In Luxemburg wird vieles immer besser – statistisch gesehen

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Früher war alles besser. In Luxemburg stimmt das nicht. Die Zahlen zeigen: Manches ist über die Jahre auch besser geworden.

Luxemburg versinkt im Stau. Jeden morgen platzen die Autobahnen aus allen Nähten. Man fragt sich, wohin all diese Menschen wollen, denn Arbeit findet längst niemand mehr. Auch die einst schöne Natur ist längst zerstört und die Wohnungspreise sind so hoch, dass nur noch Superreiche innerhalb der Landesgrenzen wohnen können. Nach Luxemburg kommt man nur noch zum Tanken und zum Zigarettenkaufen. Alles andere ist so teuer geworden, dass selbst jemand, der in Luxemburg arbeitet, es sich nicht mehr leisten kann, in Luxemburg einzukaufen. Wer einkaufen geht, fährt nach Deutschland oder Frankreich.

Ganz so dramatisch ist es natürlich nicht. Luxemburg hat einen Lebensstandard, der weltweit seines gleichen sucht und Probleme, von denen viele nur träumen können. Im Folgenden wollen wir auf die Bereiche Wirtschaft, Soziales, Sicherheit, Umwelt, Gesundheit und Digitalisierung eingehen und die Zahlen und Fakten unter die Lupe nehmen.

 Wirtschaft

Luxemburg ist eines der reichsten Länder der Welt. Das Pro-Kopf-Einkommen ist so hoch wie kaum irgendwo sonst. Laut Statec lag das Bruttoinlandseinkommen 2016 pro Kopf bei 92.900 Euro. Das Wirtschaftswachstum lag bei 2,3 Prozent. Das ist weit unter den 8,4 Prozent von 2004, aber auch mehr als die -4,4 von 2009. Zuletzt gingen allerdings überdurchschnittlich viele Unternehmen in Luxemburg pleite. Die Zahl der Insolvenzen lag laut Creditreform im ersten Halbjahr 2018 bei 611. Eine Steigerung von deutlichen 33,70 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Einen Großteil machen ältere Unternehmen (mehr als fünf Jahre) aus.

 Soziales

Die Arbeitslosenquote hat in den vergangenen Jahren stetig abgenommen. Vor allem ältere und gering Qualifizierte fanden Arbeit. Im letzten Monat lag sie bei 5,5 Prozent. Das mag hoch klingen. Aus den 90ern sind wir Arbeitslosenquoten von unter 3 Prozent gewohnt. 2001 erreichte sie mit 2,2 Prozent einen historischen Tiefstand. Doch noch im Mai 2014 hatte die Quote bei 7,2 Prozent gelegen. In der Amtszeit der Gambia-Regierung ist die Arbeitslosenquote also um einiges gesunken – womit noch keine Kausalität bewiesen ist.

Mit dem Mindestlohn geht Luxemburg einen Weg, den weltweit nur wenige Länder gehen, den mit Deutschland aber nun auch eine der wichtigsten Volkswirtschaften weltweit eingeschlagen hat. Luxemburg hat nach Australien den höchsten Mindestlohn des Planeten. Brutto 2.048,54 Euro monatlich.

Zudem sind die Einkommen in Luxemburg nach Sozialtransfers relativ gleich verteilt. Der Gini-Koeffizient bei den Einkommen beträgt 0,31 – nachdem er jahrelang zwischen 0,285 und 0,295 stagniert hatte. Der Gini liegt immer zwischen 0 und 1. Je tiefer er ist, umso gleicher die Verteilung. Zum Vergleich: Der deutsche Einkommens-Gini liegt laut OECD seit Jahren bei um die 0,3. Der Gini der USA liegt bei rund 0,5.

In Luxemburg gelten Menschen als armutsgefährdet, die weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens verdienen. Medianeinkommen bedeutet, dass genau 50 Prozent der Einkommen über und 50 Prozent unter diesem Betrag liegen. In Luxemburg liegt die Einkommensgrenze, unter der eine Person von Armut gefährdet ist, bei 1.691 Euro im Monat (Stand 2016).

Laut Statec sind 16,5 Prozent der Einwohner Luxemburgs von Armut gefährdet. 2003 waren es 11,9 Prozent. Vor allem junge Menschen unter 24 sind gefährdet.
Sozialtransfers spielen eine große Rolle dabei, um das Armutsrisiko zu verringern. Würden Sozialtransfers (außer Renten) abgeschafft, dann wären 27,1 Prozent der Menschen von Armut bedroht.

