Luxembourg School of Finance: Die missglückte Eliteschule nach US-Vorbild

Luxembourg School of Finance: Die missglückte Eliteschule nach US-Vorbild

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Am Anfang war die Idee: Ein Finanzplatz, der etwas auf sich hält, benötigt eine international angesehene Finanzhochschule. Vor 17 Jahren war es dann so weit: Die Luxembourg School of Finance (LSF) wurde gegründet. Die Erwartungen waren groß. Doch damit soll es nun vorbei sein. Laut Tageblatt-Informationen soll der Name LSF komplett verschwinden. Es war ein Scheitern mit Ankündigung.

Offiziell eingeweiht wurde die Luxemburger Finanzhochschule Ende des Jahres 2002. Mit dabei waren Großherzog Henri, der damalige Finanzminister Luc Frieden sowie Lucien Thiel vom Luxemburger Bankenverband ABBL. Die Université du Luxembourg gab es damals noch nicht. Sie war erst in Planung. Die LSF wurde als Vorbote der Uni gesehen. Hinter der Gründung der LSF stand die ABBL.

Eliteschule nach US-Vorbild

Zwei große Ziele sollte die LSF verfolgen. Das war einerseits die Ausbildung von hochqualifizierten Spezialisten für den Finanzplatz und andererseits der Aufbau einer angesehenen Finanzforschung. In beiden Bereichen sollten LSF und Finanzplatz, so die Idee der Gründer, eng zusammenarbeiten. Die Vision lautete: eine Eliteschule nach US-Vorbild. Im Jahr 2005 wurde die LSF dann offiziell zu einem Teil der neuen Luxemburger Universität. Als unabhängiger Organismus innerhalb der Uni vertrat sie den Bereich Finanzen in der Fakultät für Wirtschaft und Recht.

Um ihre Besonderheit herauszustreichen, waren die Räumlichkeiten der LSF nicht direkt bei der Uni angesiedelt. Aktuell sind ihre Büros und Klassenzimmer in einem Bürogebäude auf Kirchberg untergebracht, in direkter Nähe vieler Banken, Finanzdienstleister und Beratungsunternehmen.

Von Beginn an gab es jedoch einen unterschwelligen Konflikt. Während der Finanzplatz von einer „Brutstätte für die Finanzprofis von morgen“ träumte, träumte das Lehrpersonal davon, eigene Forschungsergebnisse in internationalen Fachzeitschriften zu veröffentlichen. An diesem Konflikt sowie einem Mangel an Kommunikation sollte das Projekt nach 17 Jahren schlussendlich auch scheitern.

Unzufriedenheit erkennbar

Dabei schien anfangs alles gut. Eine Zusammenarbeit von LSF und dem Finanzplatz war sichtbar. Die ersten Studenten waren zum Teil erfahrene Mitarbeiter vom Finanzplatz, die jedoch nie ein akademisches Zeugnis für ihr Fachwissen bekommen hatten. Der fünfte Geburtstag wurde noch gebührend gefeiert. „Die Lobreden wollten kein Ende nehmen“, berichtete das Luxemburger Wort im Mai 2008.

Doch schnell wurde eine gewisse Unzufriedenheit erkennbar – und das auch öffentlich. Im Jahr 2007 schrieb das Tageblatt: „Die Schule kann also einerseits dem zweifelhaften Stolz frönen, immer mehr Jugendliche anzuziehen, die 17.500 Euro Studiengebühr aus eigener Tasche zu zahlen bereit sind, andererseits scheint das Interesse der Branche, ihre Angestellten auf die Luxembourg School of Finance zu schicken, wie Schnee in der Sonne zu schmelzen.“

Die ursprünglichen Gründer der LSF beklagen, und das jedes Jahr lauter, einen Mangel an Zusammenarbeit mit dem Sektor. Das Lehrpersonal hingegen wollte sich nicht als „Dienstleister für den Finanzsektor” sehen. „Die noblen Akademiker hatten eine gewisse ‚Retizenz‘ gegenüber den Bankern“, sagte Lucien Thiel, damaliger Direktor der ABBL, in einem Gespräch mit dem Tageblatt.

