Gewinner steht fest, Ausgang ist offen

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MONNERICH – Alles andere als eine typische Südgemeinde: Ehemals fest in CSV-Hand, wird die Gemeinde erst seit 2005 von der LSAP geführt.

Monnerich ist keine typische Südgemeinde. Ehemals fest in CSV-Hand, wird die Gemeinde seit 2005 von der LSAP geführt, seit 2011 sogar mit einer absoluten Mehrheit im Rücken. Die Fragen, die sich nun stellen, sind: Wird die LSAP diese halten können? Oder würden die drei anderen Parteien CSV, DP und Grüne gar die Dreierkoalition gegen die LSAP wagen?
Um es vorwegzunehmen, ein „Putsch“ scheint unwahrscheinlich. Trotzdem ist auch in Monnerich für Spannung gesorgt.

Monnerich ist keine typische Südgemeinde, dafür geht es ihr zu gut. Sie ist mit nur 28 Prozent Ausländeranteil zu luxemburgisch, Arbeitslosigkeit ist nicht das größte Thema unter den Einwohnern. Früher eine Bauerngemeinde – und damit CSV-Terrain –, ist Monnerich über die Jahre zu einem beliebten Wohnziel all jener geworden, die in anderen Südgemeinden, vor allem in Esch, nicht mehr genügend Lebensqualität für sich finden.

Absolute Mehrheit

Das lag an den demografischen Entwicklungen in den meisten Kommunen des Südens, aber auch am damals vor allem im Vergleich zu Esch niedrigen Grundstückspreis.
Auch das ist ein Grund, wieso die LSAP hier mittlerweile die absolute Mehrheit hat. Der zweite Grund ist personengebunden.

Dan Kersch, mittlerweile Innenminister, hat die LSAP 2005 an die Spitze der Gemeinde geführt. Es war auch der Startschuss zu Kerschs politischer Karriere. Bei den Wahlen 2011 folgte das Meisterstück: Die LSAP machte aus einer ehemaligen CSV-DP-Hochburg mitten im Süden eine durch und durch rote Gemeinde. Die LSAP führt die Kommune seitdem mit einer absoluten Mehrheit.

Die Zeit nach Kersch

2013 werden Dan Kerschs Verdienste um die Partei national vergütet. In der neuen Dreierkoalition an der Spitze des Landes wird er zum Minister berufen. In Monnerich ist das die Stunde von Christine Schweich. Die damals 30-jährige Anwältin übernimmt die Geschicke in der Gemeinde, da Jean Orlando, der Zweitgewählte auf der LSAP-Liste von 2011, ihr den Vortritt überlässt. Wen dieser Schritt damals überraschte, dürfte ihn nun nachvollziehen können.

Christine Schweich, das „stack Monnerecher Meedchen“, wie sie sich selber bezeichnet, hat sich einen Namen gemacht. Und das weit über Monnerich hinaus, wo sie als Arzttochter bereits den gewissen Bekanntheitsgrad hatte, der einem Lokalpolitiker den Start in die politische Karriere vereinfacht.

Christine Schweich, so viel lässt sich feststellen, hat ihre Chance genutzt. Die Gemeinderäte laufen zügig und gesittet ab. Die Entwicklung der Gemeinde schreitet voran. Monnerich wächst weiter, und das ohne größere Probleme. Das ist zumindest der Eindruck, den Gespräche mit den Spitzenkandidaten der anderen Parteien nahelegen. Klar gibt es Streitpunkte, etwa wo die neue „Maison relais“ gebaut werden soll oder wo die Jugendfußballer künftig am besten trainieren – so etwas wie Empörung oder Frustration über die Entwicklung der Gemeinde unter der jungen Bürgermeisterin ist aber weder aus den Aussagen von Jeannot Fürpass (CSV) noch von Serge Gaspar (DP) oder von Servais Quintus („déi gréng“) zu hören.

Was auf dem Spiel steht

So geht Christine Schweich auch „sehr zuversichtlich“ in die Wahlen vom kommenden Sonntag. Die erste LSAP-Liste in Monnerich nach der Kersch-Zeit kann sich auch sehen lassen. Es sind landesweit bekannte Namen drauf, etwa die Ex-Sportler John van Rijswijck oder Marc Fancelli, der erfahrene Jean Orlando ist noch einmal dabei, daneben als Zweite Schöffin die Apothekerin Danielle Becker-Bauer oder auch noch der frühere OGBL-Mann René Pizzaferri.

