Kindy Fritsch will das „Scholesch Eck“ in Eschs „attraktivste kommerzielle Fläche“ verwandeln

Kindy Fritsch will das „Scholesch Eck“ in Eschs „attraktivste kommerzielle Fläche“ verwandeln

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Der Spezialfonds „Greenfinch Global Invest Fund, S.C.A., Sicav-FIS“ ist seit rund einem Jahr Besitzer der Immobilie am „Scholesch Eck“. Wir haben uns mit Kindy Fritsch (35), Besitzer der „Greenfinch Capital Management SA“ und Geschäftsführer des gleichnamigen Fonds, über sein Anlageinteresse an der Stadt Esch, die Zukunft der Alzettestraße und die Absichten des Fonds unterhalten.

Die Büros von „Greenfinch Capital“ liegen in bester Lage in der Hauptstadt. Das mehrstöckige Gebäude steht am Anfang des Val Sainte-Croix, direkt an der place de l’Etoile. Kindy Fritsch, ein hochgeschossener junger Mann mit Vollbart, trägt ein blaukariertes Sakko mit passendem Einstecktuch. Der erste Knopf seines weißen Hemdes ist geöffnet, am linken Handgelenk trägt er eine Audemars Piguet Royal Oak. Der 35-Jährige ist bereits seit 15 Jahren im Immobiliengeschäft aktiv. Über zehn Jahre lang hat er zudem gebrauchte Luxusautos verkauft. Der Enkel des Cactus-Gründers Paul Leesch ist auch Anteilseigner der Cactus-Gruppe und Administrator der Ikodomos-Holding der Familie Lux.

Geschäftsführer des Greenfinch-Investmentfonds, Kindy Fritsch

Tageblatt: Was hat Ihren Fonds dazu bewegt, in Esch zu investieren?
Kindy Fritsch: Die meisten Analysen von Esch werden lokal durchgeführt. Dadurch entsteht oft ein etwas düsteres Bild. Die Anleger unseres Fonds betrachten die Situation aber aus einem globalen Blickwinkel, auf europäischer Ebene. Dadurch entsteht ein nuancierteres Bild. Die zweitgrößte Stadt des Landes hat sehr viel Potenzial. Es tut sich viel in Esch, auch wenn natürlich alles nicht so schnell geht, wie man es sich wünscht. Doch viele Dinge sind erst im Kommen.

Gibt es nicht andere Gegenden in Luxemburg, die attraktiver für Investoren sind als die Stadt Esch?
Wir sind kein klassischer „Promoteur“. Unsere Entwicklungen sind dazu gedacht, über eine lange Dauer im Portfolio zu bleiben. Wir reden hier nicht von einem Zeitraum von nur fünf Jahren. Wenn ich heute investiere, will ich das an einem Ort tun, wo ich noch Potenzial nach oben sehe und nicht dort, wo dieses Potenzial schon ausgeschöpft ist. In der Stadt Luxemburg ist das Potenzial im Hinblick auf die Preisentwicklung sehr gering. In Esch ist dieses Potenzial hingegen sehr groß. Deshalb glaube ich an Esch.

Der kürzlich veröffentlichte Sozialbericht der Uni Luxemburg hat gezeigt, dass im Escher Zentrum überwiegend sozial schwache Haushalte mit wenig Kaufkraft wohnen. Viele Geschäfte schließen. Sie bleiben trotzdem optimistisch?
Der Markt muss sich den Menschen anpassen und nicht umgekehrt. So lautet die Regel. Die Geschäfte, die ihre Waren dem Markt und der Kaufkraft der Kundschaft in Esch angepasst haben, funktionieren ganz gut. Die Betreiber dieser Geschäfte sind super zufrieden. Der Durchgangsverkehr in der Alzettestraße ist heute höher als in der hauptstädtischen Grand-rue. Das zeigt, dass diese Menschen ja doch Bedürfnisse haben und etwas kaufen wollen. Aber nur Produkte, die für sie gerechtfertigt sind.

Was könnten das denn für Produkte sein?
Nehmen wir mal die Kleiderbranche. Kleidung ist für mich ein Massenmarkt-Produkt, das möglichst günstig geliefert werden muss. Es kann kein Gucci oder Prada sein, denn ich denke, dass Luxusmarken nicht nach Esch passen.
Eine andere Möglichkeit wäre ein Konzeptrestaurant, das attraktive Produkte zu korrekten Preisen anbietet. Es gibt vielfältige Produkte, die in Esch funktionieren könnten und das übrigens auch jetzt bereits tun.

Wieso haben Sie sich gerade für das „Scholesch Eck“ entschieden?
Mit dem „Scholesch Eck“ liefern wir die attraktivste kommerzielle Fläche in der Alzettestraße. Das Projekt ist einzigartig, weil es im Escher Zentrum kaum noch neue Gebäude gibt. Die meisten Häuser sind geschützt oder haben historische Fassaden und sind in kommerzieller Hinsicht nur noch bedingt verwertbar.

