In Weiswampach stimmen 60,1 Prozent gegen den „Suneo-Park“ – doch es gibt „keinen Weg zurück“

In Weiswampach stimmen 60,1 Prozent gegen den „Suneo-Park“ – doch es gibt „keinen Weg zurück“

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Der umstrittene Plan, ein Ferienresort zu bauen, bewegt die Gemüter in Weiswampach. Gestern wurde eine Bürgerbefragung zum Thema abgehalten. Demnach haben sich rund 60 Prozent der Teilnehmer gegen das Projekt ausgesprochen. Insgesamt wurden 822 gültige Stimmen gezählt. 328 waren dafür, 494 dagegen.

Seit vielen Monaten reißen die Diskussionen um ein geplantes Ferienresort am Weiswampacher See nicht ab. Ein Privatinvestor, die „Groupe Lamy“ mit Sitz in Huldingen, möchte dort ein Hotel mit 90 Zimmern, etwa 100 Ferienchalets und einen Activity-Park errichten. Um gegen diese Pläne vorzugehen, hatte sich eine Bürgerinitiative gegründet, die mit 386 Unterschriften bei einer Gesamtzahl von rund 1.000 Wahlberechtigten das Quorum für ein Referendum mit Leichtigkeit erreicht hatte.

Die Wurzeln dieses Projekts gehen bis ins Jahr 1971 zurück. Der Eifel-Ardennen-Verein hatte damals festgehalten, dass sich die Region hervorragend zum Anlegen eines größeren künstlichen Sees eignen würde. Gemeinde und Staat ließen damals ihrer Begeisterung über die eventuelle Schaffung eines Freizeitresorts freien Lauf.

Und so wurde ein Ferien- und Erholungsgebiet geschaffen, das in den Folgejahren mehrmals erweitert wurde. Der Weiswampacher See war schnell im ganzen Land und darüber hinaus bekannt. Angeln, Schwimmen, Tretbootfahren, Wanderungen und weitere Freizeitaktivitäten zogen jährlich Tausende Besucher an. Wenn es die Wetterverhältnisse erlaubten, wurde im Winter sogar Skilanglauf rund um den See angeboten.

35 Hektar für 25.000 Euro pro Jahr

Die Infrastruktur kam aber schnell in die Jahre und verlor an Attraktivität. Eine komplette Neugestaltung des gesamten Areals drängte sich auf. Im Gemeinderat stand das Thema mehrmals zur Diskussion.

Im Sommer letzten Jahres sorgte die Nachricht von den Plänen eines Privatinvestors für Freude bei den einen, aber für Entsetzen bei dem anderen. 50 Millionen Euro möchte die belgische Gruppe Lamy in eine groß angelegte Ferienanlage mit „Fun Park“ investieren. Die hierfür erforderlichen 35 Hektar Land rund um den Weiswampacher See sollen dem Investor per Erbpachtvertrag zur Verfügung gestellt werden. Die jährliche Pacht beläuft sich auf 25.000 Euro.

Dieser Preis für satte 35 Hektar Land sei einfach nur lächerlich, so die Bürgerinitiative in einem Schreiben. Doch dies sei nicht der einzige Kritikpunkt. Die geplante Ferienanlage sei völlig überdimensioniert, würde überhaupt nicht ins Landschaftsbild passen und sei ökologisch gesehen keinesfalls annehmbar.

Für einen weiteren faden Beigeschmack sorgten zudem die Aussagen von Bürgermeister Henri Rinnen und Schöffe Norbert Morn, die das Projekt, Referendum hin oder her, auf Teufel komm raus durchziehen wollen. Die Planungen seien bereits so weit fortgeschritten, dass man nicht mehr zurückrudern könne. Und ein Referendum sei ja auch nicht bindend.

Keine Unterschrift vom zweiten Schöffen

Diese „Arroganz“ und das „mangelnde Demokratieverständnis“ des Bürgermeisters und des Ersten Schöffen waren gestern Morgen bei vielen Urnengängern Gesprächsthema Nummer eins. „Wir hätten schon viel früher befragt werden müssen. Dann wäre das hier auch nicht notwendig gewesen“, kritisierte ein Einwohner. „Warum werden wir erst jetzt um unsere Meinung gebeten, wenn die Pläne bereits fertig sind?“

„Wir sollen uns glücklich schätzen, dass hier jemand 50 Millionen Euro investieren möchte“, meinte hingegen eine junge Dame am Eingang des Wahllokals im Rathaus. „Das Projekt wird zur Verbesserung der Attraktivität der gesamten Region beitragen.“

Gemeinde gespalten

Ein älterer Herr, der gestern sehr früh auf den Beinen war, hoffte, dass es mit diesem Projekt ähnlich geht wie mit dem einst in Winseler geplanten Ferienpark, der nach unendlichen Diskussionen schließlich doch nicht gebaut wurde.