Was fehlt, ist einzig ein neues, hoffnungsvolles Gesicht. Aber das ist irgendwie eine Rolle, die Christine Schweich sogar als antretende Bürgermeisterin einnehmen kann. Bei den Wahlen 2011 war sie politisch ein unbeschriebenes Blatt und schaffte es auf Anhieb auf den dritten LSAP-Platz.

Für die LSAP geht es demnach darum, ihre Position zu halten. Und ab da wird es spannend. 50,11 Prozent der Stimmen bekamen die Sozialisten 2011 in Monnerich – das ist zwar eine absolute Mehrheit, aber eine denkbar knappe. Die LSAP wird aller Wahrscheinlichkeit nach stärkste Partei bleiben, die komfortable Situation des alleinigen Schaltens und Waltens steht aber auf dem Spiel. Es ist auch der Punkt, wo die Spekulation einer eventuellen, jedoch unwahrscheinlichen Dreierkoalition aus CSV, DP und Grünen ins Spiel kommt.

Stimmen zu verteilen

Spannend wird es auch, da erstens mehr Wähler eingeschrieben sind (die Einwohnerzahl stieg während der letzten Mandatsperiode von rund 6.300 auf 6.800) und zweitens die ADR nicht mehr antritt, die es 2011 auf 5,55 Prozent der Stimmen brachte. Nicht ausgeschlossen wird auch ein Stimmenverlust bei den Grünen, die dem Vernehmen nach erstens eher wenig Wahlkampagne machten und zweitens eher viele Mitglieder einer einzigen Familie auf ihrer Liste haben.
Die DP errang darüber hinaus ihren zweiten Sitz 2011 nur äußerst knapp dank eines Überhangmandates. Der LSAP fehlten damals rund 130 Stimmen und sie hätte in dem 13-köpfigen Gemeinderat keine sieben, sondern acht Sitze innegehabt und die DP statt ihren zwei nur einen.

Demnach wird vor allem das Ergebnis der CSV mit Spannung zu erwarten sein. Beim Blick auf die Liste der Christdemokraten sticht außerhalb Monnerichs Gemeindegrenzen ein Name besonders hervor. Die CSV-Abgeordnete und frühere Topsportlerin Nancy Kemp-Arendt tritt erstmals bei Lokalwahlen an. Zuvor war die Wahl-Monnericherin nur auf den Listen zu den Chamberwahlen zu finden. Sie sitzt, mit einer kurzen Unterbrechung, seit 1996 im Parlament. Erfahrung auf nationalpolitischer Ebene ist ihr demnach nicht abzusprechen. Ob das die Monnericher Wähler besonders beeindruckt, bleibt abzuwarten.

Hohes Ansehen in der Gemeinde genießt zweifellos der andere CSV-Spitzenkandidat, Jeannot Fürpass, selber Schöffe in der LSAP-CSV-Koalition von 2005 bis 2011. Fürpass hat das Ergebnis 2011 nie richtig verstehen können. „Die Arbeit, die wir damals für die Gemeinde leisteten, wurde vom Wähler nicht gewürdigt“, sagt Fürpass. Er selber sei wohl zu zurückhaltend aufgetreten, habe den eigenen Beitrag nicht ausreichend in den Vordergrund gestellt, erklärt er. Etwas, das der LSAP unter Dan Kersch damals offensichtlich erfolgreicher gelang. In die Wahlen geht Fürpass nun „zuversichtlich, aber nicht euphorisch“. Zwei Spitzenkandidaten zu haben, ist für die CSV sicherlich kein schlechter Zug, lässt aber einige Fragen offen.

Jeder mit Jedem

Jeannot Fürpass und Nancy Kemp-Arendt bilden ein Team, das lokale und nationale Erfahrung vereint. Die Kandidatur von Nancy Kemp-Arendt zielt wohl auch darauf, der LSAP-Spitzenkandidatin in einem Bereich kein freies Feld zu überlassen: Christine Schweich ist damit nicht mehr die einzige Frau, die sich um das Spitzenamt in der Kommune bewirbt. Wer aber wird Bürgermeister, falls die CSV die Gemeinde in Zukunft führen sollte, Jeannot Fürpass oder Nancy Kemp-Arendt? Wer von beiden würde in einer LSAP-CSV-Koalition den zweiten, den Christdemokraten dann wohl reservierten Schöffenposten übernehmen?

Jeannot Fürpass sagt, „das ist nicht durchgesprochen“. Sich jetzt darüber zu äußern, sei „spekulativ, und das will ich nicht“. Das ist natürlich sein gutes Recht. Trotzdem könnten sich Monnericher Wähler in diesen Fragen mehr Klarheit wünschen.

