Gutenberg meets Grevenmacher: Kulturhuef zeigt Geschichte der Druckkunst in neuem Licht

Gutenberg meets Grevenmacher: Kulturhuef zeigt Geschichte der Druckkunst in neuem Licht

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Im Juli öffneten sich die Pforten des neu gestalteten Druckereimuseums im „Kulturhuef Grevenmacher“ für den Besucher und für die Nostalgiker unter den Schwarzkünstlern – Schriftsetzer und Buchdrucker, deren Berufsbilder im Zeitalter der Digitalisierung als ausgestorben gelten. Ein Rundgang.

Von Herbert Becker

Johannes Gensfleisch zum Gutenberg, geboren im Jahre 1400 in Mainz – mit seinem Namen wird die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen und damit wiederverwendbaren Lettern weltweit in Verbindung gebracht. Ihm zuzuschreiben ist auch die Entwicklung der Druckpresse, der Druckfarbe und der Legierung zum Guss der Lettern. Sein Erfindergeist und Ideenreichtum machte es erstmals möglich, Bücher in höheren Auflagen zu produzieren, das später entstehende Zeitungswesen sollte mannigfaltig davon profitieren. In dem im Jahr 2000 eröffneten „Kulturhuef“ Grevenmacher war die erste Ausstellung im dortigen Museum der Zeitlinie von 1850 bis 1950 gewidmet.

Info

Kulturhuef Grevenmacher
54, rte de Trèves
Tel.: +352 267 464-1
www.kulturhuef.lu
mail@kulturhuef.lu

Öffnungszeiten:
Museum und Museumsshop
Montag-Sonntag von 14.00-18.00 Uhr

Nach erfolgreicher und aufwendiger Umgestaltung präsentiert das Museum seit Sommer die Geschichte der Druckkunst auf zwei Etagen, modern und lichtdurchflutet gestaltet. Die Verantwortlichen haben hierbei den Fokus auf die komplette Geschichte des Handwerks gelegt, mit einer anschaulichen „Timeline“, die die Zeit vom 3. Jahrtausend v. Chr. bis ins digitalisierte 21. Jahrhundert umfasst. Revolutionäre Wendepunkte in der Gesellschaft sind hier zum einen die Erfindung Gutenbergs und die heutige digitale Medienwelt. Der Besucher erfährt hier alles Wissenswerte auf 14 Infopaneelen, dazu präsentiert die „Timeline“ Ausstellungsstücke aus verschiedenen Jahrhunderten und auch historische Daten aus der bewegten Geschichte des Großherzogtums.

„Print is alive“

Die eingangs erwähnten Nostalgiker kommen im Erdgeschoss auf ihre Kosten: historische Maschinen, Handpresse, der berühmte Heidelberger Tiegel, Zylinder-Druckmaschinen, Abziehpressen für Korrekturabzüge – und alle auf funktionsfähigem und topgepflegtem Niveau. Die Funktionsweisen der Maschinen werden zudem durch historisches Filmmaterial visualisiert. Der Arbeitsplatz des Schriftsetzers mit Setzkästen, Setzschiff, Winkelhaken, Ahle, Typometer und Regletten – selbst der Autor dieser Zeilen (er ist gelernter Schriftsetzer) bekommt da feuchte Augen und Hände – und nicht zu vergessen: die von Ottmar Mergenthaler erfundene „Linotype-Setzmaschine“.

er Maschinenpark kommt aber auch sporadisch noch zum Einsatz: Unter dem Slogan „Print is alive“ bietet das Museum Workshops sowohl für Kinder als auch Erwachsene sowie Künstlerresidenzen. Künstler aus der Großregion fertigen hier Drucke ihrer Kunstwerke in kleinen Auflagen, die im Anschluss im ExpoCube des Museums dem Publikum zugänglich gemacht werden.

Infotexte in drei Sprachen

Um dem immer stärker werdenden internationalen Publikumsinteresse gerecht zu werden, sind die begleitenden Texte zu den Exponaten in Deutsch, Englisch und Französisch verfasst.

Neu im „Kulturhuef“ ist auch die Verknüpfung von Druckereimuseum, Spielkartenmuseum über die Familie Dieudonné, Kino (ehemaliges „Cinémaacher“) mit Blockbustern, Kinder- oder Autorenfilmen mit wöchentlich elf Vorstellungen, sowie dem Bistro (Ex-Kulturcafé), welches von Adriano und Francesca Miceli betrieben wird.

Fazit: Die neu konzipierte Ausstellung öffnet jedoch jedem passionierten und pensionierten „Jünger der schwarzen Kunst“ das Herz und bietet einen weitreichenden Überblick über die Entstehung eines Handwerks, das vor ca. 570 Jahren die Medienwelt revolutionierte.