Jugendsolar: „Das motiviert und lässt Spielkonsolen vergessen“

Jugendsolar: „Das motiviert und lässt Spielkonsolen vergessen“

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Die Fotovoltaikanlage an der Henri-Schmitz-Sporthalle in Lallingen wird erweitert. Insgesamt 260 Sonnenpaneele werden installiert und 70.000 Euro investiert. Im Rahmen der Ferienaktivitäten der Stadt Esch und des Jugendhauses haben eine Reihe von Schülern und Studenten mit angepackt. Wir haben uns mit Frank Thinnes, dem „Chargé de campagne énergies renouvelables“ bei Greenpeace, unterhalten, der das Projekt koordiniert.

Tageblatt: Wie viele Schüler nehmen an der Erweiterung der Anlage teil und aus welchen Schulklassen stammen sie?
Frank Thinnes: Insgesamt nehmen 17 Jugendliche im Alter zwischen 12 und 20 Jahren teil, aufgeteilt in zwei Gruppen für jeweils zwei Tage.

Wie kam dieses Projekt eigentlich zustande?
Als ich vor eineinhalb Jahren bei Greenpeace angefangen habe zu arbeiten, hatte ich das Glück, auf Einladung der Schweizer Kollegen hin, mir ein Jugend-Solarprojekt etwas genauer anschauen zu können. Ich war damals schon begeistert, wie viel Motivation und Willenskraft die Jugendlichen für den Bau einer Fotovoltaikanlage an den Tag legten.

Wie ging es dann weiter?
Es wurde beschlossen, dieses Programm auch in Luxemburg einzuführen. Einige Wochen und viel Überzeugungsarbeit später hatten wir den ersten Partner in der Energie-Kooperative TM EnerCoop gefunden. Danach ging es dann Schlag auf Schlag und wir konnten die Verantwortlichen des Jugendhauses in Differdingen davon überzeugen, an diesem nachhaltigen Projekt mitzuarbeiten.

Was ist Ihre spezifische Rolle dabei?
Greenpeace sieht sich allgemein bei diesen Projekten in der Rolle der Initiation und Koordination. Der Aspekt der Sensibilisierung der Jugendlichen in puncto nachhaltiger Energieproduktion steht dabei immer im Vordergrund. Somit startet ein Jugendsolar-Projekt jeweils mit einer theoretischen Einführung in die erneuerbaren Energien mit speziellem Augenmerk auf die Fotovoltaik. Die verschiedenen Möglichkeiten der Solarnutzung werden dabei erläutert und die Technik anhand von „Modellanlagen“ demonstriert.

Ist die Energiesituation hierzulande ebenfalls ein Thema?
Es wird auch über die aktuelle Energiesituation in Luxemburg gesprochen sowie über die Dringlichkeit, diese aus Gründen des Klimawandels zu verändern. Am Beispiel der Fotovoltaikanlage soll in der Praxis gezeigt werden, dass es möglich ist, auch selber etwas für den Klimaschutz zu tun.

Sinn und Zweck ist es ja, die Jugendlichen zu sensibilisieren. Welches ökologisches Bewusstsein haben die Heranwachsenden allgemein bzw. wie stark ist dieses bereits ausgeprägt?
Ich habe bei den Workshops oder Präsentationen in den Schulen oft nicht schlecht gestaunt, wie intensiv sich verschiedene Jugendliche schon im Alter von 12 bis 14 Jahren mit dem Thema der Klimaveränderung und erneuerbaren Energien beschäftigt haben. Allerdings sind das doch eher Ausnahmen. In der Regel haben dann doch die meisten, zumindest in den jüngeren Klassen, wenig Ahnung von diesen eher spezifischen Themen.

Und das ökologische Bewusstsein?
Ich will nicht sagen, dass die Jugendlichen kein ökologisches Bewusstsein haben, sondern ausdrücken, dass diese Themen einfach doch noch schwieriger zu „verdauen“ sind als zum Beispiel die Verschmutzung der Meere durch Plastik. Auf der einen Seite haben wir viele technische Eigenschaften der Energieproduktion. Und auf der anderen Seite haben wir es auf den ersten Blick mit einem weder kurzfristigen noch direkt sichtbaren oder spürbaren Klimawandel zu tun.