Die meisten Stimmen in Monnerich werden sich wohl auf die LSAP und die CSV verteilen. Trotzdem darf man DP und Grüne nicht außer Acht lassen. Als Koalitionspartner für die LSAP, wenn sie denn einen bräuchten, kämen auch diese beiden Parteien infrage. Serge Gaspar von der DP bringt es folgendermaßen auf den Punkt: „Zu Monnerech ka jiddweree mat jidderengem.“

Druck von oben?

Und verständlicherweise will nicht nur die LSAP die Politik in Monnerich bestimmen. Jeannot Fürpass hatte ja schon einmal eine solche Verantwortung. Serge Gaspar etwa oder Servais Quintus, der die Grünen in die Wahlen führt, blieb dieses Privileg bislang verwehrt. Und beide haben den Verdienst, wie Jeannot Fürpass auch, in den vergangenen Jahren eine saubere und konstruktive Oppositionsarbeit geleistet zu haben.

Demnach: Auch in Monnerich wird es spannend am kommenden Sonntag. Nur vier Parteien treten an. Alles deutet darauf hin, dass die LSAP weiter die Richtung vorgeben wird. Die Frage bleibt, ob sie es alleine tun wird können oder einen Partner braucht. Eine Dreierkoalition ist den Aussagen der Spitzenkandidaten zufolge kaum vorstellbar. Irgendwie finden alle, das sei kein guter politischer Stil und das passe nicht zu Monnerich. Oder um es in den Worten von Jeannot Fürpass zu sagen: „Es geht mir mehr um die Sache.“ Gleichwohl muss erst einmal das Ergebnis abgewartet werden. Und Jeannot Fürpass ist nicht die ganze CSV.

In der Partei dürfte es auch Stimmen geben, die die Möglichkeit der Rückeroberung ihrer einstigen Hochburg im Süden, sollte sich eine solche Gelegenheit bieten, ebenfalls auf diesem Weg forcieren würden. Auch in Monnerich werden am späten Sonntagabend und in den Folgetagen wohl Entscheidungen zu treffen sein. Bürgermeisterin Christine Schweich dürfte davor nicht zurückschrecken. Über ihre Tätigkeit als Bürgermeisterin sagt sie, „das Schlimmste ist, wenn du gar keine Entscheidungen triffst“.

J.C. KEMP
3. Oktober 2017 - 11.56

Ech wënschen der csv de Fluch vun enger absoluter Majoritéit bei de Landeswahlen. Da si sin se gezwongen, hiere ganze Wahlprogramm integral auszeféieren, ouni sech hannert engem Koalitiounspartner kënnen ze verstoppe. Duerno schwetzt 20 Joër kee méi vun hinnen.

Sylvia
3. Oktober 2017 - 11.27

@Robbes Sie haaten een gudd Virbild , schliesslech huet CSV op kommunalem Niveau virgeputscht

Romain K
3. Oktober 2017 - 10.43

Wesst dir iwerhaapt waat een Putsch ass...?....Et ass ongleeflech wei nodroend Letzebuerger kennen sin...no 4 Joer nach emmer....mei oh mei....Ech hoffen fier ALLEGUERTEN dei die heiten Regierung verdammen hei zu Letzebuerg datt CSV dei absoluten Majoritéit géif kreien an dann kennen sie beweisen wat se drop hun...an dann kucken mir mol wei et dann geet...ech sinn awer der Meening dat vill Letzebuerger no 1 Joer dann erem géint CSV jaitzen an sech vielleicht awer erem die 3er Qualition zererckwenschen...

Xavier
3. Oktober 2017 - 10.29

wann een schweich googelt liest een direkt: avocate et chasseuse!!! wéi geet dat dann??? de leit wellen hellefen, wann iwwerhapt, an déieren ofknallen??? ONwielbar

Medlar Germain
3. Oktober 2017 - 9.04

ech géif kee wielen deen op d'Juegd geet an op Déiere schéisst

Robbes
3. Oktober 2017 - 8.45

"Oder würden die drei anderen Parteien CSV, DP und Grüne gar die Dreierkoalition gegen die LSAP wagen? Um es vorwegzunehmen, ein „Putsch“ scheint unwahrscheinlich. " Schéin, datt endlech een zougëtt, datt dat wat d´DP, d'LSAP an déi Gréng um nationale Niveau gemaach hunn, e "Putsch" war.