„Netzwerk, in dem die Sonne nie untergeht“

Als Pierre-Armand Michel, der erste akademische Direktor der LSF, im Juni 2009 seinen Eintritt in die Rente feierte, erklärte er: „Der Weg ist noch lang – vieles wurde aber bereits erreicht. (…) Schüler und Professoren der LSF bilden bereits ein weltumspannendes Netzwerk, in dem die Sonne nie untergeht.“

Christian Wolff übernahm das Ruder. Der Kontakt zum Finanzplatz verbesserte sich jedoch nicht – ganz im Gegenteil. Die Konfliktpunkte blieben nicht nur bestehen, sondern verschärften sich sogar. „Weder das Lehrpersonal noch die Studenten haben Verbindungen nach Luxemburg“, war damals zu hören. Zudem ging dem Finanzplatz alles zu langsam. Der lange geforderte Master in Private Banking ließ beispielsweise auf sich warten. „Ein Finanzstudium könnte nicht statisch organisiert werden wie beispielsweise ein Studiengang in mittelalterlicher Literatur.“ Innerhalb von Monaten können neue Themen die Lage am Finanzmarkt verändern.

Zudem wünschte sich der Sektor eine „verwertbare“ Forschung, etwa über den Einfluss neuer Regeln auf die Banken. Es waren einfach zwei ganz verschiedene Welten, die aufeinanderprallten.

Trauriger Geburtstag

Doch die Ziele blieben hochgesteckt – auch noch Jahre danach. Man wolle es in Europa bis unter die besten Fünf schaffen, sagte der neue Direktor Jang Schiltz im Juni 2016 gegenüber Paperjam. Einen Tiefpunkt erreichte die LSF dann bei ihrem 15 Geburtstag. „Eine Geburtstagsparty zum 15. könnte fröhlich sein, festlich oder wenigstens gut vorbereitet. Der Festakt der LSF, der diese Woche in der Abtei Neumünster stattfand, war das alles nicht. Er scheint aber geradezu ein Sinnbild für jene Probleme zu sein, die es bei dieser Institution gibt“, war im Oktober 2017 im Lëtzebuerger Journal zu lesen.

In seiner Geburtstagsrede erinnerte Finanzminister Pierre Gramegna die Finanz-Akademiker daran, dass die LSF ihren Sitz auf Kirchberg im Herzen des Finanzplatzes hat und dass es hier eine große Nachfrage nach Fachkräften und Fachwissen gibt. Er sei jedoch enttäuscht, dass bisher nur „wenig private Beteiligungen“ gefunden wurden.

Die LSF solle dem Finanzplatz zeigen, was sie zu bieten habe, unterstrich er. „Warum soll in Luxemburg immer der Staat für alles zahlen?“ Es gelte, „proaktiv“ zu sein und „den Finanzsektor mit an Bord zu nehmen“, so der Minister damals. Kurz darauf entzog die Stiftung der ABBL, die eigens gegründet wurde, um Projekte der LSF mitzufinanzieren, der Schule ihre Unterstützung.

Keine Arbeitserlaubnis

„Es hat gereicht“, so ABBL-Direktor und Stiftungspräsident Serge de Cillia auf Tageblatt-Nachfrage. „Während 16 Jahren gab es keinen Fortschritt. Wir haben 16 Jahre viel Input geliefert – jedoch nicht viel zurückbekommen.“ Weder bei der Gouvernance noch bei der Forschung, den Beziehungen mit dem Sektor sowie der Ausbildung von Talenten habe die LSF Wesentliches gebracht.

„Die Mehrheit der Absolventen der LSF dürfen nach ihrem Abschluss nicht einmal in Luxemburg arbeiten“, so De Cillia weiter. Die zahlenden Studenten kommen mehrheitlich aus Drittländern, für deren Bürger es in Luxemburg keine Arbeitserlaubnis gibt. Qualifizierte Arbeitskräfte müssen also weiterhin gesucht werden – und zwar vor allem im EU-Ausland.

Die Stiftung setzt ihre Gelder nun anderweitig ein und finanziert andere Projekte im Bereich Finanzausbildung. Darunter ein Projekt mit dem Forschungsinstitut SnT, das ebenfalls zur Luxemburger Uni zählt. „Diese Zusammenarbeit läuft übrigens sehr gut“, so De Cillia. „Es ist eine Freude, mit den Experten des SnT zu arbeiten.“

„Der Name LSF ist verbrannt“

Um die Weiterbildung seiner Mitarbeiter braucht sich der Sektor keine Sorge zu machen. Das ehemalige „Institut de formation bancaire“ (IFBL) der ABBL ist mittlerweile mit der Ausbildungsstruktur der Handelskammer zum „House of Training“ ausgebaut worden. Dort werden Banker, Fondsmanager und Versicherungsexperten Kurse zu unterschiedlichen Themen erhalten, etwa über neue Regeln und Gesetze. Das hohe akademische Niveau wird jedoch hier nicht abgedeckt.

