Großbrand in Esch: „Eine dramatische Situation“

Großbrand in Esch: „Eine dramatische Situation“

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Kurz vor Anpfiff des WM-Spiels Brasilien – Mexiko ist am Montag in der rue d’Audun in Esch ein Großbrand ausgebrochen. Über hundert Feuerwehrmänner kämpften den ganzen Nachmittag und Abend gegen die Flammen. Zwei Gebäude wurden völlig zerstört, ein weiteres ist beschädigt.

Feuerwehrkommandant Guy Bernar staunt nicht schlecht, als sein Telefon am Montagnachmittag kurz nach 15.30 Uhr klingelt. Er hat den Chef eines Dachdeckerbetriebs am Apparat. Zwei seiner Männer, die gerade in einem Gebäude in der rue d’Audun in Esch arbeiten, haben einen Brand gemeldet. Bernar zögert nicht, benachrichtigt die Notrufzentrale und macht sich mit seinen Männern gleich auf den Weg. „Als wir vor Ort waren, haben wir festgestellt, dass es eine ziemlich heftige Rauchentwicklung in einer Halle gab“, so der Kommandant. „Wir haben gleich Verstärkung angefordert.“

Die Situation ist unübersichtlich. Bei der Halle, die brennt, handelt es sich um das „Showtime“. Das Lokal ist bekannt. Am Wochenende treten hier immer wieder Komiker auf. „Dann ist der Schuppen voll“, berichtet ein Bewohner eines Hauses ein paar Meter weiter. „Schade. Damit wird ab jetzt wahrscheinlich Schluss sein.“

Der Brand greift auf die umliegenden Gebäude über

Tatsächlich sieht es zu dem Zeitpunkt nicht gut aus. Es ist kurz vor 16.00 Uhr und gleich wird das WM-Spiel Brasilien – Mexiko angepfiffen. Doch die Menschen sammeln sich nicht in den Cafés, sondern entlang der Absperrungen, die von der Polizei errichtet werden. Mittlerweile schlagen Flammen aus dem Dach. Der anfänglich weiße Rauch wird schwarz und die Feuerwehr hat Schwierigkeiten, den Brand zu kontrollieren. Ein paar Feuerwehrleute, die reingelaufen waren, werden wieder herausgerufen. „Aus Sicherheitsgründen“, wie Bernar erklärt. Mittlerweile kreist auch ein Polizeihubschrauber über die Stadt. Er soll den Feuerwehrleuten helfen, den Überblick zu behalten.

Der Brand wütet weiter und fängt an, auf die angrenzenden Gebäude überzugreifen. Die Event-Halle hinter dem Gebäude des „Showtime“ bricht zusammen. Auch das Lokal rechts vom ersten Gebäude, das „Standing“, hat mittlerweile Feuer gefangen. Der Zugverkehr muss lahmgelegt werden, damit die Feuerwehr ihre Leitern ausfahren kann. Andernfalls könnten die Oberleitungen zur Gefahr werden. Kurz vor 18.00 Uhr taucht der Escher Bürgermeister Georges Mischo auf. Er rennt unter der Absperrung durch und läuft gleich zur Einsatzzentrale. „Die Situation ist dramatisch“, meint er wenig später.

19 Uhr: „Wir haben das Feuer so langsam im Griff“

Auch die Menschen, die in der Straße wohnen, werden unruhig. Eine Frau versucht, einem Mitarbeiter der Escher Gemeinde klarzumachen, dass sie in ihr Haus will, um nach ihren Sachen zu sehen. „Wenn es sein muss, schicken Sie mich mit einem Polizisten oder einem Feuerwehrmann hinein.“ Doch die Gefahr ist zu groß, auch sie muss hinter der Absperrung bleiben. Etwas weiter steht der Betreiber des Restaurants „Carpini“, das sich nur ein paar Häuser neben dem flammenden Gebäude befindet. Er wurde allerdings von den Feuerwehrleuten beruhigt. Bisher sei sein Lokal in Sicherheit. „Trotzdem lassen sie mich nicht hinein“, erklärt er dem Tageblatt gegenüber.

Die ersten guten Nachrichten gibt es dann gegen 19.00 Uhr. Feuerwehrkommandant Guy Bernar kommt aus der mobilen Zentrale. Er wirkt gleichzeitig ruhig und doch unter Strom. „Wir haben das Feuer so langsam im Griff“, meint er. „Es ist aber bei weitem noch nicht aus.“ In den beiden betroffenen Gebäuden gibt es noch zahlreiche Brandherde. Auch unter dem Dach. „Durch die Dachverkleidung kommen wir nicht gut an das Feuer heran“, meint Bernar. „Wir rechnen erst in drei Stunden mit ersten Resultaten“, sagt er. Personen seien wohl keine zu Schaden gekommen, doch der Sachschaden an den zwei Gebäuden ist beträchtlich. Auch das Haus links des „Showtime“ wurde beschädigt.

„Die Feuerwehrleute sind erschöpft“

Währenddessen werden auf dem Escher Bahnhof die Menschen in Busse geschickt. Der Bahnverkehr ist gestört. „Nach Belval fährt überhaupt kein Zug“, sagt ein CFL-Mitarbeiter. „Auch in die anderen Richtungen ist es schwierig“, meint er. Die Situation am Bahnhof entschärft sich erst später am Abend. Der Verkehr, der wegen der vielen Umleitungen ins Stocken gekommen war, fließt auch langsam wieder. Es kehrt erneut Normalität in die Escher Straßen. Die Terrassen der Brillstraße gleich neben den Absperrungen füllen sich mit Menschen. Die Schaulustigen werden immer weniger.

Gegen 21.30 Uhr kommt dann die endgültige Entwarnung. Das Feuer ist so weit gelöscht. Die meisten Feuerwehrleute machen sich auf den Weg nach Hause. 20 bleiben allerdings vor Ort, um sich um die letzten kleinen Brandherde zu kümmern. Sie bleiben die ganze Nacht, um eine Brandwache zu halten, falls Glutnester wieder aufflammen sollten. Diese Aufgabe übernehmen allerdings nicht die Escher Feuerwehrleute, sondern jene aus Lintgen und Hesperingen. „Die aus Esch und Umgebung sind zu erschöpft“, so ein Feuerwehrmann. Für die Anwohner aus der rue d’Audun sollte die Nacht allerdings eher unangenehm werden. Gas und Strom müssen vorerst aus bleiben. Die Menschen, deren Wohnung beim Brand zerstört wurde, wurden vom „Office social“ untergebracht, damit sie ein Dach über dem Kopf haben.

L.Marx
3. Juli 2018 - 18.20

Wenn das stimmt und sich bis zur Versicherungsgesellschaft herumspricht könnte es sein, dass am Ende auch der Chef des Dackdeckerbetriebs nicht schlecht staunt ...