In der Philharmonie feiert Luxemburg seine Bürger und seine Werte

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Der offizielle Teil des Nationalfeiertages fand am Samstagmorgen in der Philharmonie statt. An der zivilen Zeremonie nahmen Vertreter aus der aktiven Gesellschaft sowie Regierungsmitglieder und Abgeordnete teil. Einer der Höhepunkte war die Verleihung des „Chevalier Ordre de la Couronne de chêne“ an fünf Mitbürger, die durch ihren selbstlosen Einsatz das Leben anderer retteten.

Von Laurent Graaff

Die feierliche Zeremonie begann um Punkt 10 Uhr in Präsenz der großherzoglichen Familie und zu den Klängen des Wilhelmus. Premierminister Xavier Bettel ging in seiner Ansprache auf den Alltag der Menschen in Luxemburg ein, die sich stets vorbereiten würden. Bei der Arbeit, in der Schule und/oder im privaten Bereich. In einer Zeit, in der der Extremismus in Europa erneut aufkomme, sei es wichtig, denen zuzuhören, die durch die Erlebnisse des Zweiten Weltkriegs geprägt wurden. Und es gelte, Werte wie Respekt und Toleranz hochzuhalten – sowohl in Luxemburg als auch in der EU.

Anschließend ergriff Chamber-Präsident Mars Di Bartolomeo das Wort. Der Erste Bürger des Landes blickte auf eine Initiative zurück, die er einst als Bürgermeister in Düdelingen erlebt hatte: Eine Reihe von jungen Menschen setzte sich damals für den Skaterpark in der „Forge du Sud“ ein. „Déi jonk Leit hu sech net domadde begnügt, fir ze jéimeren, ze kritiséieren an anerer fir hire Problem verantwortlech ze maachen, mee si hu sech zesummegedoen a sech an engem participative Prozess engagéiert“, so Mars Di Bartolomeo. Ein partizipativer Prozess, an dem die Bürger teilnehmen, und Politiker, die zuhören, ihr Handeln erklären und sich Zeit nehmen. Das sei es, was das Land benötige.

Ehrungen für selbstlosen Einsatz und Verdienste um die Sprache

Nach einem musikalischen Intermezzo der Sopranistin Claudia Moulin-Galli wurden verschiedene Mitbürger ausgezeichnet, die durch ihren selbstlosen Einsatz Mitmenschen das Leben gerettet haben. Darunter auch David Urbing, Jérémy Frank und Filipe Luis, die an Heiligabend 2017 in Elvingen eine Familie aus einem brennenden Haus evakuierten.


Die beiden Tischtennisspielerinnen des DT Bech-Kleinmacher Carole Gloden und Lynn Harpes retteten indes ihrem Mitspieler Jean-Marie Linster, der bei einem Meisterschaftsspiel einen schweren Herzinfarkt erlitten hatte, durch Erste-Hilfe-Maßnahmen das Leben. Ausgezeichnet wurden auch Robert Glaesener, Christophe Folschette und Thibaut Britz, die Gründer des Start-ups Talkwalker.

Im Anschluss daran trug Anise Koltz, die diesjährige „Prix Goncourt de la poésie“-Preisträgerin, ein Gedicht vor. Die 90-jährige Dichterin und Alain Atten wurden für ihre Verdienste um die Luxemburger Sprache ausgezeichnet – genauso wie Professor Michel Goedert, Forscher im Bereich der Alzheimerkrankheit, und Marcelle Walch, seit 1998 Direktionsbeauftragte bei SOS Détresse und seit 2015 bei SOS Radicalisation.

Echte Solidarität – und falsche „Wahrheiten“

Im Anschluss daran ergriff Großherzog Henri das Wort. Der Staatschef ging zunächst auf die große Solidarität ein, die sich bei den rezenten Überschwemmungen gezeigt habe, und anschließend auf die anstehenden Parlamentswahlen, die einer der Hauptbestandteile unserer Demokratie seien. Großherzog Henri blickte zudem auf unsere moderne Kommunikationsgesellschaft, die uns tagtäglich mit Informationen bombardiere, die nicht immer richtig seien.

„Si verleet dozou, oft do mussen ze vereinfachen, wou mer méi Erklärung a méi Zäit bräichten, fir komplizéiert Zesummenhäng besser ze verstoen“, so Großherzog Henri. In dem Zusammenhang wies der Staatschef auch auf die Rolle der Medien hin, die insbesondere bei der anstehenden Wahlkampagne in Bezug auf die Meinungsbildung entscheidend seien. Das Staatsoberhaupt schloss mit den Worten „Vive Lëtzebuerg an engem vereenten Europa!“