Jahren stetig ab. Ab 65 Jahren können Männer noch mit etwa 11 Jahren ohne Altersbeschwerden rechnen. Frauen ziehen hier den Kürzeren – sie haben meist schon mit 74 Jahren mit Altersbeschwerden zu kämpfen.

Die meisten Luxemburger sterben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs, stellt die OECD in ihrer Studie fest. Allerdings gibt es auch bei den Todesursachen Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Während der Krebs mehr Männer auf dem Gewissen hat als die Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ist es bei den Frauen genau umgekehrt. An dritter Stelle stehen bei beiden Demenz und andere Nervenkrankheiten, gefolgt von Atemwegserkrankungen.

Besonders besorgt zeigt sich die OECD in ihrem Bericht, weil insbesondere die Zahl der Menschen, die an Diabetes oder Bauchspeicheldrüsenkrebs erkranken, in Luxemburg rasant ansteigt. Aber auch Alzheimer und andere Demenzkrankheiten sind auf dem Vormarsch, während Leberkrankheiten und Brustkrebs deutlich weniger Opfer als noch in den Jahren zuvor fordern.

Gemischtes Gefühl bei Risikofaktoren

Etwa ein Viertel der Todesursachen in Luxemburg werden durch sogenannte Risikofaktoren ausgelöst. Dazu zählen Tabak- und Alkoholkonsum sowie Übergewicht und mangelnde Hygiene. Die OECD stellt erfreut fest, dass insbesondere beim Tabakkonsum große Fortschritte gemacht wurden. Nur noch 15 Prozent der erwachsenen Luxemburger rauchen. Damit rangiert Luxemburg auf den besten Plätzen im EU-Vergleich. Bei Jugendlichen, insbesondere bei den jungen Mädchen (18 Prozent), liegt Luxemburg aber noch deutlich über dem EU-Durchschnitt (14 Prozent).

Die Luxemburger trinken mit 11,1 Liter pro Erwachsenem etwa ein Liter Alkohol mehr als der EU-Durchschnitt. Von den 18- bis 24-Jährigen trinken etwa 41 Prozent exzessiv alkoholische Getränke, deutlich mehr als der EU-Durchschnitt von 31 Prozent. Nimmt man die Erwachsenen insgesamt, gibt es für Luxemburg mit 35 Prozent, verglichen mit 20 Prozent im EU-Durchschnitt, noch deutlich Luft nach oben. Und auch beim Übergewicht muss in Luxemburg etwas unternommen werden. Zwar liegt das Großherzogtum nah am EU-Durchschnitt, doch alleine die Zahl an übergewichtigen 15-Jährigen ist von 2005 auf 2014 hat um knapp 40 Prozent zugenommen.

Geld, Geld, Geld

Luxemburg tut sich besonders bei der Finanzierung der allgemeinen Gesundheitsversorgung hervor. Pro Einwohner bezahlt das Großherzogtum 5.090 Euro für die Gesundheit. Damit liegt es im EU-Vergleich unbestritten auf Platz eins. Deutschland und die Niederlande liegen mit Ausgaben von um die 4.000 Euro pro Kopf auf Platz zwei und drei.

Im Vergleich mit dem Bruttoinlandsprodukt relativieren sich die Zahlen allerdings. Mit rund 6,0 Prozent des BIP liegt Luxemburg im unteren Drittel der EU-Statistik. Damit gilt sein Gesundheitsystem als stabil und ökonomisch performant.