Kleine Gemeinde, große Projekte – Bürgermeister Roger Beissel über Frisingens Modernisierung

Kleine Gemeinde, große Projekte – Bürgermeister Roger Beissel über Frisingens Modernisierung

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Seit 2017 steuert „Är Equipe“ zusammen mit der DP die Geschicke der Gemeinde Frisingen. Die kleine Kommune an der Grenze zu Frankreich erlebt derzeit einen regelrechten Modernisierungsschub, auch dank der Reform der Gemeindefinanzen. Ein Gespräch mit Bürgermeister Roger Beissel.

Von Lucien Montebrusco

Tageblatt: Sie sind seit 2017 Bürgermeister. Der ehemaligen CSV-LSAP-Koalition hat „Är Equipe“ vorgeworfen, in der vergangenen Legislaturperiode kein Projekt umgesetzt zu haben. Was kann Ihre Mannschaft bisher vorweisen?

Roger Beissel: Das erste Jahr haben wir hauptsächlich geplant. Dieses Jahr wird der größte Teil der Kostenvoranschläge vorliegen, sodass wir loslegen können. Wir haben im Budget 2019 Investitionen in Höhe von 13 Millionen Euro vorgesehen. Das betrifft rund 25 große und kleinere Vorhaben. Der größte Teil wird für die Instandsetzung von Schloss Aspelt verwendet werden. Wir reden hier von 8 Millionen Euro. Man wirft uns vor, es gehe dabei um 13 Millionen. Na gut, in den vergangenen Jahren wurde das Schloss abgesichert, um es vor dem Einsturz zu bewahren. Nun ist auch die Zweckbestimmung des Schlosses klar. Es soll ein Kulturzentrum werden. Mit dem Garten, der Herrichtung der Umgebung und eines Dorfplatzes wird das Projekt 8 Millionen Euro kosten. 2020 wird es abgeschlossen sein. In der Vergangenheit hatte man geplant, hier das neue Rathaus einzurichten. Das wollten wir nicht.

Wie steht es denn um dieses neue Rathaus?

Wir haben einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben, bei dem drei Kandidaten in die engere Auswahl gekommen sind. Aus denen haben wir einen gewählt, der nun mit den Arbeiten beauftragt worden ist. Das neue Gemeindehaus wird gleich neben dem aktuellen realisiert werden. Das ist ein 9-Millionen-Vorhaben. 2022 soll das neue Rathaus bezugsfertig sein. Neben diesen Projekten stehen noch Infrastrukturarbeiten in mehreren Straßen an. Zusammen mit dem Lehrpersonal und der Elternvereinigung arbeiten wir an einem neuen Zeitplan.

Was kann man sich unter diesem neuen Zeitplan vorstellen?

Der Schulunterricht könnte dann von 8 bis 13.00 oder 13.15 Uhr stattfinden. Samstags wäre schulfrei. Nach der Schule könnten die Kinder nach Hause oder in die „Maison relais“ gehen. Zwischendurch werden sie ein Pausenbrot bekommen. Eltern beunruhigte, dass Kinder ohne zweites Frühstück zur Schule kämen. Daher beschlossen wir als Gemeinde, den Kindern morgens einen entsprechenden, gesunden Imbiss anzubieten – unentgeltlich.

Sie sprachen am Anfang unseres Gesprächs von rund 25 Vorhaben, die Sie realisieren möchten…

Ja, wir wollen die Einrichtungen der kommunalen technischen Dienste in Hellingen renovieren. Der Recyclingpark wird für 2,1 Millionen Euro erneuert. Zusätzliche Entsorgungsmöglichkeiten werden angeboten. Das ist ein ausschließlich kommunaler Park. Was sich historisch so ergeben hat. Wir denken aber daran, derlei Infrastruktur in Zukunft mit einer Nachbargemeinde zu schaffen. Wozu als Erstes die Frage des Standorts zu klären bleibt. Wir könnten dieses Projekt mit Mondorf realisieren. Ein weiteres Vorhaben ist die Instandsetzung der Kirche in Aspelt, die der Gemeinde zufallen wird. Die Arbeiten in Höhe von 1,2 Millionen Euro werden parallel mit jenen am Schloss laufen.