 Umwelt

Die Zahl der installierten Leistung bei den erneuerbaren Energien ist in den Jahren 2000 bis 2016 extrem gestiegen: Wasserkraft von 866,62 auf 1.528,00 GWh, Windkraft von 24,74 auf 101,00 GWh, Fotovoltaik von 0,04 auf 100,00 GWh. 2018 ist das erste Jahr, in dem es in Luxemburg öffentliche Ausschreibungen für Solaranlagen gab.

Laut Umweltministerium geht die Biodiversität in Luxemburg seit 40 Jahren zurück. Als Grund dafür nennt das Ministerium die Entwicklung von Siedlungen und die Intensivierung der Landwirtschaft. 2016 waren 85,1 Prozent der Gesamtfläche des Landes Acker und Wälder. 9,8 Prozent waren bebaute Fläche. Im Jahr 2000 waren es laut Statec noch 87,4 Prozent Acker und Wälder und nur 8,1 Prozent bebaute Fläche.

Die blau-rot-grüne Regierung hat in den vergangenen Monaten eine ganze Reihe Gesetze verabschiedet oder noch auf den Instanzenweg gebracht, die die Umwelt besser schützen sollen, darunter ein neues Umweltschutzgesetz und ein Waldgesetz.

 Sicherheit

Trotz vieler Schreckensmeldungen: In Luxemburg sterben relativ wenige Menschen bei Verkehrsunfällen. Im letzten Jahr wurden 1.272 Menschen bei Verkehrsunfällen verletzt. Im gleichen Zeitraum sind 25 Person auf den Straßen Luxemburgs ums Leben gekommen. Kein Vergleich zu 1970. Damals waren zwar weniger Autos auf den Straßen unterwegs, doch es gab auch noch keine Airbags und keine Gurtpflicht. Laut Statec starben damals 132 Menschen auf Luxemburgs Straßen. 2.367 Menschen wurden bei Verkehrsunfällen verletzt.

Im letzten Jahr wurden der Polizei 3.617 Gewalttaten gegen Personen gemeldet. Im Jahr 2000 waren es der amtlichen Statistikbehörde zufolge 1.269. Damit wächst die Zahl der festgestellten (!) Gewalttaten gegen Personen schneller als die Population. In Luxemburg gab es 2017 laut Statec 3.465 Einbrüche. Rund 57 Einbrüche pro 10.000 Einwohner. Das ist im direkten Vergleich mit dem Nachbarland Deutschland viel. Dort gab es im letzten Jahr nur rund 14 Einbrüche pro 10.000 Einwohner. Die Kriminalstatistik weist allerdings in den meisten Kategorien hohe Schwankungen auf. Die Zahl der Einbrüche, Autodiebstähle, Vandalismus usw. fällt und steigt in manchen Jahren mal mehr und mal weniger.

Besonders beliebt in letzter Zeit sind Fahrräder. In der ersten Jahreshälfte 2017 interessierten Diebe sich plötzlich für die Drahtesel. Die Zahl der gemeldeten Fahrraddiebstähle stieg um 73,86 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Diebstähle sei bereits in den vorherigen Jahren gestiegen und sei mit der zunehmenden Beliebtheit dieser Art, sich fortzubewegen, zu erklären. Insbesondere die Zahl der E-Fahrräder habe in Luxemburg rapide zugenommen.

 Digitalisierung

Luxemburg verfügt über ein weit ausgebautes Glasfasernetz. Fast im ganzen Land gibt es Breitband-Internetzugang. 2016 verfügten laut Statec 97 Prozent der Haushalte über einen Internetanschluss. Einige der größten Internetkonzerne habe eine Zentrale – und zwar nicht nur einen Briefkasten – in Luxemburg. Amazon.com etwa ist mittlerweile einer der größten Arbeitgeber des Landes. Das Land verfügt zudem über eine große Zahl an Datenzentren der höchsten Güteklasse. In Luxemburg wird außerdem kräftig geforscht, sei es an Robotern oder an künstlicher Intelligenz.

 Gesundheit

Luxemburg ist eines der sichersten Länder der Welt für junge Menschen. Die Menschen in Luxemburg entgehen dabei einer ganzen Reihe von Todesursachen, die in vielen Teilen der Erde noch immer gang und gäbe sind. So etwa Todesursachen in Verbindung mit Schwangerschaften und vermeidbare Krankheiten wie Tuberkulose, parasitäre Krankheiten wie Malaria oder Durchfall. Das hat der Guardian bei der Analyse von statistischen Daten der World Health Organisation (WHO) festgestellt. Demnach ist lediglich Zypern ungefährlicher für Leib und Leben der Jugendlichen (15 bis 29 Jahre) als das Großherzogtum.