Und wie ist es um die Motivation bestellt? Oft wird der Jugend ja nachgesagt, viel Zeit an Spielkonsolen zu verbringen …
(lacht) Es ist schon ratsam, den Jugendlichen am Anfang klarzumachen, ihre Smartphones wenigstens bis zur Pause in der Tasche stecken zu lassen. Ab dem Moment, wo die Jugendlichen unter fachkundiger Anleitung von Solar-Spezialisten selber „Hand anlegen“, etwa Haken setzen, Profile montieren oder die Solarmodule zusammenschrauben, steigt die Motivation dann aber auch meistens an.

Nicht nur ist es spannend, auf das Dach einer Sporthalle zu steigen, sondern auch die Arbeiten gemeinsam mit den Erwachsenen zu erledigen. Das motiviert und lässt da auch so manch einen eine Spielkonsole für ein paar Stunden vergessen.


Solarenergie auf dem „Crassier“ Monnerich?

Bahnt sich eine Lösung an in Sachen „Crassier“ Monnerich? Geht es nach Claude Turmes, Staatssekretär im Umweltministerium, wird die ehemalige Schlackenhalde in Zukunft für die Gewinnung von Solarenergie genutzt. Die Rede war am Dienstag bei dem Ortstermin in der Henri-Schmitz-Sporthalle von der Installation einer Fotovoltaikanlage. Dafür müsste das Gelände aber erst mal stabilisiert werden, so Turmes weiter. Der grüne Staatssekretär fand denn auch lobende Worte für „Südstroum“, die eine Tochtergesellschaft der Stadt Esch ist. „Es scheint einfacherer zu sein, mit ’Südstroum‘-Solaranlagen zu installieren als mit Creos.“ Das sei eine Baustelle, die er fest gewillt sei, anzugehen, so Turmes.

Albert Kalmes, Präsident des Verwaltungsrates der Energie-Kooperative TM EnerCoop, ging in seinen Ausführungen darauf ein, welche Entwicklung die Kooperative seit ihrer Gründung im Jahr 2013 genommen habe. TM EnerCoop betreibt insgesamt neun Anlagen.
Die Anzahl der Mitglieder hat sich ebenfalls positiv entwickelt: „Zwölf Mitglieder haben die Kooperative gegründet. Heute zählt die Genossenschaft 180 Mitglieder“, so Kalmes, der sich dafür aussprach, dass die Luxemburger ihr Vermögen vermehrt in solche Projekte investieren sollten: „Dies ermöglicht eine lokale erneuerbare Energieerzeugung und schafft zudem Arbeitsplätze auf lokaler Ebene.“


Frank Thinnes  

Nach seinem Wirtschaftsstudium mit Schwerpunkt in Controlling und Bankmanagement und nach einigen Monaten an Erfahrung in Wealth Management und Privat Banking hat der 33-Jährige in einer Consulting-Firma gearbeitet. Seine Interessen lagen aber schon damals in den erneuerbaren Investitionsmöglichkeiten und Technologien. Später hat er zusammen mit einem Bekannten ein nachhaltiges und vegetarisches Restaurant in Luxemburg eröffnet. Seit April 2017 ist er bei Greenpeace als „Campaigner“ für die erneuerbaren Energien zuständig.

Francois Neu
14. September 2018 - 20.28

Genau: Enerdeal

Frank
14. September 2018 - 10.32

Die Anlage hat insgesamt eine Leistung von 100 kWp (Strom für ca. 25 Haushalte). Die Jugendlichen haben bei der Erweiterung der bestehenden Anlage (30 kWp) mit weiteren 70 kWp mitgeholfen. Greenpeace hat auch eine Internetplatform entwickelt wo es ein ähnliches System anwendet. Sinn und Zweck ist es sein Dach einer Kooperative ohne Entgelt für 15 Jahre zu verpachten, im Gegenzug wird die Anlage im darauf folgenden Jahr dem Dachbesitzer unentgeltlich übergeben. ( energiebierger.greenpeace.lu/fr/citoyens/mon-toit-offert/ ) Allerdings muss man dafür keine Fläche von 2000 m2 besitzen mit idealer Ausrichtungsmöglichkeit, sondern ab einer Grössenordnung von ca. 60m2 und relativ gut ausgerichtetem Dach, kann es schon interessant werden. Ausserdem werden die Investitionen von gemeinschaftlichen Kooperativen getragen, in denen natürliche Personen auch partizipieren können. BG

Grober J-P.
13. September 2018 - 13.40

Gibt es nicht in Steinfort eine Firma welche sowas kostenlos aufstellt? Wie viel kW bringt die Anlage denn?