Larifaribummsgehudel – unsere Filmkritik zu „Skyscraper“

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Mit dem US-amerikanischen Actionfilm „Skyscraper“ wollten Regisseur Rawson Marshall Thurber und Hauptdarsteller Dwayne „The Rock“ Johnson wohl hoch hinaus, fielen jedoch sehr tief.

Gewissermaßen haben Action- und Pornofilme etwas gemeinsam: Nur selten schaut sich das breite Publikum diese an, um sich an den geistreichen Dialogen zu erfreuen. Vielmehr geht es darum, dass es abgeht, möglichst viele Spezialeffekte zum Einsatz kommen und der Inhalt sich auf keinen Fall vor das Visuelle stellt.

Ein Risiko für Letzteres besteht bei „Skyscraper“ beileibe nicht. Im Fokus steht nämlich das einen Kilometer hohe, mittels CGI (Computer Generated Imagery) in Form gebrachte Phallussymbol namens „Pearl“, der höchste Wolkenkratzer der Welt, der auf recht unbescheidene Weise das Geltungsbedürfnis seines gut betuchten Besitzers unterstreicht. Eigentlich soll Will Sawyer (D. Johnson) das Gebäude als Sicherheitsexperte in Augenschein nehmen, bevor der chinesische Multimilliardär eine Versicherung abschließen und das gesamte Gebäude eröffnen kann. Aber das wäre ja zu unspektakulär. Deswegen muss noch einiges an Remmidemmi her, damit einem das Popcorn auch sicher im Halse stecken bleibt.

Pleiten, Pech und Flammen

Befriedigung erfährt hier, wer auf Pleiten, Pech und Flammen steht. Der hochmoderne Bau ist nämlich offenbar doch nicht so ganz robust, denn die kriminelle Bande rund um den (warum auch immer) skandinavischen Terroristen Kores Botha kann sich Zugang verschaffen und legt dann ein Feuer, das sich nur deswegen auf mehrere Stockwerke ausdehnen kann, weil ein Tablet, das sich eigentlich in Sawyers Besitz befinden sollte, in die Hände der Gangster gelangt, die somit jegliche Sicherheitssysteme lahmlegen können. Damit bekommt nicht nur der asiatische Unternehmer, der sich in einem der obersten Stockwerke befindet, Feuer unterm Hintern gemacht, sondern Johnson wäre ja nicht Johnson, wenn er nicht als guter, starker, mutiger Amerikaner (mit Migrationshintergrund) die Welt oder doch zumindest seine Familie retten könnte. Diese befindet sich nämlich unpraktischerweise noch dort, weil der Pinguin-Park ausfiel, da eines der Kinder kotzen musste.

Von der Konsistenz her sind sowohl das Drehbuch als auch die Dialoge und Handlungsstränge durchaus mit letztgenannter Ausscheidung vergleichbar: All jene Elemente, die man als ansatzweise kreativ bezeichnen könnte, sind alten Action-Klassikern entlehnt. Statt dass dies wie eine Hommage rüberkommt, zeugt es eher von einem Mangel an eigenen Ideen. Die gesamte Szenerie erinnert an „Stirb langsam“ und „Flammendes Inferno“ und auch eine Szene, in der sich Johnson an der Außenfassade des Gebäudes entlang hangelt, wirkt wie die Burj-Kalifa-Szene aus „Mission Impossible“ für Arme.

Money talks, bullshit walks

Bei einem Kampf innerhalb eines Spiegellabyrinths in der Perle, die den Wolkenkratzer krönte (und innen wie außen mit 8K-Kameras ausgestattet ist), ist man kurz dazu geneigt, dem Regisseur ein Kompliment auszusprechen, bevor man sich dann der Tatsache entsinnt, das Orson Welles dies in der Vorlage, „The Lady From Shanghai“ aus dem Jahr 1947 mit weniger Mitteln besser hinbekommen hat.

Wo der Film einige Schritte allein rumtapsen muss, kommt er nicht selten unfreiwillig komisch daher, wobei es ihm an jeglicher Selbstironie fehlt. Die einzige wirklich witzige Pointe ist wohl jene, als Johnsons Charakter eine Wahrheit ausspricht, die vermutlich endlos viele Handwerker und Handwerkerinnen weltweit kennen: „If you can’t fix it with duct tape … you ain’t using enough duct tape.“

Weibliche Charaktere nicht (vollständig) hilflos

Worüber man sich fast, aber eben nur fast freuen könnte, ist, dass die weiblichen Charaktere, die im Streifen vorkommen, nicht vollständig hilflos, abhängig und verblödet sind, da sowohl seine Partnerin (Neve Campell) als auch die einzige Frau in der Gang sowie eine Polizistin für sich allein stehen und sich wehren können, statt auf den holden Ritter mit dem Maschinengewehr zu warten.

Nichtsdestotrotz wird der Turning Point im Film (Achtung: Spoiler-Alarm!) allen Ernstes dadurch herbeigeführt, dass die Gattin die Situation rettet, weil sie jenes Tablet, mit dem man das Sicherheitssystem steuern kann, neu bootet. Dass Runter- und wieder Hochfahren eines Systems ab und an helfen kann, weiß sie aber lediglich, weil ihr allwissender Schatz ihr Smartphone morgens gerade dadurch zum Laufen gebracht hat.

Alles in allem kann man den Film eigentlich auch ohne Ton kucken und ihn dann selbst live synchronisieren. Dann macht er wahrscheinlich mehr Spaß.

Anne Schaaf
17. August 2018 - 14.03

Seine Mutter stammt aus Samoa.

roger wohlfart
17. August 2018 - 9.30

Manchmal ist weniger mehr und es würde nicht schaden solche " Kunstwerke " seitens der Presse einfach zu ignorieren. Auch negative Kritik ist Werbung! Und es ist bereits allzu viel Schund auf dem Markt!

Hermes
11. August 2018 - 23.24

"Johnson wäre ja nicht Johnson, wenn er nicht als guter, starker, mutiger Amerikaner (mit Migrationshintergrund)" Er ist in Kalifornien geboren, sein Migrationshintergrund ist so wie alle nicht indianischen paar hundert Millionen Amerikaner. Oder meinten Sie seinen Teint?