Bei der Frage, wie es in Zukunft bei und mit der LSF weitergehen werde, erklärt der Vertreter der Bankenwelt: „Der Name LSF ist verbrannt. Er ist im Sektor problematisch geworden. Erzwungenes Marketing würde da wohl nichts bringen. Es war an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen.“ Für weitere Details verwies er jedoch an die Uni.

Von dort hieß es: „Die LSF ist und bleibt Teil der Universität, genau genommen ist sie eine der drei Forschungseinheiten der Fakultät für Recht, Wirtschaft und Finanzen“, so die neue Dekanin der Fakultät für Recht, Wirtschaft und Finanzen, Katalin Ligeti. Und weiter: „Das im Januar 2018 verabschiedete Universitätsgesetz sieht Organisationsreformen vor, die die Umbenennung bestimmter Forschungseinheiten vorsehen.“

Masterstudiengänge im Finanzbereich

Der Name LSF dürfte also bald der Geschichte angehören. Für Studenten und Schüler soll sich jedoch nichts ändern, ist aus der Antwort von Ligeti weiter herauszulesen: „Die LSF-Mitarbeiter werden weiterhin auf dem Campus Kirchberg tätig sein und Kurse auf dem Campus Kirchberg durchführen.“ Ein Diplom von einer Finanzhochschule nach US-Vorbild werden die Studenten jedoch kaum erhalten, wenn die Aktivitäten der LSF in der Fakultät integriert sind.

Des Weiteren geht sie darauf ein, dass die beiden derzeit angebotenen Masterstudiengänge im Finanzbereich „im Februar 2019 nach drei Monaten enger Zusammenarbeit mit mehreren Finanzakteuren neu konzipiert“ wurden. Hierzu zählen Vertreter von Banken, Investmentfonds und Versicherungen.

Dies bestätigt auch Serge de Cillia: „Jetzt sind die Master-Programme endlich zeitgemäß und ordentlich aufgestellt – mit neuen zeitgemäßen Inhalten.“ Die neue Dekanin habe den Kontakt gesucht und die Programme seien schnell angepasst worden. Nun müsse man aber sehen, ob auch zügig die richtigen Professoren und auswärtigen Experten aus der Privatwirtschaft für die Kurse zur Verfügung stehen werden.

Serge de Cillia will der Universität – mit ihrem neuen Rektor und der neuen Dekanin – noch „eine letzte Chance“ geben. „Wir werden jetzt sehen, was die machen und was sie liefern. Bekommt der Finanzplatz endlich ausgebildete Talente und wird über konkrete Forschung diskutiert?“ Sollte es nicht klappen, dann sieht er schwarz für die Zukunft der höheren Finanzausbildung am Standort Luxemburg. Warum sollte der Staat jahrzehntelang Kurse finanzieren, wenn das Land nichts davon hat?

Le républicain , London
5. September 2019 - 20.52

Nomi. die LSF Luxembourg School of Finance hatte Gastprofessoren von der Stern School of Business ( Nr 12 auf der Weltrangliste) mit field days in New York, an der University of New York, z.B. aus dem Finanzsektor wurden Lehrstühle gesponsert, aber die Staatsbeamten Uni Luxemburg hat das nicht verstanden die Eingliederung in einen Fakultät mir einer Dekanin die eben nur eine international unbekannte Juristin ist, war ein Fehler denn jetzt will der Finanzsektor nichts mehr mehr beisteuern für irgendwelche 2 rangige Provinz Professoren, denn das Diplom ist total entwertet worden, der Hochschulminister hat es vermasselt , weil Luxemburg immer noch nicht begriffen hat dass Finanzwirtschaft Wissenschaften gleichrangig sind mit Jura und eine eigenen Fakultät haben müssten..............

Nomi
5. September 2019 - 13.03

Die Luxembourg School of Finance (LSF) haett sech sollen als Spezialjohr no der Uni sech sollten profilei'eren ! Dann haett Beides bei'en een gepasst !

Fred Reinertz Barriera
4. September 2019 - 9.37

Die Luxembourg School of Finance (LSF) hätte nicht in die Uni eingegliedert werden sollen, auch außerdem niemals unter einen Dekanin die ja Jurist ist und von Volkwirtschaft und Finanzwirtschaft leider keinen Ahnung hat......aber Luxemburg als Finanzdienstleistung und Banken Center braucht so einen Elite Schule..