Neue Einrichtungen wie das Kulturzentrum Schloss Aspelt werden Folgekosten verursachen. Soll neues Personal eingestellt werden?

In einer ersten Etappe werden wir dort wohl eine Halbtagsstelle für eine Art Pförtner schaffen. Im Erdgeschoss des Schlosses sind ein Hochzeitsraum, Räumlichkeiten für die „Geschichtsfrënn vun der Gemeng Fréiseng“ und die „Frënn vum Uespelter Schlass“ vorgesehen. Auf der ersten Etage können in Zukunft Ausstellungen organisiert werden, während das Dachgeschoss Raum für Konferenzen und andere Zusammenkünfte bieten wird.

Ihre Projekte werden stark zu Buche schlagen. Eine große Belastung für eine doch recht kleine Gemeinde?

Ja. Aber derzeit haben wir relativ viel Geld, das auch dank der neuen kommunalen Finanzierungsregeln. Ich bin seit 2000 im Gemeinderat und ich kann mich erinnern, dass wir damals bei der Budgetaufstellung für die Erneuerung einer Straße beispielsweise das Projekt strecken und dann meist auch noch auf Darlehen zurückgreifen mussten. Wenn dann ein Dienstfahrzeug ersetzt werden musste, musste an anderer Stelle gespart werden. In der letzten Legislaturperiode wurden einige wenige Vorhaben geplant, andere bereits vom vorigen Gemeinderat beschlossene umgesetzt. Die Ausgaben waren aber recht begrenzt.

„Är Equipe“ hatte in der Vergangenheit Taxenerhöhungen beanstandet und eine Reduzierung in Aussicht gestellt. Wie steht es damit?

Wir sind erst seit 1,5 Jahren dabei und die bereits genannten Projekte erfordern viel Einsatz.

Frisingen ist eine Schlafgemeinde. Beabsichtigen Sie, auch Gewerbe anzusiedeln?

Unsere Nachbargemeinden Bettemburg und Düdelingen haben große Gewerbegebiete, auf der anderen Seite verfügt Mondorf über seine Industriezone „Triangle vert“. Natürlich haben wir uns die Frage gestellt, ob wir im Hinblick auf die Einnahmen aus der Gewerbesteuer unser eigenes Industriegebiet schaffen sollten. Dank der Neuaufteilung der kommunalen Zuwendungen haben sich unsere Einnahmen erhöht. Außerdem kann man nicht überall Gewerbezonen errichten. Zwar haben wir in unserem neuen Raumnutzungsplan (PAG) vier Hektar für Betriebe vorgesehen. Diese Fläche soll jedoch hauptsächlich der lokalen Geschäftswelt zur Verfügung stehen.

Soll die Gemeinde demografisch wachsen?

Wir haben noch 48 Hektar Baulandreserve im aktuellen Perimeter, wir dürfen aber nur 25 Hektar nutzen. Diese sind bereits im Raumnutzungsplan eingetragen. Eine Erweiterung ist im neuen PAG nicht vorgesehen.

Sozialer Wohnungsbau?

Haben wir ebenfalls vorgesehen. In Aspelt wird das alte Pfarrhaus, das die Gemeinde gekauft hat, abgerissen. Dort sollen soziale Mietwohnungen und eine Kinderkrippe entstehen.

Der alten Koalition hatten Sie mangelnde Kommunikation mit den Bürgern vorgeworfen. Hat sich da etwas geändert?

Der Dialog funktioniert recht gut. Wir haben eine neue, bessere Internetseite. Seit einigen Wochen sind wir auf Facebook. Wir werden auch eine App bekommen, die dem Bürger zeitnah wichtige Informationen liefern wird. Wir hatten vor Kurzem eine Bürgerversammlung, bei der wir alle im Gemeinderat verabschiedeten Projekte vorgestellt haben. Die Bürger konnten ihre Fragen stellen. Das hat wunderbar geklappt. Sogar die Opposition hat uns beglückwünscht. Wir wollen auch in Zukunft die Bürger über neue Projekte informieren.