Geschichten aus dem Sommerloch: Ein Rückblick auf die politischen Aufreger in Luxemburg während der Urlaubszeit

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Die „Rentrée“ steht vor der Tür – Luxemburg erwacht. Ein kurzer Überblick über
die Geschichten der beiden vergangenen Monate, die Sie kennen sollten – und die Sie getrost ignorieren können.

Was für ein Sommer. Temperaturen von über 35 Grad Celsius und das über mehrere Wochen hinweg. Regen war lange Zeit nicht in Sicht, der Sommer wollte einfach nicht enden. Und während der Meteorologe Jörg Kachelmann unentwegt in sozialen und klassischen Medien den Unterschied zwischen Hitze- und Dürrewelle erklärte, fragten sich eigentlich alle, ob das nun die Konsequenz des menschengemachten Klimawandels sei.

Klimaforscher verweisen dabei auf den Unterschied von Wetter und Klima. Unter Wetter versteht man den kurzfristigen Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit. Das Klima dagegen bezieht sich auf längere Zeiträume – mindestens 30 Jahre. Ein heißer Sommer macht noch keinen Klimawandel, so die wissenschaftliche Position dazu. Alles gut also? Keineswegs. Denn auch über einen längeren Beobachtungszeitraum lässt sich ein Temperaturanstieg feststellen. Tendenz steigend.

Eine direkte Konsequenz der hohen Temperaturen in diesem Sommer ist die Blaualgen-Plage in Luxemburgs Gewässern. Zunächst im Stausee, dann im See von Weiswampach und schlussendlich auch in der Mosel – in sämtlichen Gewässern machten sich die Cyanobakterien breit. An eine Abkühlung im warmen Sommer war also nicht zu denken, denn Blaualgen sind giftig.

Für das Umweltministerium waren die Schuldigen schnell ausgemacht: die Landwirte. Denn Blaualgen entwickeln sich nachweislich aus einer Kombination von hohen Temperaturen und hohem Nährstoffgehalt. Und dieser entsteht durch zu intensive Düngung der Äcker. Die Bauern sehen sich dabei zu Unrecht in die Ecke gedrängt und zeigen wenig Verständnis. Fakt ist: Das Problem wird uns auch in den nächsten Jahren begleiten.

Die Ungereimtheiten von Remerschen

Dort, wo noch gebadet werden durfte, kam es hingegen zu schweren Unfällen. Im Schwimmbad von Grevenmacher ertrank ein sechsjähriger Junge, im Weiher von Remerschen gleich zwei Menschen.

Vor allem der Tod von José Carlos Cardoso, der als Rapper Puto G auftrat, sorgte dabei für Entsetzen. Die investigative Recherche der Contacto-Reporterin Paula Telo Alves deckte dabei gleich eine Reihe von Ungereimtheiten am Weiher von Remerschen auf. Personal, das nicht in der Lage war, den Notstand der Situation richtig einzuschätzen. Personal, das eigentlich überhaupt nicht für die Sicherheit im Weiher zuständig ist. Und Personal, das angeblich das Eintrittsband des Verstorbenen nachträglich entfernt haben soll.

Remerschen wirft noch weitere Fragen auf: Warum stellt sich Carlo Bigatin in einem Tageblatt-Artikel im April als „Rettungsschwimmer“ vor, was er nachweislich nicht ist? Warum spricht der Schöffe der Gemeinde Schengen Tom Weber bei der Ursache, die zum Ertrinken geführt hat, von einer „Krise“ und schließt kategorisch aus, dass die Algenpest im Weiher etwas damit zu tun hat? Warum veranlasste die Staatsanwaltschaft keine Autopsie? Und warum war über eine Stunde niemand – auch nicht die Bekannten oder andere Besucher – in der Lage, einen Notarzt zu rufen? Es ist ein beunruhigender Vorfall, der den Verdacht erhärtet, dass gleich eine Reihe von Behörden ihrer Verantwortung nicht nachgekommen sind.

Kandidaten wider Willen

Für den politischen Aufreger des Sommers sorgte die Initiative „Demokratie 2018“, die als Partei „Demokratie“ im Zentrum und im Süden an den Nationalwahlen teilnehmen wird. Das Problem: Mehrere Personen wollen nie ihr Einverständnis für eine Kandidatur gegeben haben. Sie hätten zwar etwas unterschrieben, seien allerdings getäuscht geworden und nun gegen ihren Willen Kandidat.

Die Partei wollte anschließend die Listen zurückziehen, was laut Gesetz jedoch nicht mehr möglich ist. In der Folge versuchten Medien und Politiker, die Geschichte zu skandalisieren, ja, sogar das Wort „Neuwahlen“ wurde in den politischen Raum geworfen. Dazu wird es nicht kommen. Die Geschichte zeigt wohl eher, dass wir alle – sowohl in der virtuellen als in der realen Welt – das Kleingedruckte lesen sollten, bevor wir etwas unterschreiben.

Und sonst so?

Der Großteil der Politiker war im August im Urlaub. Und mit ihnen der Wahlkampf. Niemand hat also etwas nachhaltig politisch Bedeutendes in Luxemburg verpasst.
Dabei liegen mittlerweile nahezu alle Parteiprogramme vor, die Parteislogans sind veröffentlicht und die Konterfeis der Spitzenpolitiker schmücken die Öffentlichkeit. Der Kampf um das bessere Argument lässt allerdings noch auf sich warten.