„Konzentration bis zum Schluss“: Halim Meddour, der Neuzugang von Jeunesse Esch im Gespräch

„Konzentration bis zum Schluss“: Halim Meddour, der Neuzugang von Jeunesse Esch im Gespräch

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Sein Eigentor aus der ersten Runde des Europapokals hat Halim Meddour schnell weggesteckt und überzeugte im Hinrundenspiel gegen Guimarães in der neu formierten Dreierkette.

Von Marc Karier

Die Ausgangslage ist nach dem unglücklichen 0:1 auf der „Grenz“ vor einer Woche alles andere als rosig. Die Schwarz-Weißen wollen die Minimal-chance auf ein Weiterkommen trotzdem beim Schopf packen. Gestern Nachmittag hob der Jeunesse-Tross vom Findel in Richtung Porto ab, von wo es per Bus nach Guimarães weiterging. Mit dabei war auch Halim Meddour, einer der Neuzugänge beim Rekordmeister. Hoch über den Wolken sprach der Franko-Algerier mit dem Tageblatt über die Chancen auf eine Qualifikation, seinen Einstand bei den Bianconeri und seine Ziele für die Zukunft.

Tageblatt: Mit welcher Gemütslage gehen Sie das Rückspiel an?

Halim Meddour: Ich bin zuversichtlich, dass noch etwas drin ist. Einerseits haben wir nichts zu verlieren, anderseits sehe ich Guimarães nicht als Übermannschaft. Im Hinspiel begannen sie mit zunehmender Dauer zu zweifeln. Einige hatten sogar Probleme mit Krämpfen. Es wird wichtig sein, uns nicht von der Stimmung im Stadion beeindrucken zu lassen.

Die Qualifikationschancen tendieren also nicht unbedingt gegen null?

Es ist schwer, unsere Chancen in Prozenten darzustellen. Ein Erfolg in Guimarães wäre aber auf jeden Fall eine Riesenleistung. Die Portugiesen schienen überrascht von unserer Gegenwehr. Sie sind gewarnt und werden uns sehr ernst nehmen.

Guimarães hat eine begeisterungsfähige Anhängerschaft, die den Gastmannschaften richtig einheizen kann. Kann Ihr Team mit dem Druck umgehen?

Das Publikum kann zum Nachteil, aber auch zum Vorteil werden. Die Leute werden Guimarães nach vorne treiben. So könnten Räume entstehen, die es auszunutzen gilt. Erzielen wir ein Tor und gehen in Führung, dann ist alles möglich.

Dass das Last-Minute-Gegentor aus einer Abseitsposition heraus erzielt wurde, tat weh. Wie haben Sie den Rückschlag weggesteckt?

Das Tor hätte in seiner Entstehung nie fallen dürfen, auch wenn es irregulär war. In den letzten Sekunden fehlte es an Klarsicht in unseren Reihen. Es fehlte an der nötigen Konzentration. Bis dahin war unsere Vorstellung ganz korrekt.

Wie schon in der ersten Runde überzeugte die Jeunesse mit einer kompakten Defensivleistung. Sie zeigten zusammen mit Steinbach und Todorovic eine sehr gute Chemie. Sind Sie selbst davon überrascht?

Ich glaube, wir ergänzen uns nicht schlecht. Wir haben dieselben Ziele und den festen Willen, kein Tor zu kassieren. Im Training sind wir stets zusammen. Wir verstehen uns bestens, auch außerhalb des Feldes. Die Intensität in den Europapokal-Matches waren in dieser Hinsicht förderlich.

Wie kam der Wechsel nach Esch zustande?

In Amnéville, wo ich anderthalb Jahre lang gespielt habe, sah ich kein Weiterkommen mehr. Ich wollte die nächste Hürde nehmen. Jeunesse ist ein Verein mit viel Geschichte. Die Chance, sich auf der europäischen Bühne zu präsentieren, war natürlich ein zusätzlicher Anreiz.

Das Eigentor in Kostanay haben Sie offensichtlich schnell weggesteckt …

Es war nicht einfach, aber es ist mir gelungen, meine Gedanken ganz schnell wieder auf das Spielgeschehen zu fokussieren. Mental bin ich stark genug, um solche Rückschläge wegzustecken.

Welcher Spielertyp sind Sie eigentlich?

Ich bin kommunikativ, ohne mich aufzuregen. Die Duelle nehme ich an, ich versuche aber so wenig wie möglich Fouls zu spielen, auch wenn ich stets 100 Prozent gebe.

Sie besitzen die doppelte Staatsbürgerschaft und könnten sowohl für Frankreich als auch für Algerien auflaufen …

Im Fall eines Anrufs aus Algerien würde ich sofort hin, aber ein solches Szenario scheint mir reichlich kompliziert. Sie haben eben erst den Afrika-Cup gewonnen. Das Niveau im algerischen Fußball ist enorm gestiegen. Sollte der Luxemburger Verband eines Tages Interesse an meiner Nominierung zeigen, würde ich sofort einen Antrag auf die Staatsbürgerschaft stellen.

Sie haben die Jugendklassen im „Centre de formation“ in Metz durchlaufen und die Wege mit mehreren Luxemburger Spielern gekreuzt, wie Vincent Thill und Chris Phillips. Besteht noch Kontakt?

Ich stehe in engem Kontakt mit zwei Spielern, die in luxemburgischen Klubs unter Lizenz stehen, Es handelt sich um Emir Bijelic (Titus Petingen) und Belmin Muratovic (Progrès Niederkorn).

Welche Ziele haben Sie mit der Jeunesse?

Ich möchte in der nächsten Saison so viel wie möglich spielen und so weit wie möglich von Verletzungen verschont bleiben. Knüpfen wir in der Meisterschaft an die Entschlossenheit aus dem Europapokal an, dann können wir anderen Teams wehtun.