In Fentingen hat ein alter Hof eine vielversprechende Zukunft

In Fentingen hat ein alter Hof eine vielversprechende Zukunft

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Nach den Plänen des Architektenbüros Jean Petit entsteht an der Bettemburger Straße in Fentingen die neue Musikschule der Gemeinde Hesperingen. Für den Bau, der kurz vor der Fertigstellung steht, wurde zu weiten Teilen die Substanz des ehemaligen Gehöfts „An Dennemeyesch“ genutzt.

Im „Buet 03 / 2018 / N°33“ der Gemeinde Hesperingen beschäftigt sich Roland Schumacher von den „Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper“ mit dem Gehöft, dessen Ursprünge nachweislich bis mindestens ins 18. Jahrhundert zurückreichen sollen.

Laut seinen Recherchen handele es sich dabei um den bereits 1641 erwähnten einstigen Hof „Meisch“ oder „Meiers“. Schumacher schreibt weiter: „Laut Kataster der österreichischen Kaiserin Maria Theresia war der Meyer(s)hof 1766 der achtgrößte der 15 landwirtschaftlichen Betriebe der Herrschaft Mersch in Fentingen (als Heiratsgabe war Fentingen um 1310 von den Herren von Rodenmacher an Mersch gelangt), was den Grundwert und die jährlichen Einnahmen anbelangt.“

Mehrfach umgebaut und vergrößert

Hochzeitsfoto der Namensgeber aus dem Jahr 1909
Jean Dennemeyer aus Biwingen und Catherine Kaysen aus Fentingen mit ihren Gästen

Im Laufe der Jahrhunderte sei das Anwesen mehfach vergrößert und umgebaut worden. In den Jahren 1816 und 1817 sei so der Wohntrakt zur rechten Seite erneuert worden. Das diesbezüglich letzte, größere Projekt war der Anbau ganz links, der im Jahr 1875 errichtet worden sein soll.

Über das weitere Schicksal des Gehöfts und seinen auch heute noch geläufigen Namen „An Dennemeyesch“ heißt es im „Buet“ weiter: „Durch Erbschaft und Verkauf gelangte der Besitz an die Familie Metzler und später an die von der Fentinger Bannmühle stammende Familie Kaysen. Die kurzzeitig in die USA (1849-1855) emigrierte Familie Kaysen-Stoffels erwarb Ende 1855 den späteren Hof ‚Scholer‘ gegenüber der Kirche und tauschte diesen 1862 mit der Familie Metzler zuzüglich einer größeren Geldsumme gegen den ‚Meyeschhof‘ ein.

1909 heiratete Jean Dennemeyer aus Biwingen in die Kaysen-Familie ein und übernahm den Hof in Fentingen, der daraufhin den Namen ‚Dennemeyesch‘ erhielt.“

Von der Familie Dennemeyer sei der Hof, so Schumacher weiter, schließlich an die aus den Niederlanden stammende Familie Bertha und Pierre Dielissen-Philipsen übergegangen, die das Anwesen ab 1960 pachteten und deren jüngste Tochter Gerti und ihr Mann Ad. de Jong es 1997 „à fonds perdu“ erwarben.

2004 verkaufte die Familie das Gehöft an den „Fonds pour le développement du logement et de l’dabitat“ und 2014 gelangte es, durch einen Tauschakt, in den Besitz der Hesperinger Gemeinde.

„Vorgaben akribisch eingehalten“

Im Herbst 2016 begannen die Um- und Ausbauarbeiten des einstigen Bauernhofs. Man habe akribisch auf die Vorgaben geachtet, die bestehende Substanz weitestgehend zu erhalten, erklärt Ivica Repusic, Verantwortlicher in Sachen öffentliche Bauten der Gemeinde Hesperingen. So wurden u.a. die Außenmauern in das Projekt mit einbezogen, während im Innern einzelne Trennwände entfernt und wieder anders aufgebaut wurden. „Das Projekt besteht aus drei Teilen: dem einstigen Wohnhaus, der Scheune und einem Nebengebäude.“

Im früheren Wohnhaus sind im Erdgeschoss vier kleinere Räume, die dem Individualunterricht vorbehalten sein werden, entstanden. Im ersten Stock gibt es Unterrichtssäle, die aber auch von den lokalen Gesangsvereinen genutzt werden können. Im zweiten Stock schließlich wurde ein 110 Quadratmeter großer Saal eingerichtet. In der einstigen Scheune sind im Erdgeschoss zwei Säle entstanden – zusammen ebenfalls 110 Quadratmeter. Hier gibt es unter anderem auch die Sanitäranlagen. Im ersten Stock entstanden zwei Säle für „Solfège“. Im Nebengebäude schließlich fanden im Erdgeschoss der Technikraum und ein Saal für den „éveil musical“ Platz. Darüber entstand ein weiterer 70 Quadratmeter großer „Solfège“-Saal. Insgesamt wurden 5,5 Millionen Euro investiert.

 

roger wohlfart
14. August 2018 - 18.56

Es geht doch! Alte, oft historische Bausubstanz zu erhalten, instandzusetzen und mit neuzeitlicher Architektur zu verbinden. Es müssen nicht immer gleich prunkvolle und grosskotzige, moderne Neubauten sein, die nicht ins gesamte Dorfbild passen und mit denen sich ihre Erbauer zu Lebzeiten ein Denkmal setzen wollen. Fentingen ist ein gutes Beispiel dafür, dass es auch anders geht.