Jugendliche aus acht Ländern radeln für die Völkerverständigung durch Luxemburg

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Im Projekt „YOUrovelo“ kommen 32 Jugendliche aus acht Nationen zusammen, um jenseits aller Sprach- und Kulturbarrieren mit syrischen Flüchtlingen durch Luxemburg zu radeln. Nach 185 Kilometern zwischen Luxemburg und Remerschen sind sie zu einer Gruppe zusammengewachsen.

Still stehen die Fahrräder am Samstag an ihrem Platz in der Jugendherberge in Remerschen. Nach drei ersten Tagesetappen ist der größte Teil der praktischen Aktivitäten der europäischen Erfahrung geschafft. Heute steht ein wichtiger theoretischer Teil an. In kleinen Gruppen plaudernd geht es entlang der Mosel zum Europamuseum in Schengen.

Das Moseldorf darf beim Thema Europa nicht fehlen. Es ist in aller Welt durch den Vertrag zur Abschaffung der Grenzen innerhalb der Mitgliedstaaten bekannt. Der überwiegende Teil der Jugendlichen arbeitet in ihren Heimatländern bei Projekten für Menschen in prekären Situationen. Ob Studium, Ausbildung oder Orientierungsphase im freiwilligen Jahr:  Alle haben ein Motiv: „Als die ganzen Flüchtlinge in Wien am Bahnhof ankamen, habe ich zu meiner Freundin gesagt, wir sind mitten im Geschehen, wir müssen da jetzt hin“, sagt Claudia Niederbacher.

Das war 2015. Seitdem engagiert sich die 25-jährige Südtirolerin, die in Österreich Sozialpädagogik studiert, in verschiedenen Projekten der Flüchtlingshilfe. Alle anderen Teilnehmer arbeiten in ähnlichen Initiativen.

„Wir helfen uns gegenseitig“

Seit sieben Jahren bringt Young-Caritas-Projektleiter Paul Galles jedes Jahr Freiwillige aus Europa zusammen, die sich für Menschen in prekären Situationen engagieren. „Ziel ist, dass sie sich kennenlernen und die Erfahrung machen, dass es auch in anderen Ländern Jugendliche gibt, die sich engagieren“, sagt er.

Dieses Jahr steht zum ersten Mal gemeinsames Fahrradfahren an zusammen mit Menschen, denen das Engagement gilt. Die sieben jungen Syrer, die sich trotz marginaler Sprachkenntnisse zwischen den anderen bewegen, sind noch nicht lange in Luxemburg.  Danach gefragt, zählen sie an den Fingern ab, wann sie angekommen sind. Alle haben Asylstatus, dürfen bleiben und wollen das Land kennenlernen.

„Egal welche Sprache oder mit Händen und Füßen, wir helfen uns gegenseitig“, sagt Stephanie Mark-Nock. Die 24-Jährige hat einen Bachelor in Erziehungswissenschaften und wird ab Herbst ihr freiwilliges soziales Jahr bei der Caritas Südtirol absolvieren. Die Italienerin hat ihr Fahrrad genauso sicher im Griff wie die teilnehmenden Luxemburger. Auch da gibt es Hürden zu überwinden. Die Georgier beispielsweise tun sich schwer. „Sie fahren in ihrem Land nicht viel Fahrrad, weil die Straßenverhältnisse so schlecht sind“, sagt Galles. Die jungen Syrer haben das Fahrradfahren entweder nie kennengelernt oder aber erst auf einer Station während der Flucht.

Ist das Projekt geglückt? „Ich will nichts schönreden, aber ich glaube schon“, sagt Galles, „sie müssen als Gruppe funktionieren und lernen, aufeinander aufzupassen und aufeinander zuzugehen.“ Egal, woher sie kommen.

Das Projekt

Die Initiative gibt es seit 2012 bei „Young Caritas“. Die 32 Jugendlichen kommen aus Georgien, Italien/Südtirol, Syrien, Ukraine, Spanien, Slowakei, Frankreich und Luxemburg. Außer den ehemaligen syrischen Flüchtlingen, die im Caritas Foyer in Foetz leben, sind alle in ihren Heimatländern in Projekten engagiert. Dabei geht es immer um Menschen in prekären Situationen: Sozial schwache Menschen, Flüchtlinge, aber auch Obdachlose.

In fünf Tagesetappen mit unterschiedlicher Länge haben sie zwischen Luxemburg-Stadt, Marienthal, Echternach und Remerschen insgesamt 185 Kilometer zurückgelegt. Das Projekt endet am Montag mit einem Besuch bei der Bürgermeisterin der Hauptstadt und einem gemeinsamen Abschlussabend. Es wird vom europäischen Erasmus-plus-Programm kofinanziert.

Foto: Editpress/Claude Lenert