„Unsere Gemeindeväter haben Weiswampach zweigeteilt. Hätte sich die Bevölkerung von Anfang an in die Planungen einbringen können, stünde man jetzt nicht vor einem großen Scherbenhaufen“, so die Bemerkung eines älteren Paars auf dem Weg ins Wahllokal in der alten Schule in Binsfeld. „Wir werden jedenfalls dagegen stimmen, ob es etwas bringt oder nicht.“ „Hei ass alt erëm eng gelaf“, so eine weitere Aussage. „D’Konventioun an den Notairesakt fir dëse Projet sinn nëmme vu Rinnen a Morn ënnerschriwwen. Den Zweete Schäffen huet seng Ënnerschrëft net drënnergesat. Dat seet genuch!“

Kurz nach 9 Uhr machte sich auch Paul Holweck, Präsident der Bürgerinitiative, auf den Weg zur Wahlurne. „Ich rechne mit einem guten Resultat für uns.“

Bürgermeister beklagt Verleumdung

Auf die Aussagen des Bürgermeisters, das Projekt werde egal wie fortgesetzt, meinte Holweck: „Nach diesem Referendum wird die Bürgerinitiative sicher nicht die Hände in den Schoß legen. Das Projekt muss ja noch einzelne Genehmigungsprozeduren durchlaufen. So schnell werden wir nicht aufgeben. Wir werden die genannten Prozeduren genau verfolgen, denn es gibt bereits genügend illegale Baugenehmigungen in unserer Gemeinde …“

Holweck sollte mit seinen Erwartungen an das Ergebnis recht behalten, denn kurz nach 15 Uhr lag es vor: 60 Prozent bzw. 494 der insgesamt 822 abgegebenen und gültigen Stimmzettel waren gegen das Projekt und 328 dafür.

„Projekt zu weit fortgeschritten“

„Wir können nicht mehr zurück“, sagte Bürgermeister Rinnen jedoch. „Das Projekt ist bereits dermaßen weit fortgeschritten, dass es sowohl die Gemeinde als auch den Promotor eine riesige Stange Geld kosten würde, wenn wir die Pläne jetzt aufgeben würden. Ich hatte mit einem solchen Ausgang des Referendums gerechnet, da es in den letzten Wochen eine umfangreiche Schlammschlacht gab, die von der Bürgerinitiative initiiert wurde. Ich wurde sogar persönlich angegriffen. So wurde beispielsweise behauptet, ich sei bestechlich. Diese Aussagen werden noch Folgen vor Gericht haben.“

Eines sei jedenfalls klar, so Rinnen abschließend: „Wampich ass elo an zwee gedeelt an dorunner wäerte mer nach vill Joren ze knaen hunn …“

de Prolet
27. August 2019 - 15.48

An sou si mer lues a lues awer sécher amgang eise klenge Wunn resp. Liewensraum fir ëmmer ze verschampléieren a kapott ze maachen. E Geschäftsmann an engem verantwortleche politischen Amt ass eng Fehlbesetzung, souwuel op kommunalem wéi op nationalem oder op internationalem Plang. Dat bescht an ofschreckenst Beispill ass den Donald Trump. Bei deenen zielt nëmmen de Goss!

Aender T.
26. August 2019 - 19.14

D'acc mam Christophe. Mee et geet mir net ëm eng "auslännech" Firma, et geet ëm EISE Wunnraum, 2500km2. fir mech, aus der Staat, genau esou wéi ee Minnetsdapp an en Eislécker. An di Leit vun Weiswampach hunn EENDAITECH, egal wien se am Versprieche vu Waat emol gwielt hunn, numol NEEEE NEEE NEEEEEEE gesoot. Wann ech Demokratie richtech verstinn, dann huet de gudde Schefferoot, an den Buergermeeschter ALL OBIGATIOUN fir do lo äppes ganz aanescht ze maachen. Soss brauche mer eis net iwwert Ungarn oder Russland weder Medial, nach um Stammdësch opzereegen. Waat den NIMBY ugeet: et läit alt nees un deem Schefferoot, un deem Buergermeeschter, un deem Minister an wien och ëmmer VUN EIS mandatéier gouf, fir de Leit richteg Zuelen, "Kosten- Nutzen" Rechnungen duerzeleeen. An dann diskutéieren d'NIMBYEN di ALL DEMOKRAT ASS, weider. Alles aanescht as (neoloberal) Diktatur. Act local, think global, feel universal.

