Gran Canaria: Beliebtes Reiseziel und neue Heimat auch für Luxemburger

Gran Canaria: Beliebtes Reiseziel und neue Heimat auch für Luxemburger

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Gran Canaria ist ein sehr beliebtes Urlaubsziel – auch bei den Luxemburgern. Die kanarische Insel besticht mit ihren über 330 Sonnentagen im Jahr und ihren kilometerlangen Stränden.

Von Marc Gatti

Gran Canaria ist mit 1.560 km2 die drittgrößte Insel der Kanaren. Neben Langzeiturlaubern boomt dort der Gaytourismus. Belegt wird das durch die vor einigen Jahren publizierte Statistik des Fremdenverkehrsamtes, derzufolge jährlich um die 500.000 LGBT-Menschen (Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender-Personen) nach Gran Canaria reisen. Die im Mai stattfindende Maspalomas Pride stellt dabei einen der großen Höhepunkte dar. Dieser Termin ist in den Kalendern vieler Luxemburger vorgemerkt: Es kommt öfters vor, dass Luxemburger Künstler wie Miss Thalia Garcia während der Veranstaltung auf der Insel auftreten.

Knapp drei Millionen Touristen verbringen jährlich ihren Urlaub auf Gran Canaria. Die Insel musste in den letzten Monaten einen allgemeinen Touristen-Rückgang von sechs bis acht Prozent hinnehmen. Das erklärt sich dadurch, dass wieder mehr Menschen nach Ägypten, Tunesien und in die Türkei reisen. Der stellvertretenden Direktorin Eva Karg aus dem Vier-Sterne-Hotel „Sandy Beach“ zufolge trifft dies allerdings nicht auf Urlauber aus dem Großherzogtum zu. „Unser Haus wird jedes Jahr von vielen Stammgästen aus Luxemburg besucht. Einige kommen schon seit mehr als 20 Jahren zu uns“, erklärt Eva Karg, die auch so einiges mit dem Großherzogtum verbindet. Das „Sandy Beach“ und die Luxemburger haben eine besondere Beziehung zueinander. Seit fast drei Jahrzehnten wird das Hotel von der Schweizerin Ursula Matas geleitet. Sie kennt die Wünsche der Luxemburger Gäste genau.

Drei Millionen Touristen

Ob Nico aus Luxemburg-Stadt, Josette und Alphonse aus Rodange, Roland und Germaine aus Petingen, Tanja aus dem hohen Norden oder auch Jean-Claude aus Differdingen: Frau Matas kennt alle persönlich. „Über Weihnachten und Neujahr 2018 waren nicht weniger als 40 Gäste aus Luxemburg in unserem Haus“, erzählt die engagierte Direktorin.

Mehrmals im Jahr reisen Jeanny und Pierre Friederich-Schmit aus Beringen ins „Sandy Beach“. Das rüstige Verlegerpaar kann beim angenehmen Klima sehr gut vom Alltag abschalten. Jeanny nutzt die Zeit zudem, um in aller Ruhe an ihren Projekten arbeiten zu können, wie an dem neuen Buch, das in Kürze erscheinen wird. „Laf Jong, laf“ ist eine wahre Geschichte, die aus dem Englischen übersetzt wird und aus einem Buch des israelischen Autors Uri Orlev stammt. Während Jeanny sich dem widmet, stöbert Ehemann Pierre – in Luxemburg besser als Mister Tic Tak bekannt – auf den Märkten von San Fernando und Puerto Mogán, vielleicht ist ja etwas für seine Uhrensammlung dabei. Weit über 1.000 Uhren befinden sich in seinem Besitz. Die Frage, ob für das Ehepaar eine komplette Auswanderung oder eine Überwinterung infrage kommen würde, verneinen die beiden klar. Neben ihrem Verlag ist das Ehepaar in Luxemburg vor allem in patriotischen Vereinen noch sehr aktiv.

Gefragter DJ

Einer von denen, die die Auswanderung wagten, ist der 48-jährige gebürtige Rodanger Laurent Mick. 2014 traf der gelernte Musiker die Entscheidung, in Gran Canaria nochmals einen Neuanfang zu starten. Allem Anschein nach ist dies voll geglückt. Tagsüber ist Laurent mit seiner eigenen Firma beschäftigt, Audiomaterial zu vermieten und zu verkaufen. An den Abenden tritt er als DJ Mick auf Poolpartys in verschiedenen Hotels oder in der Kneipenstraße des bekannten Centro Cita auf.

Bei seinen Auftritten kommt der DJ seinem Publikum gerne entgegen. So ist es nicht verwunderlich, dass er auf Nachfrage auch mal Faustis „Zwou Bulle Mokka“ auflegt. Im „Sandy Beach“ hat Laurent seine Lebensgefährtin Nereida kennengelernt, die als Kellnerin an der Poolbar des Hotels arbeitet. Nicht nur in angesagten Hotels legt DJ Mick auf, er hat bereits Auftritte mit Daniel Lopes, dem einstigen DSDS-Teilnehmer, absolviert, wie auch mit dem Pianisten Sascha Klaar.

Ein Auftritt im Beach-Klub Amadores von Fußballer David Silva sowie die Teilnahme am Karneval von Maspalomas sind nur einige der Highlights von Laurent Micks musikalischer Laufbahn. „Obwohl ich hier auf Gran Canaria viel mehr arbeiten muss, möchte ich dies nicht mehr missen.“ Bedingt durch das gute Klima sei die Stimmung eine ganz andere. „Viele Sonnenstunden am Tag, immer gut gelaunte Menschen um mich, was will man mehr?“, meint Laurent Mick. Der Zukunft sieht Laurent sehr entspannt entgegen mit einem prall gefüllten Terminkalender. Einige der Anfragen stammen sogar aus seiner alten Heimat.

Stress und viel Sonne

Ein weiterer Luxemburger, der seinen Lebensmittelpunkt nach Gran Canaria verlagert hat, ist der 63-jährige René Höfliger. Seit Jahren ist er der Besitzer des Restaurants „Parrots“ im Einkaufs- und Vergnügungszentrum Yumbo. Es ist ein charmantes Restaurant mit Terrasse, in dem den Kunden aus aller Welt französische Spezialitäten mit einem spanischen Touch angeboten werden. Genau wie Laurent Mick spricht auch René Höfliger von den angenehmen klimatischen Bedingungen, durch die man gerne über die Mehrarbeit hinwegsieht. Obwohl uns der Gastronom bestätigt, dass die letzten zwei Wochen während der „Pride“ sehr anstrengend waren: Um die 100.000 Besucher sind zu diesem Event gekommen.

Neben dem Luxemburger Gastronom gibt es noch einen Luxemburger Friseur an der Playa del Inglés. Allerdings ist nicht sofort klar, dass es sich um einen Luxemburger handelt. Wer hätte schon hinter dem Namen Jean de Paris einen Luxemburger vermutet?