Junge, Junge: Vincent Reding ist mit 26 der jüngste Bürgermeister, den Luxemburg je hatte

Junge, Junge: Vincent Reding ist mit 26 der jüngste Bürgermeister, den Luxemburg je hatte

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Vincent Reding ist mit 26 Jahren der jüngste Bürgermeister in der Geschichte des Großherzogtums – und womöglich das einzige Gemeindeoberhaupt, das noch bei seiner Mutter wohnt. Ein Porträt eines jungen Politikers, der es allen beweisen will.

„Ist das der neue Bürgermeister von Weiler?”, hört Vincent Reding seit einigen Wochen öfter Menschen hinter seinem Rücken tuscheln. Der darauffolgende Satz lautet fast immer: „Der ist doch viel zu jung dafür!“ Dass viele über ihn denken, er sei noch grün hinter den Ohren, versucht der junge Mann mit den freundlichen, grün-blauen Augen nicht an sich heranzulassen. „Ich habe eine Elefantenhaut“, sagt der CSV-Politiker über sich selbst.

2017, knapp von der Uni, kandidiert Reding zum ersten Mal bei den Gemeindewahlen – und wird – nicht nur zu seiner eigenen Überraschung – mit 729 Stimmen Erstgewählter. „Damit hatte ich nicht gerechnet. Schon gar nicht damit, dass ich ein Jahr später als Bürgermeister hier sitze.“ Eine mögliche Erklärung für sein bemerkenswertes Resultat sieht Vincent Reding in der Politikverdrossenheit der Wähler. „2017 sind allgemein viele junge Kandidaten gewählt worden. Die Bürger wollen neue Leute, die moderner und voller Motivation sind“, vermutet er.

Erstgewählter bei ersten Wahlen

Trotz des eigentlich besten Ergebnisses wird Reding zum Ersten Schöffen ernannt. „Wir kannten uns im Gemeinderat noch nicht, ich bin erst neu dazugekommen. Da verstehe ich, dass die anderen mir noch nicht sofort das nötige Vertrauen entgegengebracht haben, um Bürgermeister zu werden.“

Cécile Hemmen (LSAP), die mit 666 Stimmen Zweitgewählte, wird Bürgermeisterin. Ein Jahr lang nimmt er so viel Erfahrung mit, wie er kann. Ende Oktober gibt Hemmen „aufgrund parteipolitischer Auseinandersetzungen“, wie sie angibt, ihren Rücktritt bekannt. Reding ist sich sicher, dass er damit nicht gemeint ist: „Im Schöffenrat haben wir uns immer gut verstanden, da gab es keine Probleme.“ Cécile Hemmen will sich auf Nachfrage des Tageblatt nicht dazu äußern.

Nach ihrem Rücktritt stimmt der Gemeinderat erneut darüber ab, ob Vincent Reding Bürgermeister werden soll. Der 26-Jährige kann das Vertrauen des Gemeinderates gewinnen und wird einstimmig zum „ersten Bürger“ von Weiler gewählt.

Politik begeistert den Reding schon, seitdem er 14 Jahre alt ist. „Wenn meine Freunde Playstation gespielt haben, habe ich Zeitung gelesen und mich über die politischen Geschehnisse informiert“, erinnert er sich. Dieses Interesse fällt seinem Vater auf. Er ermutigt ihn schon früh dazu, den Sprung in die Politik zu wagen.

Reding wächst in Syren auf und geht in Weiler zur Schule. Die Gemeinde, die er nun leitet, ist schon immer sein Zuhause gewesen und soll es auch bleiben. „Ich finde es schön hier und will auch in Zukunft mein Leben hier verbringen.“

Trotzdem zieht es ihn immer wieder in die Ferne. Er reist gerne, ohne viel Tamtam, ohne All-inclusive. Mit Rucksack ist er im vergangenen Jahr durch Asien gereist, davor war er in Afrika. „Reisen finde ich so wichtig, um die eigene Perspektive von Zeit zu Zeit zu ändern.“

In Brüssel studiert er das Gleiche wie der Düdelinger Bürgermeister Dan Biancalana: Kriminologie. Dass er zur Polizei will, steht für ihn eigentlich schon seit Langem fest. „Mein Vater und andere Familienmitglieder waren Polizisten. Es ist ein Beruf, mit dem ich von klein auf in Kontakt bin.“ Eine Ausbildung bei der Polizei schließt Vincent Reding ebenfalls ab. Eigentlich will er sich zunächst dort bewerben – das ist Plan A.

„Wer von der Uni kommt, muss ja erst einmal sein Leben aufbauen. Tja, jetzt bin ich aufgrund meiner Position den ganzen Tag nicht zu Hause“, lacht er. „Das Schlimmste ist, wenn man als Bürgermeister noch im Hotel Mama wohnt. Sie beschwert sich immer noch, wenn ich nach Hause komme und meine Schuhe nicht weggeräumt habe.“ Bürgermeister hin oder her.

