Gold-Wing-Fans rollen auf Luxemburg zu

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Die internationale Fangemeinde des überschweren Bikes trifft sich in Koerich.

„They are never too fat to be cool“, das sagt ein Fachmagazin wie Motorrad Online über die Maschinen. Unbeteiligte Nicht-Motorradfahrer fragen sich, wo denn angesichts der bulligen Wuchtigkeit noch ein Unterschied zum Pkw ist. Für Fans der Gold Wing gibt es gar keine Diskussion: Die Gold Wing ist der Rolls-Royce unter den Motorrädern.

Aussagen wie diese werden Harley-Davidson-Fahrern gar nicht gefallen. Auch um diese Maschinen herrscht ein Kult, „Easy Rider“ sei Dank. Die erste Gold Wing wurde fünf Jahre nach dem Film präsentiert. Um das Wetteifern der beiden Fanclubs weiß der Präsident des Gold Wing Club Lëtzebuerg, Paul Arent. „Wir stippeln immer ein wenig, die Harley-Fahrer halten dagegen“, sagt Paul Arent, „insgesamt verstehen wir uns aber gut.“

30.000 für eine neue Gold Wing

Es ist also ein eher sportlicher Wettstreit unter den Fans, die sich preislich gesehen im gleichen Segment für ihr Hobby bewegen. Für das neueste Modell der Gold Wing muss man nach Angaben des Clubs 30.000 Euro hinblättern, bei einer Harley Davidson sind Interessierte schnell bei der gleichen Summe.

Trotzdem: Knapp 350 Kilogramm Gewicht, ein 1.800-Kubik-Motor mit sechs Zylindern, GPS, Radio mit MP3-Anschluss, Airbags und ein Rückwärtsgang, der schwere „Bulli“ erzeugt überall Aufsehen. „Die Überzeugung, mit dem Besten zu fahren, was es gibt“, so erklärt Arent, selbst seit 1994 begeisterter Gold-Wing-Fahrer, die Faszination. „Das ist der Rolls-Royce unter den Motorrädern“, sagt er. Wer gemütlich reisen wolle, der greife zu dieser Maschine. „Sie fährt so schön ruhig“, sagt Arent.

Unfallserie in den 80ern

Das war nicht immer so. In den späten 80er Jahren kam es immer wieder zu Unfällen, weil die Maschinen bei hohen Geschwindigkeiten zu „wackeln“ anfingen. Schadensersatzprozesse gegen den Hersteller Honda folgten in Deutschland. „Das stimmt“, sagt Arent, „wenn jemand schnell fahren will, ist das nicht die richtige Wahl.“ Gold-Wing-Fahrer halten es mit der Devise „Reisen statt Rasen“. Was macht den Reiz noch aus? „Die Freiheit“, sagt Arent. Die feiern die Harley-Fans zwar auch, aber nicht so bequem.

Fußball wird am Wochenende auf dem Platz der Gemeinde eher nicht gespielt. Das Terrain ist der Fangemeinde vorbehalten. Ab Donnerstag trifft sie sich, und das bereits zum 31. Mal. Die Begeisterung ist also kein Hype, sondern ein Bekenntnis. Das Treffen ist international ausgerichtet und wird vom Luxemburger Club organisiert.

Europäische Dimension

Der Enthusiasmus für die Maschinen hat eine europäische Dimension. Der hiesige Club – 1985 gegründet – hat rund 48 Mitglieder, Mitglieder aus anderen europäischen Clubs helfen in Luxemburg, um das „Event“ zu stemmen. Am Freitag zieht der europäische Verband in Koerich Bilanz der zahlreichen europäischen Treffen. Das sind bei 27 Mitgliedsländern ziemlich viele. „Wir machen es deswegen hier in Luxemburg nur noch alle zwei Jahre“, sagt der Präsident, „niemand kann heutzutage mehr alle Treffen europaweit besuchen.“

2015 waren es in Käerjeng über 300 Maschinen und Fahrer, die angereist waren. Dieses Mal rechnet Arent mit 350-360 Maschinen und deren Fahrern. Das Treffen dauert bis Sonntag.