Die Geschäftsfläche des „Scholesch Eck“ ist sehr verbraucherfreundlich und bietet von der Länge der Fassade her die größte Ausstellungsfläche. Für die Geschäftsleute in den Städten ist es aus Rentabilitätsgründen wichtig, dass die Fensterfront so groß wie möglich ist, damit sie ihre Waren dort zeigen können.

Eine solche Fläche können sich aber nur internationale Handelsketten leisten …
Die großen Handelsketten haben ein Auge auf das Projekt. In allen Städten sind die großen Bekleidungshersteller an den besten Standorten in den Fußgängerzonen vertreten. Das ist kein Geheimnis. Am „Scholesch Eck“ war das Problem, dass das Gebäude so lange brachlag. Niemand hat mehr daran geglaubt, dass es noch umgesetzt wird. Mittlerweile kommt das größte Interesse von denen, die bereits in der Alzettestraße sind, ihre Verkaufszahlen kennen und sich mehr Sichtbarkeit wünschen. Die Verhandlungen sind aber noch ganz am Anfang. Wir sind jedoch sehr positiv eingestellt, dass wir einen Mieter finden werden.

Ihr Portfolio ist im Besitz eines Investmentfonds. Wer sind die Hauptanleger dieses Fonds?
Die Anleger eines Investmentfonds sind nur dem Verwalter des Fonds und der Depotbank bekannt. Der Fonds ist von der Finanzaufsichtsbehörde CSSF reguliert. Die Investoren können sowohl private als auch institutionelle Anleger wie Versicherungen oder Rentenfonds sein.

Plant Greenfinch noch weitere Investitionen in Esch?
Zurzeit nicht, doch wenn sich eine Gelegenheit ergibt, sind wir natürlich immer bereit, uns das anzuschauen. In Belval herrscht eine ganz große Dynamik. Auch ausländische Investoren interessieren sich mittlerweile für das Viertel. Das Zentrum von Esch wurde aber in der Vergangenheit vernachlässigt, deshalb interessiere ich mich mehr für das Zentrum als für Belval, für das jeder sich interessiert und das gut läuft.

Ihnen gehört auch die „Gantebeensmillen“, die ja eine ähnlich bewegte Geschichte wie das „Scholesch Eck“ hat. Haben Sie eine Vorliebe für Bauruinen?
Wir mögen die atypischen Dinge (lacht). Ja, wir haben die „Gantebeensmillen“ vor einem Jahr übernommen. Seitdem wurde das Gelände von der Gemeinde Hesperingen in eine Sport- und Freizeitzone umklassiert. Wir haben die klare Absicht, dort ein Hotel zu bauen. Wir sind uns mit der Gemeinde aber noch nicht über die Fläche einig geworden, die wir brauchen, um dieses Projekt umzusetzen. Für ein Hotel braucht man eine gewisse Anzahl an Zimmern und Quadratmetern, sonst ist es nicht rentabel und man findet keinen Betreiber. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir mit der Gemeinde bald eine Einigung finden werden.

Ihr Portfolio besteht vorwiegend aus Bürogebäuden. Vor allem in Hamm haben Sie viel investiert. Ist die Nachfrage nach Bürofläche weiter hoch?
Die Entwicklung von Bürogebäuden ist unsere Haupttätigkeit. In Hamm liefern wir nun ein Bürogebäude von 20.000 Quadratmetern, ein anderes nehmen wir jetzt in Angriff.
Dazu muss man sagen, dass wir ein opportunistischer Fonds sind. Das heißt, dass wir spekulativ bauen. Wenn wir mit dem Bau beginnen, haben wir noch keine Mieter, weil wir sehen, dass es einen Bedarf an Flächen gibt. Heute wird kaum noch spekulativ gebaut, weil es ganz schwierig ist, spekulative Gebäude zu finanzieren. Um der Nachfrage nachzukommen, haben wir uns für die spekulative Bauform entschieden. Wir werden uns aber nach und nach an die Marktsituation anpassen. Wenn die Nachfrage zurückgeht, hören wir mit dem spekulativen Bauen auf.


„Scholesch Eck“ bis 2021 fertig

Nach dem Großbrand im Februar 2011 prägte die Bauruine am „Scholesch Eck“ mehr als sieben Jahre lang das Bild der Alzettestraße. Vor rund drei Monaten hat endlich der Abriss begonnen. Der neue Besitzer, der die Immobilie Mitte 2017 übernommen hat, will in den oberen Etagen überwiegend kleinere Luxuswohnungen und im Erdgeschoss eine Handelskette unterbringen. Die Appartements sollen ausschließlich zum Verkauf und nicht zur Miete angeboten werden. Welche Handelskette die 500 Quadratmeter große Geschäftsfläche im Erdgeschoss anmieten soll, wird voraussichtlich erst kurz vor der Fertigstellung bekannt gegeben.

Der Abriss des Gebäudes soll in zwei Wochen, noch vor dem Kollektivurlaub im Baugewerbe, beendet werden. Im September sollen die Tiefbauarbeiten beginnen, der Start der Hochbauphase ist für Januar geplant. Zwei Jahre später soll das neue, vom Escher Architektenbüro Jim Clemes entworfene Gebäude dann bezugsfertig sein, erklärte Kindy Fritsch.