/ La madeleine de Lea
Vom 10. bis zum 14. Oktober wird Luxemburg nach fünf Jahren (relativer) Abwesenheit wieder mit einem eigenen, 48 Quadratmeter umfassenden Stand auf der Frankfurter Buchmesse vertreten sein. Aus diesem Anlass waren Autoren, Vertreter von Verlagshäusern und andere Akteure des Buchsektors vom Kulturministerium eingeladen worden, um gemeinsam über das Projekt zu diskutieren. Das mit 290.000 Euro angesetzte Budget erscheint auf jeden Fall schon mal üppig – und für das Projekt wurde mit Anina Valle eine Koordinatorin, die sich eigens um die Betreuung des luxemburgischen Stands kümmern wird, rekrutiert.
Ziel der Anwesenheit Luxemburgs auf der Frankfurter Buchmesse soll es sein, die Vielfalt des luxemburgischen Buchsektors zu promoten und den Vertretern des Buchmarktes, die gewillt sind, sich dem internationalen Markt zu öffnen, eine Plattform anzubieten, die es erlauben dürfte, dem luxemburgischen Buchmarkt eine verstärkte Sichtbarkeit zu verleihen.
Die drei offiziellen Prioritäten sind es, die verschiedenen Buch-Akteure und aktuellen luxemburgischen Werke vorzustellen, den professionellen Austausch zu fördern und einen thematischen Schwerpunkt zu präsentieren, der, so die Pressemitteilung, in diesem Jahr den Buchsektor mit audiovisuellen Medien und Kino verbinden soll. Partner sind hier logischerweise das CNA und der Film Fund.
Um diese drei Ziele gewissenhaft zu verfolgen, werden zwei Projektaufrufe – an Verleger und an alle Buch-Akteure – lanciert. Zum einen sollen aktuelle luxemburgische Werke vorgestellt werden. Hier kann jeder Verlag etwas in den Kategorien Prosa, Lyrik, Dramen, Kinder- und Jugendbücher sowie nichtfiktionale Werke in vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Luxemburgisch) vorschlagen. Eine Jury, deren Zusammensetzung noch unbekannt ist, wird mindestens 30 Werke auswählen. Dieselbe Jury wird außerdem mindestens zehn Werke, die von besonderer literarischer Bedeutung sind, auswählen (auch hier können Verlagshäuser oder Autoren, die im Eigenverlag veröffentlichen, Werke einreichen), um ausländische Verleger dazu zu ermutigen, Werke unserer Nationalliteratur zu übersetzen.
In einem zweiten Teilbereich können zudem Veranstaltungsprojekte wie Lesungen, Rundtischprojekte oder Werbeprojekte im Rahmen des thematischen Schwerpunktes (das Zusammentreffen von Buch und Film) vorgeschlagen werden. Hier entscheidet ein Konsultativkreis, der aus Experten aus den Bereichen Kultur und Literatur zusammengestellt wird, welche Projekte ausgewählt werden. Das Kulturministerium übernimmt mit einem Budget von 290.000 Euro u.a. die Kosten des Standes, die Werbe- und Marketingkosten, einen Teil des Veranstaltungsprogrammes sowie die Besoldung der Koordinatorin.
Anmerkungen von Jeff Schinker
Ein paar Bedenken dürfte man zu diesem Zeitpunkt schon äußern: Wie Schriftsteller Georges Hausemer es ausdrückte, kann die Anwesenheit des Film Fund, dessen Bekanntheitsgrad über die Grenzen hinaus ja nicht mehr unter Beweis gestellt werden muss, kritisch gewertet werden. Trotz Aussagen des Kulturministeriums, man wolle auf keinen Fall eine zweite Berlinale ins Leben rufen, erscheint es fraglich, dass einer der budgetär am besten dotierten Kunstsektoren nun auch noch das Literaturmilieu phagozytieren soll.
Die Idee, das szenische Schreiben zum Thema zu machen, ist sicherlich lobenswert, angesichts der kurzen Projekt-Deadlines wird aber wohl kaum eines der anwesenden Verlagshäuser, die nicht auf dieses Thema vorbereitet waren, im Handumdrehen in dieser Richtung viel vorschlagen können. Da schon verkündet wurde, dass der Film Fund (dessen Direktor nicht anwesend war) ein Projekt einreichen werde, kann dieser thematische Bereich schon ein bisschen wie ein in den Kulissen bereits finalisiertes Projekt wirken.
Der Vorschlag im anwesenden Autoren- und Verlegerpublikum, man möge doch vielleicht Leute wie Jean Pütz, Ranga Yogeshwar oder Désirée Nosbusch (allesamt Leute, die kürzlich im Rahmen des luxemburgischen Berlinale-Programmes eine wichtige Rolle spielten) einladen, oder gar ein paar „Madeleines“ verteilen, um mehr Publikum an den Stand zu locken, erscheint in dem Sinne fragwürdig, da die Anwesenheit solcher Prominenz riskiert, die (oft wenig bekannten) Autoren in den Hintergrund zu stellen. Man vergisst hier vielleicht, dass unsere „Madeleine“ im Gegensatz zur proustianischen Variante nur sehr wenig mit Literatur zu tun hat.
Die Beschränkung auf etwa 40 ausgestellte Werke erscheint auch etwas limitiert: Wie Kollege Caregari von der Woxx anmerkte, steht ja dann einem einzigen Buch mehr als ein Quadratmeter zur Verfügung – wo diese Festlegung einer Mindestzahl herstammt, ist nicht belegt. Des Weiteren fragt man sich, in welchem Ausmaß das Buch und die Literatur hier dem Nation Branding untergeordnet werden – unter der Bezeichnung Sachbuch könnten sich wohl einige der unsäglichen Kochbücher in die Auswahl einschleichen.
Es scheint auch etwas merkwürdig, dass die Rückkehr zur Frankfurter Buchmesse ein solch gewichtiges Budget gutgeschrieben bekommt, während die Anwesenheit Luxemburgs auf dem Pariser Salon du Livre seit Jahren lediglich durch Valérie Quilez von der Mission culturelle du Luxembourg en France, die Einsatzbereitschaft von Hydre Editions und das gelegentliche Mitwirken der Editions Phi unterstützt wurde.
Luxemburg wird in diesem Jahr auf der Pariser Buchmesse, die am 15. März anfängt, mit einem vom CNL und Hydre Editions betreuten Stand anwesend sein – der mit bloß neun Quadratmetern ausgestattet und einem weitaus kleineren Budget dotiert ist.
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Dofir ass Geld do (fir an d’Ausland ze dro’en ) mee net fir eng Weltkrichsausstellung virun 4 Johr !!!!!