Sein neuer Titel bietet seinen Freunden eine Steilvorlage, um ihn aufzuziehen. „Ich muss mir schon dumme Sprüche anhören“, sagt er mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Besonders peinlich ist es, wenn wir ausgehen und sie stellen mich Fremden als Bürgermeister vor.“

Sein bester Freund Gilles beschreibt ihn als charmanten, witzigen, ehrlichen und außerordentlich engagierten Menschen. Die beiden kennen sich, seit sie vier Jahre alt sind. Sie wuchsen zusammen in der Gemeinde Weiler auf, spielten jahrelang gemeinsam Fußball in Hesperingen. „Ich bin sehr stolz auf ihn“, sagt Gilles und hat vollstes Verständnis dafür, dass sein bester Freund jetzt nicht mehr so viel Zeit hat wie zuvor. Für ihn selbst wäre Politik nichts. „Das lasse ich ihn machen. Aber ich verfolge auf jeden Fall, was Vincent jetzt bewegt.“

Für die knapp 2.450-Seelen-Gemeinde Weiler hat der Jungpolitiker vor allem eine Vision: „Die drei Dörfer Hassel, Syren und Weiler näher zusammenzubringen. Das ist etwas, das mich schon als Kind und als Teenager sehr gestört hat. Meine Freunde, mit denen ich morgens zusammen in der Klasse saß, konnte ich nachmittags in meiner Freizeit nirgendwo treffen.“ Einen ersten Schritt in diese Richtung hat er bereits als Schöffe umgesetzt. „Wir konnten im alten Rathaus in Hassel ein Jugendhaus eröffnen.“

Schwer, ernst genommen zu werden

Wenn Vincent Reding mit seinen Altersgenossen feiern geht, muss er inzwischen viel mehr darauf achten, wie er sich benimmt. „In den sozialen Medien bin ich glücklicherweise noch nie sehr aktiv gewesen. Ganz im Gegensatz zu vielen anderen in meinem Alter. Diesbezüglich muss ich mein Verhalten also nicht großartig ändern.“ Auch ein Smartphone wurde erst angeschafft, als er dem Schöffenrat beitrat. „Damit ich meine E-Mails regelmäßig checken kann“, sagt er.

Darin, der jüngste Bürgermeister des Landes zu sein, sieht Vincent Reding sowohl Vor- als auch Nachteile. „Manchmal ist es schwer, besonders von erfahrenen Politikern ernst genommen zu werden. In meinem ersten Jahr als Schöffe wurde ich noch oft mit dem Techniker verwechselt.“

Inzwischen kennen die meisten ihn. Vincent Reding hat von Anfang an versucht, sich durchzusetzen und mit guter Vorbereitung zu überzeugen. „Ich mache es eigentlich ähnlich wie auf der Uni. Ich lerne alles, was in den Dossiers steht, bevor ich in eine Konferenz gehe.“ Er will alle, die an ihm gezweifelt haben, überraschen, damit sie am Ende sagen: „Der kann ja doch etwas!“

Anne
24. Dezember 2018 - 10.07

Och wann en nach bei der Mami wuhnt , an net färdeg as mat studéieren.kann een awer e gudden Gemënenpapp gin.Schlecht muss den jonken Mann jo net sin soss wir en jo net gewielt gin.

roger wohlfart
23. Dezember 2018 - 10.17

Das ist doch schon mal ein Anfang. Junges, frisches Blut braucht die Politik. Und das beginnt auf der unteren Stufe, in den Gemeinden. Dieses Beispiel wird hoffentlich alle junge Politinterssierte ermuntern und motivieren. Die alten Zöpfe, die noch über das Rentenalter hinaus an ihren Sesseln kleben und glauben, sie wären unersetzbar, gehören definitiv weg. Ausserdem besteht die Gemeindeführung nicht nur aus einem Bürgermeister sondern aus Schöffen und Räten, die gemeinsam Entscheidungen treffen. Mancherorts " regiert " der Schöffenrat selbstherrlich über die Köpfe der andern gewählten Vertreter hinweg. Das ist dann gelebte Demokratie auf engstem Raum.

Jamie
22. Dezember 2018 - 21.13

also éierlech, zolitt liewenserfahrung huet och nach kengem geschuet, a kengem job, an och net als gemengepapp. wann een nach bei der mami wunnt huet een déi wuel kaum, färdeg studéiert an beruffserfahrung oder egen famill feelt och... naja, si mussen jo wessen, ween se wielen ze weiler

Jacques Zeyen
22. Dezember 2018 - 11.20

"Junge Männer braucht das Land." und nicht "Kinder an die Macht". Schlimmer als verschiedene Ewiggestrige ,Gesellen,(deren Namen hier nicht genannt werden darf,ich glaube das nennt man "political correctness"),die ihre halbe Verwandtschaft auf guten Pöstchen in der Gemeinde untergebracht haben und /oder Bauvorhaben durchgeboxt haben etc., kann es nicht werden. Von dieser Stelle viel Glück.Und nicht vergessen wessen Interesse man zu vertreten hat. Diese Maxime geht oft im Eifer des Gefechts verloren.