Konzert: Pornöses Gastspiel der Rapperin Nicki Minaj in der Rockhal

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Wie wird sich die in Trinidad geborene Sängerin, die im Rahmen ihrer Karriere schon mehr als 100 Awards abstauben konnte und im Mai 2018 US-Chartgeschichte schrieb, weil sie als erste Frau bis zu diesem Zeitpunkt 100 Songs in den Hot 100 Charts platzieren konnte, in der für sie verhältnismäßig kleinen Escher Rockhal schlagen? Diese Frage darf seit Mittwochabend als beantwortet gelten.

Von Kai Florian Becker

Die aktuelle Europatour von US-Star Nicki Minaj stand anfangs unter keinem guten Stern. Sie wollte eigentlich zusammen mit Daniel Hernandez, besser bekannt als er US-Rapper 6ix9ine, auf Tour kommen. Doch der wurde wegen mehrerer Vergehen verhaftet und verurteilt.

Dann kamen aufgrund stürmischen Wetters beziehungsweise von hohem Seegang einige Teile ihres Tournee-Equipments nicht rechtzeitig per Schiff in Dublin an, sodass die dortige Show am 15. März ausfallen musste. Zuvor wurden bereits die Auftritte in Bordeaux und Bratislava abgesagt, da in den jeweiligen Hallen angeblich die technischen Voraussetzungen zur optimalen Umsetzung ihrer Show nicht gegeben waren. Aber seit Dublin scheint alles wieder gut zu laufen.

Weshalb die Vorfreude auf Minajs Auftritt in der Rockhal wohl bei vielen groß war. Nach dem Aufwärmprogramm durch den luxemburgischen Rapper Maz und US-Rapper Jarad Higgins alias Juice Wrld war der Beginn ihres Luxemburg-Abstechers für 21.30 Uhr angesetzt. Leider ging es erst 45 Minuten später los, was bei der Vielzahl an Schulpflichtigen unter den geschätzten 4.000 Besuchern gelinde gesagt unglücklich war.

Aber hey, Nicki Minaj ist ein Star; sie kann scheinbar machen, was sie will: etwa Pressefotografen den Zutritt zum Konzert zu verwehren und somit am Verrichten ihres Jobs zu hindern. Oder wahlweise auch eine Show vor Teenagern präsentieren, die phasenweise das Attribut pornös verdient hatte. „Can I get a bit nasty?“, fragte sie an einer Stelle und stimmte ihren Hit „Anaconda“ an. Die Tänzer packten den Tänzerinnen an den Po; einer räkelte sich an Minaj.

Queen der extrovertierten Selbstdarstellung

So etwas gehört zur Show der 36-Jährigen dazu, die gebürtig Onika Tanya Maraj heißt und bei ihrer Außendarstellung selten mit ihren körperlichen Reizen geizt – sei es auf Fotos, ihren Profilen in den einschlägigen sozialen Netzwerken oder dem Cover ihres jüngsten Albums „Queen“.

Sie ist die Queen der extrovertierten Selbstdarstellung. Das wurde am Mittwochabend erneut schnell klar. Sie räkelte sich auf dem Boden, in einem Bett und streckte immer wieder ihren beachtlichen Hintern Richtung Publikum. Dafür wurde sie von ihren Fans gefeiert, die ihre Songs mitsangen, kreischten, jubelten und die Show für ihr digitales Archiv mit dem Smartphone mitschnitten.

Anfangs fragte man sich, warum die riesige Bühne mit Ausläufer ins Publikum bis auf ein Schlagzeug und eine Keyboard/Synthesizer/Sampler-Burg so leer war. Letztlich wurde diese von Tänzerinnen und Tänzern, einer futuristischen Duschkabine, die aus dem Boden nach oben fuhr und in der sie später einen völlig überwältigten Escher Fan einsperrte, und einem riesigen Einhorn, auf dem Minaj reingeritten kam, ausgefüllt.

Es gab viel zu sehen. Langweilig wurde es nie. Da konnte man auch die Playback-Zwischenstücke verschmerzen, in denen die Protagonistin ihre Kostümierung wechselte. Der einzig weitere Kritikpunkt – neben dem späten Beginn – war der Sound. Der war der 75-minütigen, sexuell aufgeladenen Show nicht immer ebenbürtig, sodass Minajs Stimme zeitweise durch übermächtige Bässe erstickt wurde.

boufermamm
24. März 2019 - 14.09

Die kann gut posieren, oder sich selbst darstellen, würde mein Enkel sagen.