Journalistenmord: Slowakische Polizei nimmt Italiener fest

Journalistenmord: Slowakische Polizei nimmt Italiener fest
Foto: dpa

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Nach dem Doppelmord an einem Enthüllungsjournalisten und seiner Verlobten in der Slowakei hat die slowakische Polizei am Donnerstag mindestens zwei italienische Geschäftsleute festgenommen. Nach Informationen des Onlineportals der Tageszeitung Sme handelte es sich dabei um Antonino Vadala und seinen Bruder Bruno sowie möglicherweise auch noch um einen Cousin der beiden. Vadala taucht in der unvollendeten letzten Reportage des ermordeten Journalisten Jan Kuciak als wichtigster Drahtzieher eines mutmaßlichen italienischen Mafia-Netzwerks in der Slowakei auf.

Polizeipräsident Tibor Gaspar wollte in einer Stellungnahme für das Onlineportal die Namen der Festgenommenen nicht direkt nennen, bestätigte aber auf eine Journalistenfrage: „Ja, es geht um Personen, die in der letzten Reportage von Herrn Kuciak erwähnt wurden. Und ja, wir können das als die italienische Spur bezeichnen.“ Gaspar kündigte weitere Festnahmen an, die bald erfolgen sollten. Innerhalb kurzer Zeit rechne er mit „insgesamt bis zu zehn Personen“. Die Festnahmen seien im Zuge von mehreren Hausdurchsuchungen im Umfeld der Firmen und Privathäuser der in Kuciaks Recherchen genannten Personen in der Ostslowakei erfolgt.

Unvollendete Reportage

Der 27-jährige Journalist Jan Kuciak und seine Verlobte Martina Kusnirova waren in der Nacht zum Montag in ihrem Haus im Dorf Velka Maca in der Westslowakei tot aufgefunden worden. Sie waren nach Polizeiangaben durch Schüsse in Kopf und Brust im Stil einer Hinrichtung getötet worden. Kuciak hatte über die Verfilzung von Politik und Geschäftemacherei recherchiert und war dabei auf mögliche Verbindungen italienischer Mafia-Clans zu slowakischen Politikern und Regierungsmitarbeitern gestoßen. Seine unvollendete letzte Reportage dazu wurde nach seinem Tod in mehreren slowakischen Medien und inzwischen auch in deutscher Übersetzung veröffentlicht.

Die italienischen Unternehmer sollen nach den letzten Recherchen des Ermordeten mit kalabrischen Mafiagruppen in Verbindung stehen und sich in der Slowakei auf Steuerbetrug und Missbrauch von EU-Förderungen spezialisiert haben.

Kuciak wies in seiner unvollendeten Reportage darauf hin, dass die Italiener in der Slowakei ein Netzwerk an politischen Verbindungen bis direkt in das Büro des sozialdemokratischen Regierungschefs Robert Fico aufgebaut hätten. So soll Ficos persönliche Assistentin Maria Troskova eine ehemalige Geschäftspartnerin und Lebensgefährtin von Antonino Vadala gewesen sein. Troskova lässt seit Mittwoch ebenso wie ein anderer mit Vadala in Verbindung gebrachter Fico-Vertrauter die Tätigkeit im Regierungsamt bis zur Aufklärung der Tat ruhen.

Norbert Muhlenbach
1. März 2018 - 20.47

Erst muessen Menschen sterben, dann faengt der Staat (eventuell) sich an fuer den Fall zu interessieren. Mal sehen, wie es weiter geht. Und Malta? Im Sueden nichts Neues??