John Legend erweckt Dr. King zum Leben

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Der Samstagabend in der Rockhal war perfekt: ein begeistertes Publikum in der ausverkauften Main Hall, die teilweise mit Tribünen ausgelegt war, eine routinierte Show samt Lichtspektakel auf gigantischen LED-Screens und zwei talentierte Musiker samt ihrer jeweiligen Bands, die aber unterschiedlicher nicht sein konnten.

Eigentlich waren die Zuschauer gekommen, um den mehrfach Grammy- und Oscarprämierten R&B-Musiker, Sänger und Produzenten aus Ohio John Legend (bürgerlich John Roger Stephens) bei seinem ersten Besuch in Luxemburg zu entdecken. Sie wollten einen Hauch von „La La Land“ einatmen und genüsslich bei den schnulzig-süßen, souligen Balladen die Seele baumeln lassen.

Doch sie erlebten nicht nur das: Pünktlich um 20 Uhr kam der britisch-italienische Singer-Songwriter Jack Savoretti als Opener auf die Bühne und riss mit seiner kraftvollen, rauchigen Simme schon beim ersten Ton die Menge mit sich. Sein unwiderstehlich gutes Aussehen, gekoppelt mit seinem dynamischen Gitarrenspiel und seinen flotten Songs, taten den Rest. Das Publikum war hingerissen und so mancher recherchierte schnell auf seinem Handy, wer denn dieser ihm noch unbekannte Musiker sei.  Dabei stellte sich heraus, dass er schon fünf Alben rausgebracht hat („Sleep no more“ sein rezentes Werk) und zu TV Shows und Filmen wie unter anderem „Grey’s Anatomy“ und „Sons of Anarchy“ Tracks beigesteuert hat.

Widerstand gegen die Regeln

Im Gegensatz zu John Legend, der sich nicht scheut, auf überdimensionalen Video-Projektionen immer wieder intime Einblicke in sein privates Leben mit Ehefrau Chrissy Teigen und Töchterchen Luna zu gewähren, trennt Savoretti streng Privates und Professionelles und bringt es auch fertig, seine Authentizität und Spontaneität im Beruf zu behalten, trotz der uniformierenden Regeln des Musikbusiness, denen er sich widersetzt.

„Das Musikgeschäft ist wie ein Ozean voller Haie, auf die man Acht geben muss,“ erklärt Savoretti uns im Interview. „Fast wäre ich daran zu Grunde gegangen, aber ich habe mein eigenes Boot mit meiner eigenen Crew gebaut und jetzt segeln wir frei, wenn auch manchmal ohne Plan, auf diesem Ozean“, fährt er weiter. Auch verriet er uns, wie es dazu kam, dass er anfing Musik zu schreiben: „Es ist wichtig, dass man von Kleinem an durch die Eltern zur Musik hingeführt wird, in dem man sehr viele Genres zu hören bekommt. Nur so kann man seinen eigenen Geschmack entwickeln, seine Kreativität ausdrücken, ohne jemanden nachzuahmen“. Texte habe er schon immer gerne geschrieben, aber erst als er sich zum ersten Mal verliebt habe sei ihm Musik als Ausdrucksmittel bewusst geworden.

Acht Bandmitglieder, drei Background-Sängerinnen

John Legend trat mit achtköpfiger Band und drei Background-Sängerinnen auf, die ihn tatkräftig beim Gesang, aber auch bei Tanzeinlagen mit erotisch anmutenden Bewegungen unterstützen, denn Legends Lieder handeln vor allem von der Liebe. Manchmal aber, wenn er seine Songs einführte, grenzte seine romantische Ader an peinlichen Kitsch. Seine Stimme wurde übertrieben soft, quasi feminin und gehaucht, sein Blick verklärt und der Endungslaut ’s‘ bei Wörtern wie „Ladies“ oder „dances“  äußerst lang. Aber das störte wohl niemanden und von allen beneidet wurde Yvette, die unter den Fans der vorderen Reihen ausgewählt wurde, um mit ihm auf der Bühne sinnlich zu tanzen.

Auch Frieden, Einigkeit der Rassen und soziale Gerechtigkeit sind wichtige Themen in Legends Lyrik. Somit war Martin Luther King mehrmals auf der begleitenden Video-Animation präsent und das Konzert endete symbolisch mit dessen Foto und dem Song „Glory“, das Legend am Klavier als Zugabe, nach dem er den heiß ersehnten „All of me“ (zusammen mit einem riesigen Chor weiblicher Fans) interpretiert hat.

Delia Pifarotti

Anne
24. September 2017 - 15.22

Gibt's keine Fotos vom Konzert? Insbesondere von Savoretti ?