Christophe
26. August 2019 - 18.09

entschellegt, mee hei geet et jo wuel em ee bessje mei wei eng Bushaltestell oder iergendeng Kierch. wann iech dat nix ausmecht wann eise Liewensraum verschierbelt gett fir puer Euros, fir dann ausgebeutet ze ginn duerch eng auslaennesch Firma, dann diid dir mir leed.

de Schéifermisch
26. August 2019 - 15.48

Extrem bëlleg! Nët jiddereen huet déi Leit gewielt. Wann sou e fundamentale Projet usteet, deen e ganzt Landschaftsbild an d'Liewensqualitéit vun den Awunner op éiweg Zäiten verännert, wier e Referendum schons ubruecht a noutwendeg. dee geplangten Activity Park geet nëmmen op d'Käschte vun der Ëmwelt. Dann ass ët définitiv eriwwer mat der Rou an der ländlecher Idyll ! Deen sech deem nët bewosst ass, ass kuerzsichteg an handelt onverantwortlech. " Verschwendung ( an dësem Fall vun der Natur ) bringt stets Verdruss ! "

Joëlle
26. August 2019 - 13.39

Fänkt Dir un. Ech si sécher, dir kritt keng 20Leit zesummen. Dat si lauter Nimbyen, déi si géint alles, eng Bushaltestell virun hirer Dir, dem Noper seng nei Garage, dem anere säi Gaardenhaischen, eng Wandmillen, en Telefonspotto, d'Ofrappe vun der Kierch, obschonn se scho 40 Joer net méi dra waren.... Alles Neies ass suspekt a si sinn emol virsiichtshallwer dogéint. Dat kann ee getrouscht ignoréieren.

Christophe
26. August 2019 - 13.03

Wieren d letzebuerger net sou bequem, geife se geint sou ee Projet op d Stross goen, Setzblockaden, friddlich Aktiounen etc... kuckt mol wei et war zu Stuittgart deemols! dee Projet do ass dat allerlescht, mecht vill Natur freckt, asw. Wiert Iech mat Haenn a Feiss! nee zum Suneo Park, mir brauche kee sou ee Bloedsinn!

Joëlle
26. August 2019 - 12.58

Dir hutt déi leit gewielt déi fir iech decidéieren, wann et iech net passt, déi nächste Kéier selwer untrieden. Dat hei gëtt gebaut, dat ass mausgrosécher.

Dingo
26. August 2019 - 9.47

Nein, in WEISWAMPACH setzen sich die Abgewählten zusammen und bilden den Bürgermeister und Schöffenrat wie zuletzt geschehen

Aender T.
26. August 2019 - 7.26

Es ging also über 40 Jahre gut, ohne "Funpark" und ohne "Hotelkomplex", nur wurde die Infrastruktur eben alt. Wieso dann so ein hirnrissiges Projekt? Wieso "Wasserschi", "Jetski" und Beton Beton Beton? Wieso Bodernversieglung, nach so langer Zeit Freiluftrasen? Und wieso in Zeiten von Wasserknappheit und Energieeffizienzbestreben so eine bescheuerte Energievergeudung, für den Bau UND für den Betrieb. Vorher war es ein Naherholungsgebiet für die Leute hier in der Großregion, danach wird es ein Exklusivressort für zahlende Gäste. Was haben denn die Leute hier davon? Steuereinahmen um Plasikwasserflaschen zu kaufen? Vielleicht sollte das Ding einfach gebaut werden...wenn die Sommer dann trockner werden, wird der See auch schrumpfen...dann kann man dort "Schlammschi" laufen...auch im besonders schneereichen zukünftigen Winter. Weiter so, gute Bürger aus Weiswampach! Indignez-vous!

Wester Gust
26. August 2019 - 6.24

Die Spitzen von Politik, sei es Regierung, Chamber oder Schöffenrat sind derart abgehoben und von den Realitäten entfernt, wie sie bei uns es bisher nie gewesen waren. Sie verhandeln, bestimmt nicht ohne Dank, nur mit Investissoren und Promotoren. Das ist eben das Resultat, und der nicht direkt betroffene Wohlstandsbürger schaut unbekümmert zu, und veräppelt zusätzlich noch seine die sich erste Gedanken über unsere Zukunft machen. Bei den letzten Wahlen wurde so gewählt.

Jemp
25. August 2019 - 22.29

Et gett Fäll, wou Politiker perséinlech fir den ugeriichtene Schued missten haftbar gemeet ginn. Zumindest misst et de Leit hei erlabt sinn, den Typ mat sengem Stull aus der Gemeng erauszewerfen.

boufermamm
25. August 2019 - 19.36

Wirklich, gelebte Demokratie! Da wird ein Projekt einfach gegen die Mehrzahl der Bürger durchgezogen. Und da ist Weiswampach bei weitem keine Ausnahme. In so manchen Kommunen, kleine Demokratien, wird über die Köpfe der Bevölkerung hinweg entschieden oder, wie sich ein Bügermeister einer Zentrumsgemeinde auszudrücken pflegt, " regiert ". Und wenn sie nicht abgewählt werden, regieren sie auch morgen und übermorgen, bis zu den nächsten Wahlen.

Jacques Zeyen
25. August 2019 - 18.27

Gelebte Demokratie. Man kann einen "Säckdréier eben erst bei den nächsten Wahlen abwählen.Aber bis dahin hat er seine Schäfchen ins Trockene gebracht. Das ist nicht nur in W-Wampach so.