Kartenspiel soll Luxemburger Kneipen helfen

Kartenspiel soll Luxemburger Kneipen helfen

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Café Pacha in der Hausnummer 156 in der hauptstädtischen Avenue du X Septembre. Freitag um 10 Uhr. Der Ort hätte nicht besser ausgewählt sein können, um diese Aktion vorzustellen. Handelt es sich doch beim „Pacha“ um das, was man gemeinhin als Kultkneipe bezeichnen kann. Worum geht es? Horesca-Präsident Alain Rix erklärt: „Wir wollen, dass unsere Cafés und Kneipen wieder mehr zu sogenannten ‚Lieux de rencontre‘ werden, wo man hingeht, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen.“

Das Gesellige soll wieder in den Mittelpunkt rücken, so Rix weiter. Deshalb kamen die Verantwortlichen der Horesca auf die Idee, ein Kartenspiel zu entwerfen, gemeinsam mit zwei Mitgliedern der Vereinigung „Spillfabrik“. Das neue Kartenspiel, zu dem auch zwei Würfel gehören, trägt den Namen „Up & Down“.

In Zukunft sollen in den Luxemburger Kneipen und Cafés, so wie einst, wieder Karten gedroschen werden. Doch nicht nur das: In den „Wëllkomm“-Cafés sollen Spieleabende organisiert werden, wie Horesca-Generalsekretär Francis Koepp unterstreicht: „In den Kneipen wurde ja früher ebenfalls ‚social networking‘, wenn auch in einer völlig anderen Form wie wir es heute kennen, betrieben. Unsere Gesellschaft benötigt aber eher die reale anstatt die digitale Kommunikation. Das Menschliche wird immer wichtiger. Gegenwärtig ist es aber leider oft so, dass Kunden mit dem Handy dort hocken oder Fernsehen schauen.“ Das sei konträr zur eigentlichen Rolle von Cafés, deren Zweck es sei, Menschen zusammenzuführen und sprichwörtlich an einen Tisch zu bringen.

„Wir hoffen, dass die Idee mit dem Kartenspiel gut ankommt“, so Koepp weiter. Ihm bereitet die Tatsache, dass besonders im ländlichen Raum immer mehr Cafés ihre Türen schließen, reichlich Kummerfalten. Deshalb habe man sich als Horesca auch in der Verantwortung gesehen, etwas zu unternehmen. So wie vor vier Jahren mit der Initiative der „Wëllkomm-Cafés“. Diese Zertifizierung beinhaltet unter anderem spezifische Maßnahmen in Sachen Empfang der Kunden. Zudem geht es auch darum, nationale und regionale Produkte zu promovieren. Im Rahmen der „Wëllkomm“-Initiative können Betriebe, ihre Kundschaft sowie ihr Service gezielt unter die Lupe genommen werden.

Staatliche Beihilfen

Staatssekretärin Francine Closener (LSAP) beglückwünschte die Horesca für diese neue Initiative und unterstrich dabei, dass es nicht die Aufgabe von Gemeinden und Genossenschaften sein könne, dem europaweit grassierenden Kneipensterben Einhalt zu gebieten. „In dem Zusammenhang kann ich zudem sagen, dass wir vorhaben, die Cafés und Kneipen finanziell zu unterstützen. Das neue Gesetzesprojekt, das die finanziellen Beihilfen für kleine und mittelständische Unternehmen betrifft und neu regelt, ist nicht nur auf dem Instanzenweg, sondern wird auch für Cafés und Kneipen geöffnet. Bislang waren die eigentlich ausgeschlossen im Gegensatz zu den Restaurants.“

Die Grenzen zwischen Restaurant und Cafés, die ein Tagesgericht anbieten, seien aber mehr und mehr am Verschwinden. Deshalb, so Closener, kommen demnach auch Cafés und Kneipen in Zukunft in den Genuss dieser staatlichen Beihilfen. Und das werde ebenfalls zu einer besseren Qualität der Kneipen beitragen, ist sich Closener sicher. Ambiente und Qualität müssen stimmen. Nur so könne auch die „Software“, die Atmosphäre also, dem Kunden behagen. Und Spieleabende könnten in ihren Augen in vielen Lokalen für eine neue Dynamik sorgen.

