Kletterunfall in Düdelingen: Betreiber sieht keine Schuld beim Material oder Personal

Kletterunfall in Düdelingen: Betreiber sieht keine Schuld beim Material oder Personal

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Vor einem Jahr stürzte ein damals 14-jähriger Junge im Düdelinger Kletterpark in die Tiefe und zog sich schwere Verletzungen zu. Der Betroffene und sein Vater sehen den Fehler beim Park. Der Betreiber meint im Gespräch mit dem Tageblatt aber, dass dies unmöglich sei. 

In den über zwölf Jahren Existenz des Kletterparks in Düdelingen ist es bis vor einem Jahr lediglich zu kleineren Zwischenfällen gekommen. Mit Ausnahme einer gebrochenen Schulter blieb es jedes Mal bei leichteren Prellungen. Bis zu dem Tag, an dem der damals 14 Jahre alte Dayron Neves aus Beles im Rahmen eines Ausflugs der „Maison relais“ aus großer Höhe auf den Boden stürzte und sich schwer verletzte. Das Tageblatt berichtete (►Link) über den tragischen Unfall, der sich am 14. August 2017 im „Kloterpark“ in Düdelingen ereignete. Der damals 14 Jahre alte Dayron Neves war aus großer Höhe auf den glücklicherweise weichen Waldboden gestürzt und hatte sich schwere Verletzungen zugezogen.

Während der Verunfallte selbst und sein Vater einen Materialfehler als Ursache für den Sturz verantwortlich machen, betont Gilles Franck, Betreiber des Parks, dass dies unmöglich sei und nur eine Manipulation des Haltegurtes und der Trageseile als Ursache infrage käme.

Der Unfall geschah auf der blauen Strecke

„Ich will noch einmal zum Ausdruck bringen, dass es mir und meiner Crew leidtut, dass sich Dayron in unserem Park verletzt hat“, erklärte Franck am vergangenen Montag in Düdelingen, „doch in Ihrem Artikel stimmt vieles nicht!“ Es sei erstens so, dass die Kinder nach Absprache mit den Erziehern, die sie begleiteten – Personal der Sanemer „Maison relais“ – in zwei Gruppen aufgeteilt worden seien, und zwar fast alle auf die weiße (ab 4 Jahre) und grüne (ab 9 Jahre) Strecke. Dayron habe gefragt, ob er die rote (ab 16 Jahre) Strecke machen könne. Nach Absprache wurde er schließlich – mit einem Erzieher vor und einem nach ihm, so Franck – auf die blaue Strecke geschickt, um zu überprüfen, ob er dazu fähig wäre, später die rote zu schaffen. „Fakt ist also, dass der Unfall auf dem blauen Parcours geschah“, erklärt der Betreiber.

Was die von den Erziehern in den jeweiligen Zeugenberichten der Polizei Düdelingen gemachten Angaben, „man habe ihnen nicht erklärt, was es mit den diversen Farben auf sich habe“, angeht, betont Gilles Franck, dass dies nicht der Wahrheit entspräche: „Weshalb sollten wir Dayron, ohne mit den Erziehern und ihm selbst gesprochen zu haben, zuerst auf den blauen Parcours schicken, wenn er den roten machen wollte? Und weshalb haben die zwei Erzieher aus Sanem Dayron auf der blauen Strecke begleitet?“

Sein Gurt, wie Dayron dem Tageblatt gegenüber erklärt hatte, sei ihm gleich zu Anfang „seltsam“ vorgekommen und er habe das Kletterpark-Personal darauf aufmerksam gemacht. „Je leur ai dit que c’est bizarre!“ Auch das entspräche nicht der Wahrheit, erläutert Franck: „Wenn er das gesagt hat, hat er es nicht uns gesagt!“ An dem Gurt sei alles in Ordnung gewesen.

„Zu uns hat er nichts gesagt!“

Das Material werde jeden Abend beim Einräumen kontrolliert und noch einmal beim Anlegen. Auch aus dem Protokoll der „Police judiciaire“, die mit der Untersuchung beauftragt worden war, sei hervorgegangen, dass der Klettergurt in Ordnung war und keinen Fehler hatte. „Auch wurde von uns zusammen mit der Polizei kontrolliert, ob es möglich sei, zuerst das Briefing – eine Teststrecke mit drei Ateliers – und dann 17 Ateliers vom blauen Parcours zu absolvieren, ohne dass sich der Klettergurt von den Karabinern löst, falls ein Fehler am Klettergurt wäre.“ Das habe sich als unmöglich herausgestellt, denn hätte ein Fehler vorgelegen, dann hätten sich die Seile schon am Anfang gelöst und nicht erst nach mehreren hundert Metern und 20 Ateliers, betont Franck: „Deshalb geht das Bezirksgericht von einer Eigenverschuldung aus!“

Zum Unfall selbst sagt er: „Dayron war mit zwei Erziehern unterwegs. Von unserem Personal war auch ein Begleiter am Boden anwesend, der dem Kind und dem Erzieher, der gleich neben diesem auf der Plattform stand, erklärte, wie es vorgehen sollte. Ein Erzieher hat oben kontrolliert, ob Dayron die Karabiner richtig eingehängt hat, aber nicht ob die Seile mit den Karabinern noch am Gurt festgemacht waren – da dies eigentlich auch nicht vorkommen sollte – und ihm dann das Okay zum Springen gegeben.“

„Das ist weltweit noch nie vorgekommen“

Gleich nach dem Unfall seien er selbst und der erwähnte Begleiter sofort bei dem Jungen gewesen und hätten sich ihm angenommen. Gilles Franck bedauert weiterhin auch die Aussage von Dayrons Vater, dass sich niemand vom Kletterpark über das Wohlergehen des Jungen erkundet habe. Auch das entspräche nicht der Wahrheit: „Zwei Tage nach dem Unfall habe ich zum zweiten Mal mit Herrn Neves telefoniert – nachdem er beim ersten Telefonat am Tag zuvor völlig ausgerastet ist, was ich auch verstehe –, um ihm unser Mitgefühl auszusprechen und ihm vorzuschlagen, ihm das Gurtsystem zu zeigen und alles zu erklären. Bis heute hat er nicht darauf geantwortet.“

Zweimal pro Woche habe er sich nach dem Wohlergehen des Jungen per Telefon erkundigt. Auch habe er ihn zusammen mit drei weiteren Mitarbeitern des Parks im „Rehazenter“ besucht und Geschenke mitgebracht. Zur Unfallursache sei eine einzige Frage offen, erklärt Franck abschließend: „Wie können sich die Seile in Y-Form, die die Karabiner mit dem Gurt über einen Schlaufenknoten verbinden, von selbst lösen? Dies ist nicht möglich und weltweit noch nie vorgekommen. Meiner Meinung nach können nur die Sanemer Erzieher oder Dayron selbst eine Antwort geben.“

roger wohlfart
8. November 2018 - 13.58

Nach dem Motto : " Bislang ist ja noch alles gut gegangen ! " Was ist das für eine ethische Einstellung?