In Montenegro bringen Enthüllungen eines Ex-Sponsors den Dauer-Regenten Djukanovic in Bedrängnis

In Montenegro bringen Enthüllungen eines Ex-Sponsors den Dauer-Regenten Djukanovic in Bedrängnis
Seit Wochen wird in der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica in Protesten der Rücktritt des Präsidenten gefordert.

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Schon seit über 30 Jahren teilt Montenegros schillernder Dauerregent Milo Djukanovic im Land der Schwarzen Berge die Karten aus. Doch nun bringen die Enthüllungen eines früheren Gefährten und Sponsors den Staatschef in Bedrängnis. Die offenbarten Korruptionsabgründe machen „Zar Milo“ selbst für seine eigene DPS zunehmend zur Belastung.

Von unserem Korrespondenten Thomas Roser, Belgrad

Unzählige Skandale pflastern den langen Weg von Montenegros Dauerregenten Milo Djukanovic. Aber trotz der oppositionellen Dauervorwürfe manipulierter Urnengänge, korrupter Clanwirtschaft und enger Mafiabande hält sich der geschäftstüchtige Chef der regierenden DPS seit fast drei Jahrzehnten auffällig lange und sicher in seinen wechselnden Sesseln.

Ob als Partei-, Regierungs- oder wie nun als Staatschef: Unangefochten teilte „Zar Milo“ bislang im Land der Schwarzen Berge die Karten aus. „Milo, du Dieb“, „Der Staat gehört uns“, skandieren die Demonstranten, die seit Anfang Februar allwöchentlich zu Tausenden über die Straßen der Hauptstadt Podgorica ziehen. Doch es sind weniger die Proteste oder die Rücktrittsforderungen der heillos zersplitterten Opposition, die dem erst 57-jährigen Politfossil zu schaffen machen. Ausgerechnet ein langjähriger Weggefährte bringt Langzeitherrscher Djukanovic mit brisanten Bekenntnissen zunehmend in Bedrängnis: Das langjährige Bugbild der regierenden DPS droht selbst für seine eigene Partei zunehmend zu einer Belastung zu werden.

Seit Wochen wartet der Banker und Geschäftsmann Dusko Knezevic aus dem britischen Exil nach seinem Zerwürfnis mit Djukanovic mit immer neuen Enthüllungen auf, die seinen langjährigen Partner, aber auch die DPS zunehmend in Verlegenheit bringen. So veröffentlichte der Chef und Gründer der Atlas Bank Ende Januar ein Video, das ihn selbst vor den Parlamentswahlen 2016 bei der Übergabe einer illegalen Spende von 97.000 Euro an einen Djukanovic-Vertrauten zeigt.

Seit 25 Jahren habe er „als Sponsor und verborgener Partner“ alle Wahlkämpfe von Djukanovic finanziert, bekannte Knezevic in dieser Woche in einem Interview mit dem serbischen TV-Sender N1.

Konkrete Beweise

Das „Schutzgeld“ habe er bezahlt, um von der Regierungspartei die Zustimmung und Unterstützung für seine geschäftlichen Aktivitäten zu erhalten: „Es gibt keinen einzigen Geschäftsmann in Montenegro, der Milo Djukanovic und seiner DPS nicht Schutzgelder bezahlt oder sich verdeckt an einer seiner Firmen beteiligt hat.“

Neu ist der Vorwurf mafiöser Machenschaften gegen Djukanovic nicht, aber erstmals von einem früheren Kompagnon mit konkreten Beweisen belegt. Hatte Djukanovic seinen Ex-Sponsor zunächst als „Lügner“ bezeichnet, hat der Staatschef mittlerweile eingeräumt, dass seine DPS Spenden und die Unterstützung von Geschäftsleuten bei Wahlen erhalten habe. Auch die Behauptungen des Bankenchefs, dass der Präsident auf Zypern eine Offshore-Firma gegründet habe und sich von Geschäftspartnern teure Fernreisen finanzieren lasse, hat der unter Druck geratene Djukanovic mit Verzögerung inzwischen bestätigt, weist aber den Vorwurf der Schutzgelderpressung zurück: Die Unternehmer hätten stets freiwillig bezahlt.

Montenegros Justiz hat inzwischen Ermittlungen eingeleitet – allerdings nicht gegen Djukanovic, sondern gegen Knezevic wegen des Verdachts von Geldwäsche. Dennoch beginnt nach Ansicht heimischer Analysten der jahrzehntelang unangefochtene Thron von Zar Milo auch parteiintern erstmals zu wackeln. Angeblich soll Brüssel auf einen Wachwechsel an der DPS-Spitze durch den relativ unbelasteten Premier Dusko Markovic drängen. Djukanovic sei „ein Herrscher, der der Vergangenheit angehört“, so der frühere britische Botschafter in Jugoslawien, Sir Ivor Roberts, in Politico: „Es wird Zeit, dass er geht.“