Mittlerweile tragen 90 Cafés und Kneipen hierzulande das Label „Wëllkomm-Café“. 90 von knapp 1.000 Cafés und Kneipen, die hierzulande existieren. Tendenz steigend. Im Jahr 1985 gab es im Übrigen noch 1.647 Gaststätten. So viel zu den nackten Zahlen in Sachen Kneipensterben hierzulande. Ein Wort noch zum Kartenspiel an sich: Es wurde über zwei Jahre hinweg von Jens Merkl und Jean-Claude Pellin von der bereits erwähnten Vereinigung „Spillfabrik“ entwickelt. Die Auflage des Kartenspiels beträgt 1.000 Exemplare.

René Charles
7. Mai 2018 - 9.54

D'Politik soll sech bekëmmeren ëm Gesetzer a Reglementer déi vun de Cafetiers sollen agehale gin: kaum ee Bistro dee keen Iessen mecht fir Réceptio'unen, Kommio'unen, Konveniater asw. komplett ouni Berechtegung an Kapazité'it an der Kichen. Vun Hygiene nët ze schwetzen. Vill Restaurants beschäftegen Schwarzarbechter; munnech Café/Resto beschäftecht all puer Méint neit Personel wat Famill oder wäitleefech Famill as. Duerno gesäit een verschiddener vun deenen nëmmen spadséire goen....... Politiker sollen hir Kontrolleren an de Ministèren op Trab haalen an sech an engem Waljoer aus de Bistroen eraushalen.

Jemp
6. Mai 2018 - 12.40

Und deshalb spielen sie zu Hause Karten, trinken ein Bier und rauchen dabei eine Zigarette.

DanV
6. Mai 2018 - 12.31

Das echte Café-Leben wurde mit dem Rauchverbot abgetötet. Als man es einführte, glaubte man, die Raucher würden dann eben nicht rauchen und es würden mehr Nichtraucher in die Cafés kommen. Worauf man nicht gefasst war: Nichtraucher, die sich wirklich am Rauch störten, waren und sind in der Minorität und können keine Cafés füllen. Die Raucher sind einfach nicht mehr gekommen. und mit ihnen sind unerwartet auch die nichtrauchenden Freunde der Raucher aus den Cafés verschwunden. Die machen jetzt alle Party zuhause, ohne Handy/Fernseher. Die einzigen Cafés, wo noch was los ist, sind die mit Raucherzimmer oder -Terrasse. Die herabgesetzte Promillegrenze hat das ihrige dazutgetan. Mit dem Rauchverbot hat man die Kneipiers zu "Gesundheitswächtern" wider Willen gemacht, die aktiv ihren eigenen Untergang betreiben. Also eigentlich gerecht, dass sie dafür zumindest Hilfen vom Staat bekommen. Beides, Rauchverbot und weniger Alkohol, sind zweifellos sinnvoll. Aber Kneipen sind keine Bioläden. Man darf sich nicht wundern, dass eine Tradition abstirbt, denn der Sinn des Cafés (sich gemütlich zusammensetzen, reden, und dabei seine kleinen Laster ausleben) wurde per Dekret ausser Kraft gesetzt. Ich wünsche allen Beteiligten, dass das Kartenspiel dem Café einen neuen Sinn gibt.

Peter Mutschke
6. Mai 2018 - 10.31

Es wundert nicht daß die Kneipenkultur nur noch ein Schattendasein fristet.Waren es in den 70er Jahren die Video Geräte die die Menschen zu Hause gehalten haben waren es später die rasant steigenden Wohn-und andere Kosten.Wohnen,Kleidung,Urlaub usw.lassen immer weniger im Portemonnaie.Dazu kommt der steigende Leistungsdruck.Wer kann es sich leisten nach einigen Humpen am nächsten Tag verkatert zur Arbeit zu kommen. Trotzdem sollte man die Kneipe weiterhin als gesellschaftliches Kulturgut erhalten.

Lodiblo
6. Mai 2018 - 9.47

Das Volk soll Abends ausschlafen um am Morgen fit auf der Arbeit zu erscheinen. Kneipen sind für Pensionäre und denen sind die heutigen Preise zu hoch.