„Gutland“ erobert Toronto

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Ein kleines Dorf mitten im ländlichen Nirgendwo in Luxemburg, ein junger Mann mit einem düsteren Geheimnis und eine Dorfgemeinschaft, die selbst einiges zu verbergen hat. Diese besondere Mischung macht aus Gutland ein Dorf-Krimi-Thriller der Extraklasse.

Im frühen Sommer taucht der Deutsche Jens Fauser, gespielt von Frederick Lau, nur mit einer Umhängetasche als Gepäck am Waldrand nahe dem luxemburgischen Dorf „Schandelsmillen“ auf. Die Erntezeit hat begonnen und der junge Mann versucht, eine Arbeit als Erntehelfer zu finden. Die Dorfgemeinschaft reagiert erst abweisend, doch als er auf einem Dorffest Lucy Loschetter (Vicky Krieps) kennenlernt, scheint sich alles zum Besseren zu wenden. Er wird in die Gemeinschaft aufgenommen. Ein perfektes Versteck für den gesuchten Verbrecher.

Doch es bleibt das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt. Jens entdeckt, dass in „Schandelsmillen“ alles längst nicht so idyllisch ist, wie er angenommen hat. Was ist mit der verlassenen Farm am Dorfrand passiert? Kann man wirklich jedem trauen? Der junge Mann begibt sich auf einen düsteren Pfad, dem er nicht mehr entfliehen kann.

Auf dem Filmfestival in Toronto

Der Film des luxemburgischen Regisseurs Govinda Van Maele tritt beim Filmfestival in Toronto an und wird dort am 8. September zum ersten Mal gezeigt. „Für mich ist es genau das richtige Festival für diesen Film“, verrät Van Maele kurz vor seiner Abreise nach Kanada. „In Toronto läuft viel World Cinema, doch gleichzeitig ist das Festival sehr offen für Neues. Gutland passt genau in den Schnittpunkt zwischen Genre-Film und European-Arthouse-Film.“ Bei der Produktion des Films war unter anderem auch der Film Fund Luxembourg beteiligt.

Große Chancen auf einen Preis rechnet sich der Regisseur allerdings nicht aus: „Hier werden viele Filme gezeigt, aber nur wenige Preise verliehen. Man geht auch eigentlich nicht hin, um ausgezeichnet zu werden. Mir geht es darum, dass der Film einem breiten Publikum gezeigt wird. Außerdem freut es mich, dass ich einen Film, der eine ziemlich lokale Geschichte erzählt, auf der anderen Seite der Welt zeigen kann.“

Luxemburg als Inspiration

Die Inspiration zum Dorf-Krimi lieferte teilweise seine eigene Biografie: „Ich bin selbst auf einem Dorf im Gutland aufgewachsen und konnte aus diesen Erfahrungen schöpfen. Luxemburg soll sich im Film groß und weitläufig anfühlen, damit es zu einem glaubwürdigen Setting für die Handlung wird.“ Gedreht wurde der Streifen teilweise im Ösling, teilweise rund um Echternach. „Die Handlung musste sich irgendwo nahe der deutschen Grenze abspielen, damit es logisch erscheint, wieso Jens gerade hier auftaucht.“

In welcher Zeit Gutland spielt, wird nicht genau genannt. „Die Handlungszeit ist nicht spezifiziert, es ist also kein Period Drama. Aber wir haben uns bewusst dafür entschieden, dem Film eine rückwärts gewandte Stimmung zu geben. Beispielsweise kamen Traktoren zum Einsatz, die zwar alt scheinen, aber dennoch auch heute noch genutzt werden könnten.“

„Der Dreh war sehr anstrengend, aber es hat viel Spaß gemacht“, erzählt Van Maele. „Ich bin schon seit der Kindheit mit Vicky befreundet und da sie selbst mit Frederick befreundet ist, hat sie ihn mit an Bord geholt. Auch das restliche Team kannte sich schon lange. So war es wirklich eine Gruppe von Freunden, die eben einen Film drehen.“ Während das Team mit dem engen Zeitplan und dem Wetter zu kämpfen hatte, war besonders die Geduld des Hauptdarstellers Frederick Lau gefordert: „Der Arme musste bis zu zwei Stunden täglich im Make-up sitzen. Das waren lange Tage für ihn, und auch für das ganze Team. Ich muss mich wirklich bei allen bedanken, die geholfen haben, Gutland auf die Beine zu stellen.“

Wann genau der Film von Govinda Van Maele in Luxemburg Premiere feiern wird, ist derzeit leider noch nicht bekannt.

Breadwinner und Mary Shelley

Neben Gutland haben es zwei weitere Luxemburger Filmproduktionen auf das Filmfestival in Toronto geschafft. Der Animationsfilm The Breadwinner, eine Koproduktion mit Irland und Canada mit der Produzentin Angelina Jolie, erzählt die Geschichte der 11-jährigen Parvana, die im kriegsgebeutelten Kabul um das Überleben ihrer Familie kämpft. Zwei Drittel der Animationen wurden im Studio 352 in Luxemburg realisiert.

Mary Shelley ist zwar ein hauptsächlich britisch-irischer Film, doch ein Großteil der Techniker stammt aus Luxemburg. Der Streifen erzählt die aufregende Liebesgeschichte der „Frankenstein-Autorin“ mit dem Dichter Percy Shelley.