Laut Statec gab es 2016 in Luxemburg nur neun Fälle von Aids, 29 Fälle von Tuberkulose und 49 Fälle von Hepatitis C.

Todesursache Nummer eins bei jungen Menschen in Luxemburg sind Verkehrsunfälle – von denen es im weltweiten Vergleich sehr wenige in Luxemburg gibt. 2016 gab es in Luxemburg 1.683 praktizierende Ärzte. 2000 waren es noch 938.

Zusammengefasst könnte man sagen, dass Luxemburg ein Land ist, in dem verhältnismäßig viel eingebrochen wird und viele Fahrräder gestohlen werden, es dafür aber schnelles Internet, viele Ärzte und immer mehr erneuerbare Energien gibt. Das Armutsrisiko steigt, dafür gibt es wenige Verkehrstote. Luft nach oben besteht immer.

Rayz
29. August 2018 - 18.48

Top

Reiches Land, arme Bürger
28. August 2018 - 22.33

Des vielen Geschreibsels kurzer Sinn: In Luxemburg kann man von ehrlicher Arbeit kaum noch leben und schon gar nicht wohnen. Eine Rente von 3000€ (und das ist nicht die kleinste) reicht nicht mal fürs Altersheim. Da wird gleich das Häuschen beschlagnahmt, für die Kinder bleibt da nichts. Meine Frau meint, wir täten besser daran, schnellstens zu sterben. Die Kinder wohnen, mit Universtätsdiplom und sattsam beneideter Stelle beim Staat, im Ausland. Das ist Luxemburg.

Nomi
28. August 2018 - 16.38

"Das Pro-Kopf-Einkommen" geleisted durch "Résident + Frontalier" wird durch nur "Résidents" geteilt. Sicher dass ein hoher Wert raus kommt ! Wei bei all Statistik get hei emmer de selweschten Fehler gemach !

Grober J-P.
28. August 2018 - 12.33

Luxemburg ist eines der reichsten Länder der Welt. Das Pro-Kopf-Einkommen ist so hoch wie kaum irgendwo sonst. Laut Statec lag das Bruttoinlandseinkommen 2016 pro Kopf bei 92.900 Euro. Sehr anständig, leider gehören viele nicht zu dieser Einkommenskategorie. 1.683 praktizierende Ärzte. Wenn ich einen Termin beim Facharzt beantrage dauert es immer länger, kommt mir vor als gäbe es weniger Ärzte.

Norbert Muhlenbach
28. August 2018 - 11.56

@Laird Glenmore, Sie haben die Situation sehr gut und politisch korrekt beschrieben.

Laird Glenmore
28. August 2018 - 10.49

Es wird alles nur schön geredet, in Luxemburg gibt es viele Arbeitslose weil man lieber billige Arbeitnehmer aus dem benachbarten Ausland holt oder Fertigungsstraßen " Digitalisiert " was dazu führt das Mitarbeiter entlassen werden, laut angeblicher Statistik leben viel Luxemburger an der Armutsgrenze, Luxemburger gehen nach Frankreich, Belgien oder Deutschland wohnen weil dort die Mietpreise und Kaufpreise für Immobilien billiger sind. Große Firmen wie Amazon oder eBay würden doch gar nicht nach Luxemburg kommen wenn sie nicht von Seiten der Regierung Steuervorteile versprochen bekämen, die Luxemburger werden steuerrechtlich beklaut um den ausländischen Firmen die Vergünstigungen zu präsentieren, was ist das für ein Land das mehr für Ausländer macht als für die eigenen Leute ( außer den reichen Luxemburgern ). Gesundheitswesen ist fantastisch, da kann man nicht meckern. Leider muß man aber auch sagen das in Luxemburg eine " Clübchen Politik " herrscht, so wie auch in anderen Bereichen eine sogenannte Vetternwirtschaft an den Tag gelegt, andere Dinge werden auf Grund von Beziehungen einfach unter den Teppich gekehrt. Fazit : Es ist nicht alles Gold was hier in Luxemburg glänzt, es gibt noch viel zu tun.

zeyen@pt.lu
28. August 2018 - 9.45

Mit Statistik lässt sich alles beweisen-sogar das Gegenteil. Also am besten mit dem Auto (nicht mit dem Fahrrad) nach Luxemburg kommen,dort eine Arbeit finden(hoher Lohn-siehe Arztdichte),aber nicht dort wohnen(zu teuer und Einbruchsgefahr) usw.