Holtz und Turpel treffen im Luftikus-Duell aufeinander

Holtz und Turpel treffen im Luftikus-Duell aufeinander

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Ein Foto aus dem Jahr 2003: Beim Pokalfinale zwischen Ettelbrück und Grevenmacher standen Kevin Holtz und David Turpel bereits auf dem Rasen im Stade Josy Barthel. Aus den Ettelbrücker Einlaufkindern sind Leistungsträger der Etzella und Düdelingen geworden. Am Sonntag treffen die beiden „Luftikusse“ erstmals selbst im Finale der „Coupe de Luxembourg“ aufeinander.

Von Christelle Diederich und Dan Elvinger

An die gemeinsame Kindheit im „Däich“ erinnert sich Kevin Holtz gerne: „Als Kinder gehörten wir beide zu den „Luftikussen“, denen alles ein bisschen egal war. Aber wir zwei haben uns in dieser Hinsicht klar verbessert“, lacht der Ettelbrücker Kapitän. In der Tat sind beide heute nicht mehr aus dem Stammpersonal ihrer jeweiligen Teams wegzudenken. Es sind übrigens die beiden einzigen Spieler der damaligen Jugendmannschaft, die heute in der BGL Ligue spielen.

Der Düdelinger Angreifer hat nach wie vor eine besondere Verbindung zur Etzella und seinem Kumpel Holtz: „Kevin und ich kennen uns gut, sind zusammen aufgewachsen. Heute sehen wir uns nicht mehr so oft, aber es ist immer wieder schön, mit ihm zu reden. Deshalb freut es mich auch ungemein, dass er jetzt für die Nationalmannschaft berufen wurde.“ Seinen Karrieresprung hat Turpel einigen guten Seelen bei seinem ersten Verein zu verdanken: „Es gibt viele Leute im Klub, die viel für mich getan haben. Einen Einzelnen hervorzuheben, wäre ungerecht. Ich bin ihnen allen sehr dankbar. Durch sie wurde ich der Dave, der ich heute bin.“

Luc und Luc

Sowohl dieser Dave als auch Kevin Holtz waren als Kinder begeisterte Zuschauer, mit ganz großen Vorbildern. „Mein Vater war einer davon. Und Fons Leweck. Die Offensivspieler stechen einem in der Jugend deutlich mehr ins Auge“, blickt der Sohn des Nationaltrainers zurück. Das Idol von Turpel stammte aus der gleichen Generation: „Luc Mischo war mein Held. Er hat ab und zu mit mir nach den Spielen aufs Tor geschossen. Während einer ganzen Saison habe ich ihn wegen eines Trikots angebettelt. Nach dem Finale habe ich es bekommen. Obwohl meine Trikotsammlung heute sehr groß ist, hat dieses Trikot noch immer einen Ehrenplatz.“

Als vor 16 Jahren das besagte Foto entstand, war für die beiden Youngsters schnell klar, mit wem sie ins Stade Josy Barthel einlaufen würden: „Ich habe mich nach vorne gemogelt, sodass ich mit Luc Mischo einlaufen konnte“, schmunzelte Turpel. Für Holtz dagegen war es die „logischste Verbindung“, diesen Moment mit seinem persönlichen Helden zu erleben. „Es war ein schönes Erlebnis vor den vielen Zuschauern, die gute Stimmung gemacht haben, zusammen mit den Großen ins Stadion einzulaufen“, fügte Turpel hinzu.

Ein Highlight 

Dieses Gefühl erlebt Holtz am Sonntag zum ersten Mal als Spieler. Was für Turpel zur Routine geworden ist, bedeutet dem Zehner enorm viel: „Für mich, und ich kann da für jeden im Team sprechen, wird es ein Highlight werden.“ An der Vorbereitung haben die Nordstädter nichts verändert, das Thema Europapokal wurde nur scherzhaft erwähnt: „Wir haben nichts zu verlieren. Es ist wahrscheinlich ein klein wenig mehr Anspannung vorhanden als sonst. Wir haben uns fürs Finale qualifiziert, das bedeutet, dass wir nicht so viel falsch gemacht haben.“

Wie man’s macht, das weiß sein Vater Luc Holtz bestens. 1993 und 1994 holte dieser den Pokal mit Beggen, 2001 mit Ettelbrück. Eine Anlaufstelle für Last-minute-Tipps ist das allerdings nicht: „Wir haben nicht darüber geredet. Er kann mir ohnehin nicht helfen“, lacht Kevin Holtz.

Rollen sind klar verteilt

In den drei Begegnungen, in denen sich die Endspiel-Protagonisten im Laufe ihrer Karriere gegenüberstanden, gab es jedes Mal das bessere Ende für Turpel. Holtz und Co. erwartet viel Arbeit: „Sie werden den Ton angeben wollen. Wir dürfen uns nicht zu sehr in unsere Hälfte drängen lasen. Es wird wohl schwer werden, zu verhindern, dass sie deutlich mehr Ballbesitz haben. Wir sind allerdings auch eine Mannschaft, die gerne den Ball hat und das Spiel sauber und gepflegt von hinten aufbaut und kontert.“

Die Rollen sind auf dem Papier ohnehin klar verteilt, doch der Meister ist gewarnt: „Die Etzella hat in der Saison mehrmals bewiesen, dass sie in der Lage ist, den Topteams ein Bein zu stellen. Im Finale werden sie noch einmal ein paar Prozent drauflegen. Es wird kein Spaziergang für uns.“

Freundschaftliche Stimmung

Auf eine provokative SMS braucht sich Turpel aber nicht einzustellen, Holtz bleibt vorsichtig, wie er erklärt: „Ich bin nicht der Typ, der andere anstachelt – denn wenn man verliert und geärgert wird, sagt man sich immer ‚hätte ich doch bloß nichts gesagt‘.“ Anders sieht es bei der Stimmungsprognose aus: „Unser Fanblock wird deutlich besser gefüllt sein als der Düdelinger, wage ich einfach mal zu behaupten. Unsere Anhänger werden für mächtig Stimmung sorgen, die werden wir auch brauchen.“

Egal, wie das Finale ausgeht, die Wege von Holtz und Turpell werden sich so schnell nicht wieder trennen: Die Nationalmannschaft ruft. Wie es danach für „Dave“ weitergeht, steht noch in den Sternen: „Eigentlich fühle ich mich in Düdelingen sehr wohl und habe viele Freunde auf und neben dem Platz gewonnen. Virton ist aber eine interessante Option, wenn sie in der zweiten belgischen Liga spielen – obwohl der Weg zum Training dann länger wäre. In den nächsten Tagen werde ich mich jedoch nicht entscheiden. Erst mal steht das Pokalfinale an, dann geht es zur Nationalmannschaft, danach in den Urlaub – und dann sehen wir weiter …“